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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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einzige, was solche Kerle verstehen.«
    »Die Illusion von was? Mein Gott, Leon, wo haben Sie solches Zeugs bloß her?«
    »Es ist alles fix und fertig«, sagte er. »Ich brauche bloß reinzugehen und das Zeichen zu geben.«
    »Leon«, sagte ich und umklammerte das Lenkrad. »Bitte. Lassen Sie mich reingehn und ihn rausholen.«
    »Sie brauchen einen eng begrenzten Raum«, sagte er. »Wie die Toilette. Sie trennen ihn von den anderen und schaffen ihn in den begrenzten Raum.«
    »Ich schaff ihn in die Toilette?«
    »In den eng begrenzten Raum. Meinetwegen die Toilette. Könnte aber auch eine andere Räumlichkeit sein. Sie muß klein genug sein, daß sie in engem Kontakt mit ihm sind, aber nicht so klein, daß er näher als einen Meter an Sie rankommt.«
    »Leon …«
    »Ich stehe an der Theke und bewerkstellige die Illusion einer überwältigenden Übermacht. Bleiben Sie einfach noch drei Minuten hier, bevor Sie reinkommen.«
    »Warten Sie«, sagte ich. »Einen Moment.«
    »Wenn der Plan danebengeht und wir uns den Weg freikämpfen müssen, attackieren Sie die Knie.«
    »Moment mal, gehen wir noch mal zurück zu diesem Illusionsdings.«
    »Keine Schwinger, Alex. Ich kenne Sie. Sie fangen glatt ’nen Boxkampf mit den Jungs an. Das einzige, was Sie damit erreichen, sind aufgeplatzte Knöchel. Senken Sie den Kopf und gehen Sie auf die Innenseite der Knie los. Dann auswärts treten, und Sie klappen zusammen wie ein billiger Anzug.«
    »Leon …«
    »Ein billiger Regenschirm meine ich natürlich.«
    »Leon …«
    »Und lassen Sie die Pistole stecken, es sei denn, die ziehen zuerst. Das letzte, was wir wollen, ist ’ne Schießerei. Okay, sind Sie startklar?«
    »Nein, bin ich nicht. Jetzt warten Sie erst mal.«
    »Nun aber los, Alex. Die sind da nicht die ganze Nacht. Bringen wir’s hinter uns. Denken Sie dran, ich brauche drei Minuten, um alles in Gang zu setzen.« Er öffnete die Tür. »Drei Minuten!«
    »Leon, so warten Sie doch.«
    »Ich muß los«, sagte er. »Solange ich mental eingestellt bin.«
    Ich versuchte ihn festzuhalten, aber er warf mir die Tür ins Gesicht und rannte durch den Schnee zur Kneipe.
    Das ist ein Alptraum, sagte ich mir. Das Ganze. Ich werde jetzt aufwachen und rausgehen und die Straße räumen, und dann wecke ich Dorothy in ihrer Hütte und helfe ihr, einen guten und sicheren Platz zu finden, wo sie hingehen kann. Dann hat sie auch keiner entführt oder meine Hütte auseinandergenommen oder ist mir andauernd gefolgt, und niemand hat je meinen Arsch hinter einem Schneemobil hergeschleift. Und ich sitze auch nicht hier vor einer schäbigen Kneipe in Soo Canada und warte drei Minuten, damit Leon reingehen und die Illusion einer überwältigenden Übermacht bewerkstelligen kann. Was immer zum Teufel das sein mag.
    Ich sah auf die Uhr im Armaturenbrett. 1.13   Uhr. Ich kann es nicht glauben. Ich mache das wirklich. Noch zwei Minuten. Ich schloß die Augen und holte ein paarmal tief Luft.
    Als ich die Augen wieder öffnete, zeigte die Uhr 1.   14. Noch eine Minute. Eine Windböe ließ den Lastwagen schwanken.
    Ich wartete die letzte Minute ab und gab ihm anschließend noch eine. Dann stieg ich aus dem Auto. Die kalte Luft sprang mich an, aber bis zur Tür war es nur ein kurzer Weg, und so war ich erst zur Hälfte erfroren, als ich den Schuppen betrat. Wie alle kleinen Gebäude wirkte es größer, wenn man erst einmal drin war. Der Tresen lag auf der rechten Seite, darüber hing in einer Ecke ein Fernsehapparat, in dem ein Hockeyspiel lief. Entlang der Decke waren immer noch Lichterketten von Weihnachten installiert. Sie blinkten rhythmisch durch die Rauchschwaden. Links von mir standen ein Billardtisch und eine Musicbox. Bruckman lehnte dort mit einem Billardqueue in der Hand und sah zu, wie einer seiner Kumpels sich an einem Stoß versuchte. Seine beiden andern Mannschaftskameraden standen vor der Musicbox und sahen sich die Liste mit den Titeln an. Auch sie hatten Queues. Vier Hockeyspieler mit schweren Stöcken in den Händen, und mindestens einer davon war halb verrückt.
    Ich zögerte. Vielleicht war das alles keine gute Idee.
    Dann sah ich Leon an der Theke. Er nickte mir unauffällig zu. Er stellte sein Glas ab und wandte sich zum Billardtisch hin. Ich zählte sieben weitere Männer an der Theke, den Wirt eingeschlossen. Sobald Leon sich umdrehte, wurden alle still und drehten sich ebenfalls um. Irgendwer fand die Fernbedienung für den Apparat und schaltete ihn aus. Dann betätigte der

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