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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ußerhalb der Bühne schlechte Nachrichten erfuhr. Mariannes so ungewöhnliches Strahlen stand vor ihren Augen. Selbst wenn sie s i ch ü b er Marianne ärgerte, sie wünschte ihr nichts Böses, und schon gar nicht den Verlust ihrer Hoffnungen.
    »Möchte… möchte sie m i ch sehen?« fragte sie zögernd.
    Philipp sch ü ttelte den K opf und blickte s ie d ire k t a n ; die s c hw arzen Augen verloren etwas von ihrer undurchdringlichen Kälte.
    »Ich bin nicht Mariannes wegen hier.«
    Es war ein sehr m enschlicher M o m ent für ihn, und trotzdem hatte sie ihn n o ch nie so vera b scheut wie jetzt.
    » W enn du glaubst, daß ich dich tröste…«, begann sie und stockte, zu e m pört, um weiterzusprechen.
    »Es m ag dir seltsam erscheinen, aber das tue ich. W enn ein e m Mann m itgeteilt wird, daß er nie Vat e r werden wird, w e il s eine F rau so gut wie unfruchtbar ist…«
    W eiter k am er n ic h t. C arla sp r ang auf. Der stechende Sch m erz in ihrer zur Unzeit bela s t eten rechten Ferse riß s i e beinahe wieder auf ihren Stuhl zurück; so mußte sich die kleine Meerjungfrau gefühlt haben, dachte sie s p äter, als s ie i h ren Fischschwanz gegen z w ei Beine eingeta us cht hatte und jeder Schritt wie das Gehen auf Glassplittern für sie war.
    »Du bist genau wie er«, sagte sie m it zusammengebissenen Zähnen. » W arum läßt du dich nicht s c heiden und kaufst dir eine neue Frau m it Mariannes Geld, die so f r uchtbar ist wie ein Kaninchen und dir Nachfolger in die Welt setzt, plop, plop, plop? Oder geht es dir jet z t um die Ver m ehrung des a r isc h en Volksst a mms? Ma r i a nne lie b t dich, weißt du das? Aber das ist ja selbstverständlich, das gehört sich so für eine E hefrau. An deiner S t e l le wäre ich vorsichtig, Philipp. Ein getretener Hund beißt irgendwann z u rück. Ihre Mutter hat sich auch nicht alles von ihm gef a llen lassen, und wenn e s eine Gerechtigkeit gibt, dann schleift sie dich durch die Gerichte, solange sie lebt.«
    Er hatte einen stark e n Bartwuchs, oder er hatte an d em Morgen vergessen, sich zu rasieren. Die durch keinen Schirm gedämpfte elektrische L a m pe, die über dem Küchentisch hing, zeigte den dunklen Schatten um sein K i nn scharf auf, als er wieder den Kopf schüttelte.
    »Ich werde m i ch nicht von Marianne scheiden lassen.«
    Carla s et z te sich v o rsic h tig, d ies m al auf den Tisch, um ihren wunden Fuß zu schonen.
    » W arum bist du dann nicht in München und tröstest sie ? «
    » W eil sie die W ahrheit nicht zuge be n will. Sie sitzt s tunde n lang in dem Kinderzim m er, das wir einge r ichtet haben, und strickt Säuglingssachen . «
    Ein Kloß lag in ihrer Kehle, und s i e blinzelte die Tränen w eg, die ihr in die Augen stiegen. Es war nicht nur Mariannes wegen, obwohl ihr M itleid m it der Schwester ni e größer gewesen war. E in Kind, mußte Marianne gedacht haben, die Liebe eines Kindes zu m i ndest i s t sicher. Marianne war trotz allem noch naiv genug, um das zu denken.
    »Zieht dort weg«, sagte Carla heiser. »Das Haus bringt nur Unglück. Kein Kind sollte dort aufwac h sen. Ihr könnt im m er noch eins adoptieren, das ist vi e lleicht sogar besser.«
    Das letzte war herausgeschlüpft, e h e sie es z u rückh a lten konnte; sie versuchte, wieder unangreifbar zu sein, und fügte zynisch hinzu:
    »Erbschuld ist doch ein christliches K onzept, oder ? «
    »Ich bin kein Christ«, entgegnete P hilipp. »Ich habe schon vor Jahren aufgehört, einer zu sein, da m als, in den Schützengräben.«
    Etwas von dem Haß in ihr sch m olz. W arum e rzählte er ihr das? Ganz bestimmt war das die seltsa m ste Unterhaltung, die sie je m iteinander ge f ührt hatten. Konnte es s e in, daß er tatsächlich gekom m en war, weil er Trost brauchte, Zus p ruch, nichts sonst? Aber warum dann zu ihr? W elcher Tag war heu t e? Außer seinen abwechselnden Dienstagsgeliebten hatte er doch gewiß genügend Freunde, die bereit waren, m it ihm zus a m m en über einem Krug Bier in m ännlichem Selbst m itleid zu versin k en. Nein, das war ungerecht. Vielleicht hatte er sich das Kind genauso stark g e wünscht wie Ma r ianne. Viell e ic h t gab es unter dem Me c hanis m us a u s Geschäftstüchtigkeit, Berechnung und Begehren noch etwas in P h ilipp, d as empfand.
    Zögernd streckte sie die Hand a u s und berührte ihn m it den Fingerspitzen an der W ange, so wie er es ein m al bei ihr getan hatte, als er ihr vom Sterben ihres Vaters erz ä hlte. Sei n e Bartstop p

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