Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
»Zumindest einer von ihnen.«
»Wer? Die Jungs, die Ihnen gefolgt sind?«
»Ich glaube ja«, sagte ich. »Sicher bin ich mir nicht. Ich habe ziemlich phantasiert.«
»Wann?« fragte er. »Wo?«
»Er war draußen im Gang. Ich denke letzte Nacht.«
Leon sprang aus seinem Stuhl auf, als könne er ihn jetzt noch erreichen. »Diese Schweine. Wir müssen rausfinden, wer sie sind.«
»Sie wissen jetzt, wo sie wohnen«, sagte ich. »Fahren Sie hin und kriegen Sie’s raus.«
Er sah mich an und lachte. »Wissen Sie, Alex, ich hab noch mal nachgedacht. Wissen Sie noch, wie ich Ihnen gesagt habe, wir könnten uns McKnight-Prudell nennen? Ich meine, Ihren Namen zuerst?«
»Was ist damit?«
»Nun, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich, Prudell-McKnight klingt besser. Was meinen Sie?«
»Ich meine, daß Sie hier ziemlich hoch pokern.«
Er hob die Hände. »Denken Sie drüber nach.« Er hob eine braune Papiertüte hoch und stellte sie auf den Tisch. »Hier, ich hab Ihnen was Stoff mitgebracht.«
»Was für ’nen Stoff?«
»Bücher und Magazine. Stoff für Privatdetektive. Sie könnten Ihre außerplanmäßige Freizeit damit gut nutzen.«
»Raus hier«, sagte ich. »An die Arbeit.«
»Ganz recht, Partner«, erwiderte er. »Leon Prudell übernimmt den Fall!«
Ich sah, wie er wegging, zweihundertvierzig Pfund Wirbelwind aus Flanell und Schneestiefeln.
Welt, sieh dich vor!
Ich verbrachte den Rest des Tages im Bett liegend, immer wieder in meinen Codein-Dämmer gleitend. Wegen der Maschine konnte ich nicht aufstehen. Ich konnte mich nicht mal anders hinlegen. Die Schwestern kamen, um nach mir zu sehen oder mir weitere Pillen zu verabreichen oder meine Bettpfanne zu leeren. Es war kein lustiger Tag.
Vom Fenster konnte ich gerade so viel erkennen, um zu wissen, daß es draußen wieder schneite, dann wurde es dunkel, und ich versuchte zu schlafen. Ich erwachte jede Stunde, immer, wenn ein neuer Schmerz sich meldete. Die Naht über meinem Auge fing an weh zu tun, dann meine rechte Hüfte, dann meine rechte Schulter. Die ganze Zeit über bildete der Schmerz in meinen Rippen den konstanten Hintergrund.
Am Morgen sah ich den Arzt wieder. Er nahm mich gerade so lange von der Maschine, daß er einen neuen Satz Röntgenaufnahmen machen konnte, dann ließ er mich in mein Zimmer zurückrollen. Bill Brandow war da und erwartete mich.
»Wie fühlen Sie sich?« fragte er, als ich wieder im Bett lag.
»Besser denn je. Haben Sie meine Notiz erhalten?«
»Ja«, sagte er, »das ist in Arbeit.«
»Was soll das heißen? Ich habe Ihnen die Beschreibung der beiden Kerle gegeben, die mich verfolgt haben. Ich habe Ihnen ihre Autonummer gegeben. Jetzt sieht es allerdings so aus, als ob sie ein anderes Fahrzeug hätten. ’nen Jeep Grand Cherokee. Ich kann Ihnen sogar sagen, wo sie sich im Moment aufhalten. Sie sind im Brass Anchor in Paradise. Leon ist ihnen gefolgt.«
Er setzte sich neben mich. »Leon Prudell? Der Tölpel, der ’ne Zeitlang für Uttley gearbeitet hat?«
»Wenn dieser Tölpel gestern nicht auf der Bildfläche erschienen wäre, würde Bruckman meinen Arsch immer noch hinter seinem Schneemobil herschleppen.«
»Gut, daß Sie’s sagen«, meinte er. »Was können Sie mir davon erzählen? Von Anfang an, bitte.«
»Den Anfang kennen Sie«, sagte ich. »Ich dachte, er hätte sich Dorothy geschnappt. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Er wollte von mir wissen, wo sie ist. Und er wollte wissen, wo der Beutel ist.«
»Welcher Beutel?«
»Ein weißer Matchbeutel, den sie bei sich trug.«
»Und Sie wissen nicht, wo er ist?«
»Natürlich nicht«, sagte ich. »Bill, erzählen Sie mir jetzt endlich, was los ist, oder nicht? Suchen Sie noch nach Bruckman? Was ist mit den andern beiden? Haben Sie die Autonummer überprüft?«
»Alex, ich hab Ihnen doch gesagt, daß ich dran arbeite. An beiden Sachen. Ich werde aber nicht hier sitzen und darüber quatschen, was ich weiß und was ich nicht weiß.«
Ich sah ihm in die Augen. »Langsam klingen Sie wie Maven.«
»Oh, vielen Dank.«
»Das ist mir ernst. Wie gehen Sie denn im Moment mit mir um?«
»Ich will, daß Sie mir eines versprechen, Alex. Ich will, daß Sie mir versprechen, daß ich mich darum kümmern darf, ja? Entspannen Sie sich und werden Sie gesund. Und lassen Sie mich meine Arbeit machen, klar?«
»Rufen Sie mich an, wenn Sie herausgefunden haben, wer sie sind?«
»Versprechen Sie mir das, Alex?«
»Schon gut, schon gut, ich verspreche
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