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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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weißen Verband ab. Die Schürfwunden an meinem Körper mochte ich mir gar nicht erst ansehen. Ich holte die Schmerztabletten aus der Tasche und las das Etikett. Alle vier bis sechs Stunden, nach Bedarf.
    Nach Bedarf.
    Das hast du alles schon mal mitgemacht, Alex. Wenn du sie heute abend nimmst, wirst du sie morgen früh wieder nehmen, und mittags wieder, und dann zum Abendessen, und morgen abend stehst du hier und zählst, wie viele noch da sind. Und du gehörst wieder den Pillen.
    Ich stellte das Glas auf den Beckenrand und machte das Licht aus. Noch in meinen Kleidern kletterte ich aufs Bett, lag da und lauschte dem Wind, der durch die Ritzen zwischen den Stämmen pfiff. Eine Weile wälzte ich mich hin und her und versuchte eine Position zu finden, in der meine Seite nicht wehtat. Wieder dachte ich an die Pillen. Es würde eine lange Nacht werden.
    Das Telefon weckte mich aus dem Halbschlummer. Ich sah auf die Uhr, als ich aufstand. Es war kurz nach Mitternacht.
    »Alex, ich bin’s«, sagte die Stimme.
    »Leon? Was gibt’s?«
    »Ich habe ihn. Ich habe Bruckman gefunden.« Im Hintergrund hörte ich das leise Jaulen einer Musicbox.
    »Wo sind Sie?« fragte ich.
    »In einer kleinen Kneipe im Ostteil der Stadt. Ich hab sie hier drüben am Straithclair Eisstadion erwischt. Sie gingen gerade. Ich glaube, sie waren aus einem Spiel geflogen oder so was. Ich bin ihnen bis in das Lokal hier gefolgt. Sie haben gerade mit Poolbillard angefangen, deshalb schätze ich, daß sie noch ’ne Weile hier sind. Wie schnell können Sie es hierhin schaffen?«
    »Leon, wir sollten die Polizei rufen.«
    »Sie sind hier in Kanada«, sagte er. »Was sollen wir machen, die Mounties alarmieren? Meinen Sie, die nehmen sie für uns fest und schicken sie rüber?«
    »Sie werden wegen schwerer Körperverletzung gesucht«, sagte ich. »Wir sollten den Sheriff anrufen und ihm die Sache überlassen.«
    »So wie wir ihm die Jungs im Motel überlassen haben? Hören Sie zu, Alex. Wir rufen die Polizei, wenn Sie das wünschen, aber wollen Sie nicht mit den Jungs sprechen? Vielleicht haben sie Dorothy ja nicht entführt, aber irgend etwas müssen sie wissen. Wollen Sie Bruckman nicht mit dem Rücken zur Wand stellen und ihn erzählen lassen, was zum Teufel hier vor sich geht?«
    Lange Zeit stand ich bibbernd da. Über das Telefon hörte ich nichts als das ferne Geräusch von Musik und Gelächter. Und dann das scharfe Klicken einer Billardkugel.
    »Was denn nun, Alex?«
    »Geben Sie mir die Adresse«, sagte ich.
    Ich schrieb sie auf, zog mir Stiefel und Mantel wieder an und ging in die Nacht hinaus.

Kapitel 14
    Ich jubelte den Wagen auf knapp siebzig hoch, als ich am Brass Anchor Motel vorbeifuhr. Mehr konnte ich mit etwa sechshundert Kilo Schneepflug vorn und einem zusätzlichen Gewicht von vierhundert Kilo auf der Ladefläche aus dem alten Kleinlaster auf einer schneebedeckten Straße nicht rauskitzeln. Ich stellte mir einen der beiden Männer am Fenster vor, im Halbschlaf, vielleicht mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Ich konnte nur hoffen, daß er sich den Kaffee über die Figur geschüttet hatte, als ich vorbeirumpelte.
    Ich hatte den ganzen Weg über die Hauptstraße bis zur M-28 und dann noch knapp zwanzig Kilometer nach Osten hinter mich gebracht, bevor ich die Scheinwerfer in der Ferne hinter mir auftauchen sah. Schön, euch zu sehn, Jungs. Nett, daß ihr mitkommt.
    Den ganzen Weg zum Soo und die I-75 hoch zur Brücke blieben sie konstante knappe fünfhundert Meter hinter mir. Als ich die Maut bezahlte und über die Brücke nach Kanada fuhr, sah ich sie nicht hinter mir. Tief unter mir lag fest zugefroren der St.   Marys River.
    Als ich am kanadischen Zoll vorfuhr, fiel mir die Pistole in der Manteltasche ein. »Verflixt und zugenäht«, sagte ich laut. Natürlich habe ich einen Waffenschein, und irgendwo im Handschuhfach liegt wohl auch meine Lizenz als Private Investigator. Vermutlich gibt es sogar einen offiziellen Weg, auf dem ein P.   I. eine Handfeuerwaffe ins Land einführen darf. Ich bin sicher, Leon weiß, wie man das macht. Ich könnte anhalten und ihn übers Handy anrufen. Falls er in seinem Auto ist. Und falls ich mir die verlorenen Minuten leisten kann. Vermutlich muß man irgendein Formular ausfüllen. Vergiß es, ich fahre so durch.
    Der Zollbeamte kam mir irgendwie bekannt vor. Vielleicht hatte ich ihn früher schon mal beim Bierholen getroffen. Warum ich heute abend nach Kanada fahre? Das ist leicht zu beantworten. In

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