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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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wegzuwischen pflegten. Eine kurze Bewegung mit dem Kopf, und es war abgetan.
    Jackie stand plötzlich neben mir. »Alex, komm mal eben rüber«, sagte er. »Ich möchte dich mit jemandem bekanntmachen.«
    Ich sah die Frau an, mit der er gesprochen hatte. Das Gesicht kam mir vage bekannt vor, aber ich konnte mich nicht erinnern, wo ich es schon einmal gesehen hatte. Sie war in den Dreißigern, Mitte bis spät. Braune Haare, eine blonde Strähne auf einer Seite. Blaue Augen, ein dunkles Blau, fast violett. Vielleicht hätte ich sie attraktiv gefunden, wären nicht seit Sylvia fast alle meine Schaltkreise ausgefallen. Sie saß am Ende der Theke, und der Hocker neben ihr war leer, so als gäbe es eine unsichtbare Blase um sie herum, die die Männer fernhielt. Sie hatte die Hände vor sich auf der Theke gefaltet und sah zur Weihnachtskette hoch.
    »Wer ist das?« fragte ich.
    »Sie heißt Dorothy«, sagte er. »Sie wartet auf dich.«
    Sie blickte in ihren Schoß, öffnete ihre Jacke und zog eine Schachtel Zigaretten heraus. Es war eine Lederjacke. Bei weitem nicht warm genug.
    Plötzlich war es da. Mir fiel ein, wo ich sie gesehen hatte.

Kapitel 4
    »Es war nicht schwer, Sie zu finden«, sagte sie. Wir hatten uns an den kleinen Tisch neben dem Kamin gesetzt. Sie saß mir gegenüber und sah sich in dem Raum mit all den Männern in ihren Schneemobilanzügen um. Jackie war vorbeigekommen, hatte mir ein Bier hingestellt und sie gefragt, ob er ihr etwas bringen könne. Sie bat um ein Glas Wasser. »Ich hab in der Kneipe angefangen, wissen Sie, in der von gestern abend. Der mit all den Tieren.«
    »Das Horns Inn«, sagte ich. »Sie waren mit der anderen Hockeymannschaft da.«
    »Wird Ihnen da nicht unheimlich zumute? Wenn alle die Augen Sie anstarren?«
    »So habe ich das noch nie gesehen. Wenn ich das nächste Mal da bin, werde ich drauf achten.«
    Sie lächelte. Ihre Augen waren gerötet. Sie wirkte müde. »Der Wirt dort kannte Sie«, erklärte sie. »Er hat mir gesagt, Sie seien Privatdetektiv. Der Rechtsanwalt, für den Sie gearbeitet haben, hat dort viel verkehrt und oft von Ihnen erzählt. Stimmt es, daß Sie eine Kugel im Herzen haben?«
    »Neben dem Herzen.«
    »Okay, das leuchtet schon eher ein«, sagte sie. »Wenn Sie sie im Herzen hätten, wären Sie doch tot, oder? Wie ist das überhaupt passiert?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich.
    Sie nickte und biß sich auf die Lippe. Ich konnte sehen, daß an einem ihrer Schneidezähne eine Ecke fehlte. »Er hat mir gesagt, daß Sie hier wohnen. In Paradise. Ich wußte, daß es eine kleine Stadt ist, und da dachte ich mir, daß es nicht schwer sein würde, Sie zu finden. Ich bin hierher getrampt, stellen Sie sich das mal vor. Das habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gemacht. Als ich in der Stadt war, hat mir der Typ an der Tankstelle geraten, es mal hier zu versuchen. Ich hab mich dann mit Jakkie da drüben unterhalten.« Sie blickte ihn über die Schulter an. »Er ist ein sehr netter Mann.«
    »Sie sind Indianerin, nicht wahr?« fragte ich. Hätte ich nicht darauf geachtet, wäre es mir nie aufgefallen. In ihrem Gesicht war nur eine ganz leise Andeutung davon zu sehen, eine gewisse Ruhe in ihren Augen. »Vinnie hat Sie erkannt. Er hat gesagt, Sie sind im Reservat aufgewachsen.«
    »Vinnie wie weiter?«
    »Vinnie LeBlanc.«
    »Ich kenne ihn nicht«, sagte sie. »Ich kann mich nicht an viele Leute aus der Zeit erinnern. Ich bin seit, ja mein Gott, es müssen zehn Jahre sein, von da weg. Bis vor zwei Monaten war ich nicht mal mehr auf der Oberen Halbinsel.«
    »Er kann sich an Sie erinnern«, sagte ich. »Aus der Kinderzeit noch, nehme ich an.«
    »Kann sein«, sagte sie. »Na, jedenfalls werden Sie sich fragen, wieso ich nach Ihnen suche.«
    »Ich bin davon ausgegangen, daß Sie mir das erzählen würden.«
    »Es ist so, Alex … Darf ich Sie Alex nennen?«
    »Na klar.«
    »Was ich mich frage, ist, ob Sie im Moment zufällig frei sind. Ich meine, kann ich Sie engagieren?«
    »Mich engagieren?« fragte ich. »Moment mal. Ich bin nicht mehr wirklich Privatdetektiv. Ich weiß nicht mal, ob ich jemals einer war.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich. »Noch eine lange Geschichte.«
    »Oh«, sagte sie nur. So müde sie bisher schon gewirkt hatte, schien das jetzt noch weiter die Luft aus ihr herauszulassen. Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück und schloß die Augen.
    »Zufällig habe ich gerade heute nachmittag mit einem

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