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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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anzuhalten.
    »Lassen Sie uns noch ins Glasgow Inn fahren«, sagte ich. »Vielleicht ist dem Wirt letzte Nacht was aufgefallen. Oder sonstwem.«
    Er nickte. »Das ist auf jeden Fall den Versuch wert.«
    Wir fuhren um die Kurve auf die Hauptstraße zu. Als wir an Vinnies Haus vorbeifuhren, fiel mir auf, daß sein Wagen noch immer nicht da stand. »Verdammt noch mal«, sagte ich. »Ich habe Vinnie total vergessen.«
    »Gibt es ein Problem?« fragte er.
    »Nein, mir ist nur aufgefallen, daß mein Freund Vinnie seit zwei Nächten nicht zu Hause war. Er gehört zum Bay-Mills-Stamm und ist vielleicht über Nacht dort geblieben.«
    Die Polizistin sah aus dem Fenster am Beifahrersitz. »Vinnie«, sagte sie. »Vinnie wie weiter?«
    »Vinnie LeBlanc.«
    »Vinnie LeBlanc«, sagte sie. »Irgendwas war da.«
    »Hier in der Gegend gibt es viele LeBlancs«, sagte ich.
    »Ja, ich weiß, aber ich glaube, ich habe den Namen heute Morgen irgendwo gelesen.« Sie dachte eine Zeitlang nach und griff dann zum Funkgerät. »Ich glaube, ich weiß, wo ich das gelesen habe«, sagte sie. Sie funkte das Revier an und ließ sich den diensthabenden Beamten geben. Als sie ihn hatte, fragte sie, ob zufällig ein Vinnie LeBlanc im Revier sei.
    Ich hörte die Antwort mit. Aber ich konnte sie nicht glauben. Vinnie saß im Gefängnis des County wegen 415, 148 und 240.
    »Ach, ist das nicht der Bursche …«, sagte der Fahrer.
    »Doch, das ist der Bursche«, sagte sie, während sie das Gerät weglegte. »Mir kam der Name irgendwie bekannt vor.«
    »Was ist denn los?« fragte ich. »Die Zahlen, was bedeuten sie noch mal?«
    Die Deputies sahen sich wieder an. Derselbe Blick, der mich vorhin schon wahnsinnig gemacht hatte. Aber jetzt war es mir egal.
    »Mir ist klar, daß ich das noch wissen sollte«, sagte ich. »Aber das ist schon so lange her. Sagen Sie’s mir doch einfach.«
    »Vier fünfzehn ist öffentliche Trunkenheit«, sagte sie, »und 148 …«
    »Moment mal«, unterbrach ich, »das ist unmöglich. Vinnie trinkt keinen Tropfen.«
    »Eins vier acht ist Widerstand gegen die Staatsgewalt«, fuhr sie fort, »und zwei vierzig ist tätlicher Angriff, in diesem Fall gegen einen Polizeibeamten. Ihr Freund, der Indianer, der nie trinkt, hat einen Polizisten vom Soo krankenhausreif geschlagen.«
    Ich lehnte mich im Sitz zurück. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Der ganze Tag war ein einziger Alptraum geworden.
    »Sehen Sie es von der positiven Seite«, sagte sie. »Sie wissen jetzt wenigstens, wo er steckt.«

Kapitel 6
    Ich bat die Deputies, zu wenden, und mich zu meiner Hütte zurückzubringen, sprang in meinen Laster und raste zum Soo. Die ganze M-28 fluchte ich vor mich hin. Über mir wurden die Wolken immer schwärzer, bereit, noch mehr Schnee auf die Welt zu kippen. Der Wind, der durch die Plastikfolie am Beifahrersitz pfiff, vereiste mir die rechte Wange.
    Und dann, natürlich, fiel mir auf, daß mir ein einzelner Wagen folgte. Eine grüne Limousine, auf den Vordersitzen zwei Männer, folgte mir auf der ganzen M-28, durch Strongs und Raco hindurch, durch das ganze Chippewa County bis zum Soo.
    Das ist ja großartig, sagte ich mir. Jetzt fällt mir auf, daß mir ein Wagen folgt. Natürlich hat das heute kaum was zu bedeuten. Zum einen ist das der einzige Highway im ganzen County, der von Osten nach Westen führt. Und wenn du an einem Ende losfährst, hältst du nirgendwo an, es sei denn du willst noch schnell was besorgen. Also klar, daß die ganze Strecke bis zum Soo ein Wagen hinter dir ist. Und außerdem, wo sie jetzt Erfolg gehabt haben und Dorothy gekidnappt ist, gibt es keinen gottverdammten Grund mehr für sie, dir zu folgen.
    Aber abgesehen davon, Alex, herzlichen Glückwunsch zu deiner plötzlichen Beobachtungsgabe.
    Diese wundervolle Stimmung hielt den ganzen Weg bis Sault Ste. Marie an, bis ich den Kanal für das Elektrizitätswerk überquerte und dorthin gelangte, was man für eine Innenstadt halten konnte. Das Verwaltungsgebäude für Stadt und County ist ein riesiger grauer Schuhkarton, vielleicht das häßlichste Gebäude, das ich je gesehen habe. Häßlicher als irgendein Bau in Detroit, und das ist doch vielleicht, was häßliche Bauten angeht, die Welthauptstadt. Es steht direkt hinter dem Gerichtsgebäude, und das hat gerade soviel Charme, daß der Stadt-County-Bau daneben wie ein architektonisches Kapitalverbrechen wirkt.
    Das Büro des County-Sheriffs und die Polizei vom Soo sind beide in diesem Gebäude untergebracht.

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