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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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»Wie sollten sie sonst da draußen hingekommen sein? Mit der Fähre?«
    »Mann, sind Sie lustig. Ich meine natürlich, ob Sie wissen, warum sie dahingegangen sind. Warum sie den ganzen Weg übers Eis gemacht haben, nur um zu der Insel zu kommen.«
    »Es sind Jäger«, sagte ich. »Da gibt es nur einen Grund, dahin zu gehen.«
    »Ja, die Elche. Zuerst sind die Elche übers Eis gegangen. Und dann sind die Wölfe hinterher, um nach ihnen zu sehen.«
    »Klar.«
    »Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie sind so ein Elch. Da denken Sie, jetzt haben Sie endlich einen sicheren Platz gefunden, wo es keine Wölfe gibt. Und dann, eines Tages …«
    Ich fuhr weiter.
    »Die Wölfe werden Sie finden, Alex. Denken Sie daran.«
    »Ich werde dran denken«, sagte ich.
    »Mein Gott, ich kann es gar nicht fassen, daß ich wieder hier bin.« Sie fiel in einen falschen Yooper-Akzent: »Hier gehör ich hin, wie?«
    Ich sagte gar nichts.
    »Ich hasse die Gegend, Alex. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr.«
    »Da wären wir«, sagte ich. Ich fuhr nach links zwischen die Bäume. Der Schnee hatte meine Stichstraße nahezu verschwinden lassen. Morgen früh mußte ich auf jeden Fall wieder den Schnee räumen.
    »Sie leben hier das ganze Jahr?«
    »Klar, warum nicht?« Wir fuhren an Vinnies Haus vorbei. »Da wohnt Vinnie LeBlanc«, erklärte ich. »Der Typ, der Sie erkannt hat.« In der Einfahrt stand kein Wagen. Es sah so aus, als habe da auch den ganzen Tag über keiner gestanden. »Seit gestern abend habe ich ihn allerdings nicht mehr hier gesehen. Ich meine seit dem Hockeyspiel. Ich frag mich, wo er steckt. Er sollte Sie mal treffen.«
    »Warum sollte er das?« fragte sie. »Damit wir den geheimen indianischen Handschlag austauschen können?«
    »Er würde Sie sicher gern sehen«, sagte ich. »Das ist alles. Aber ich habe keine Ahnung, wo er sein könnte.«
    »Vielleicht ist er irgendwo sturzbetrunken.«
    »Vinnie trinkt nicht«, sagte ich. Es klang schärfer, als ich erwartet hatte. »Ich meine, so was können Sie einfach nicht sagen, wenn Sie den Mann nicht kennen. Auch dann nicht, wenn Sie selbst Indianerin sind.«
    »Sie haben recht«, sagte sie. »Es tut mir leid.«
    »Das da ist meine Hütte«, sagte ich, als wir daran vorbeifuhren. »Die unbewohnte liegt noch ein Stück die Straße hoch.«
    Ich parkte vor der Hütte. Als ich die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, umfing uns die Nacht. Wir saßen in vollständiger Finsternis.
    »Ich mach die Scheinwerfer wieder an, bis wir im Haus sind.«
    »Nein, lassen Sie sie aus. Ich hatte total vergessen, wie dunkel es hier werden kann. Das ist eine von den ganz wenigen Sachen, die mir an der Gegend hier gefallen.«
    »Schade, daß man den Vollmond heute nicht sehen kann.«
    »Das ist eine meiner frühesten Erinnerungen. Ich sehe aus dem Fenster, wie der Schnee im Mondlicht schimmert.« Lange Zeit sagte sie gar nichts mehr. Die Stille war so total wie die Finsternis. »Tut mir leid«, sagte sie schließlich. »Sie wollen das alles gar nicht hören. Ich erzähle das merkwürdigste Zeug, wenn ich müde bin.«
    »Mir macht das nichts«, sagte ich. »Aber gleich wird es hier zu kalt.«
    Wir stapften durch den Schnee zur Eingangstür. Sie verschob den Riemen ihres schweren Beutels.
    »Sie hätten mich das Dings tragen lassen sollen«, sagte ich. Am liebsten hätte ich ihr das schwere Stück mit Gewalt abgenommen.
    »Nein danke, Sir Galahad.«
    Ich schloß die Tür auf und bat sie hinein, während ich das Licht anschaltete. Es war die zweite Hütte, die mein Vater gebaut hatte. Er hatte gefunden, daß die erste innen etwas zu rauh und düster wirkte, weshalb er bei dieser weiße ungebeizte Kiefer für die Innenwände gewählt hatte. Sie ließ den Raum größer wirken, als er war.
    »Wow«, sagte sie. »Das ist nett hier.« An den gegenüberliegenden Wänden standen je zwei Etagenbetten. Sie legte ihren Gepäcksack auf eins der unteren Betten und stieg ein Stück die Leiter zum oberen Bett hinauf. »Wieviel können Sie hier unterbringen – acht Leute?«
    »Bei sechsen ist es komfortabler. Acht geht nur, wenn sie sich alle sehr mögen.« Ich machte den Ofen an. Papier und Holz hatte ich schon vorbereitet, da ich ja für den Abend mit Mietern aus dem Süden gerechnet hatte. »Ich kümmere mich drum, daß der Ofen ordentlich brennt. Strom gibt’s für die Beleuchtung und das warme Wasser, aber die einzige Heizmöglichkeit ist der Ofen. Ein Telefon gibt es nicht. Sie können morgen früh gerne meines

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