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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Apparat wieder wegstellte. »Das macht mich noch wahnsinnig.«
    »Worauf warten wir? Machen wir ihnen doch einen Besuch.«
    »Ich habe Bill versprochen, ihn die Sache machen zu lassen.« Ich wandte mich auf dem Barhocker um und sah aus dem Fenster. »Ich gebe ihm noch bis morgen früh. Wenn er bis dahin nichts unternommen hat, geh ich da rüber.«
    »Ich bin dabei, Partner.«
    Ich blickte Leon an. Es war vielleicht das erste Mal, daß ich ihm wirklich ins Gesicht sah. »Gehen Sie nach Hause«, sagte ich schließlich. »Legen Sie sich hin.«
    »Zwei Stunden«, sagte er. »Dann geh ich wieder rüber. Ich frag mich, wieviel Eisstadien es wohl im Soo Canada gibt?«
    Um fünf Uhr wurde es an diesem Abend schon dunkel; das Tageslicht machte sich so schnell davon, daß man sich fragte, ob es jemals dagewesen sei. Bis neun hatte ich Bill noch dreimal angerufen. Meine letzte Nachricht für ihn war ganz einfach: Morgen früh läuft mein Versprechen aus. Entweder Sie rufen mich an, oder Sie kommen zum Brass Anchor Motel und gukken zu, wie ich an ihre Tür klopfe.
    Mit dem Untergang der Sonne war es unvorstellbarerweise noch kälter geworden. Schlicht nach draußen zu gehen war ein Akt der Tapferkeit. Der Schnee klang wie zerklirrendes Glas, als ich darauf trat. Die Straße runter konnte ich einige Lichter sehen. Eine weitere Kneipe. Ein Restaurant, wo vorwiegend die Typen mit den Schneemobilen verkehrten. Der Rauch der Holzfeuer stieg aus den Kaminen. Dahinter lag das Motel. Ich konnte es im Dunkeln nicht sehen, aber ich wußte, es war da. Ich stellte mir die beiden Männer in ihrem Zimmer vor. In ihren Unterhemden, vielleicht. Einer saß am Fenster. Was machte der andere? Seine Pistole reinigen? Schlafen? Ich wünschte ihnen eine gute Nacht. Die letzte, bevor ich ihnen meinen Besuch abstatten würde.
    Der Wagen zögerte in der Kälte. Ich hätte ihn nicht den ganzen Tag draußen stehen lassen dürfen, ohne ihn gelegentlich zu starten. Nicht bei dieser Kälte. Schließlich sprang er an. Ich stellte die Heizung auf volle Touren und spürte nichts als kalte Luft rauskommen. Verdammt, verdammt und noch mal verdammt, dachte ich, es ist einfach zu scheißkalt. Und das ist schon schlimm genug, auch ohne daß man müde und krank ist und sich ohnehin schon uralt fühlt.
    Ich fuhr nach Hause. Als ich an meine Straße kam, senkte ich den Schneepflug und räumte einige der Verwehungen. Vinnies Wagen stand da. Aber hatte er nicht gesagt, er sei nicht angesprungen? Ich hatte ihn ja am Kasino abgesetzt. Entweder war er noch da, oder jemand hatte ihn nach Hause gebracht. Ich war zu müde, um darüber nachzudenken.
    Du hast den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als auf deinem Arsch zu sitzen, Alex, und jetzt bist du so müde, daß du kaum die Augen offenhalten kannst. Du bist schon ein merkwürdiges Exemplar. Okay, klar hast du gebrochene Rippen und eine Naht über dem Auge, und die tut verdammt weh, wenn es so kalt ist, und jetzt sprichst du schon mit dir selber, also geh nach Haus ins Bett.
    Die Vordertür meiner Hütte war zur Abwechslung mal richtig zu. Trotzdem stand ich davor und sagte mir, daß drinnen keiner sei, der auf mich wartete. Keiner ist den ganzen Tag über hiergewesen. Keiner verfolgt dich. Die Burschen sind die ganze Straße runter im Motel. Und Bruckman und seine Typen sind das ganze Stück nach Kanada rüber, und Leon ist ihnen dicht auf den Fersen. Gott stehe ihnen bei! Dir ist nur so unheimlich wegen all dem, das dir in der letzten Zeit passiert ist, also vergiß es und geh in deine verdammte Hütte, bevor du hier noch erfrierst.
    Als ich schließlich reinging, sah ich, daß Vinnie viel Zeit investiert hatte, um alles einigermaßen in Ordnung zu bringen. Im Kühlschrank waren Lebensmittel, und auf der Arbeitsplatte in der Küche stand ein Stapel neuer Teller. Er hatte sogar die alte Matratze, die sie völlig zerfetzt hatten, entfernt und eine neue aufs Bett gelegt. Vermutlich hatte er sie aus einer der anderen Hütten geholt.
    Ich machte den Holzofen an. Wegen der Kälte zog er nicht richtig. Ich mußte mir ordentlich Mühe geben, um Zug zu kriegen, aber schließlich gewann ich den Kampf, die Flammen schlugen durch Papier und Kleinholz und begannen den Raum ein wenig zu erwärmen.
    Ich ging ins Bad und betrachtete im Spiegel den häßlichsten, geschundensten und kaputtesten Mann, den ich jemals gesehen hatte. Über meinem linken Auge, wo man mich genäht hatte, war eine Schwellung, grün und violett stach sie vom

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