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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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engagiert.
    »Aber Sie sind nicht verlobt, oder?« fragte Lina Vogel, was eine taktv o lle A r t war, anzu d euten, d aß S chwangers c ha f ten m itt e n in d er Tournee nicht in Frage kä m en. Robe r t grinste.
    »Nein, wir sind Kasperl und Gretel.«
    Das verstand hier in der preuß i schen Hauptstadt nur das E hepaar Feuchtwanger, das denn auch in G e lächter ausbrach und sie zu einem erneuten Besuch einlud. Als die Mahlerstraße, die Feuchtwangers und die Vogels außer Sicht waren, fielen sich Robert und Carla in die A r m e.
    »Und wir haben noch nicht ein m al vorsprechen m üssen! Ich kann allerdings nicht u m hin«, Roberts Stimme wurde zu einem neckenden Mur m eln, »festzustellen, daß ich für bessere Rollen engagiert worden bin als du. Bitte sag, daß du gelb vor Eifer s ucht bist, s o nst glaube ich einfach nicht, daß ich den Franz Moor spielen darf.«
    »Ich bin nie m als gelb vor Eifersucht, du Scheusal. Ich werde sehr distinguiert blaß. Außerde m , Fra n z hin, F r anz her, wie du einen sch m achtenden jungen Dichter in Candida spielst, m öchte ich e rst m al sehen. Die Leute w erden aus dem Haus laufen.«
    »Du hast mich bloß noch nicht sch m achten sehen. Und jetzt sag schon, daß ich außerge w öhnlich bin!«
    Er faßte sie um die Taille und wir b elte sie herum. Die übrigen Spaziergänger auf der Straße sahen ihnen belustigt zu.
    »Du bist außergewöhnlich, genial, der neue Stern a m Theaterhi mm el und f a st so gut wie ich!«
    W ie sie den Nürnbergern, die ihre Zusage fest erwarteten u nd sie für eine Anfängerin sehr gut behandelt hatten, erklären sollte, daß aus der Vertragsverlängerung nichts wurde, darüber m achte sich Carla keine Gedanken. Dazu bezahlte sie fünf Prozent ihres ohnehin kleinen Einkom m ens an ihren Agenten, der ganz bestim m t einsehen würde, daß eine Saison in Rollen, wo m an m ehr als eine Szene hatte und wirklich b e m erkt werden konnte, viel besser war, als weiterhin in Nürnberg einen neuen Rekord im W echseln von Kostü m e n aufzustellen.
    Ehe sie Berlin verließ, m achte sie Renate Beuren noch einen Besuch. »Ach ja, Benno Vogel«, sagte die alte D a m e. »Zwei Profile auf der Suche nach einem Gesicht. Aber ein v erlä ß lic h er, fleißiger Handwerker. Sie können da einiges lernen, vor alle m , was das Erobern eines schläfrigen Publiku m s angeht, aber ich wünschte, es wäre ein ansässiges Ense m ble, dann könnte ich m it Ihnen arbeiten. A m alia ist eine knifflige Rolle, auch wenn Sie nur die zweite Besetzung sind und Lina Ihnen gewiß nic h t öfter als ein- oder z w ei m al den Ge f allen tun wird, Sie e i nspringen zu lassen. M i t Ihrer Vor l iebe für die große G este könnten Sie m ono t on werden und das ganze Stück über wie eine Hysteri k erin k u rz vor dem Zusammenbruch klingen. Ich weiß, alle zweiten Besetzungen stellen sich vor, sie m üßten ganz anders sein, aber achten Sie auf Lina und wie sie ihre A usbrüche durch Ruhe konterkariert. Bei i h r m erkt m an, daß A m alia die vernünftigste P erson in dem ganzen Stück ist, und sie verläßt sich nicht so auf ihr Profil wie ihr Mann.« Sie wäre nicht Renate Beuren gewesen, wenn sie nach einer kleinen P a use nicht hinzugefügt hätte: »Allerdings hat sie auch keins, worauf sie sich verlassen könnte.«
    Über die anderen Rollen, Mary im Hexer und Prossy, die Sekretärin, in Candida, sagte sie nur: »Jung und unschuldig aussehen können Sie ja, und achten Sie darauf, nicht zu laut zu kreischen, wenn der Schuft sich an Sie heran m acht. Oh, und da Candida nun m al die sinnliche Muttergottes ist, bleibt I h nen nichts anderes übrig, als spröde und frustriert zu sein, aber Shaw gibt Ihnen auch die besten Spitzen, ver m asseln Sie sich das nic h t durch zu deutliche Eifersucht.«
     
    Carla hatte versucht, an Marianne zu schreiben, doch nicht gewußt, wie sie ihr Mitleid f o rm ulieren s o llte. Außerdem würde Marian n e sich gewiß fragen, woher Carla Bescheid wußte, und in ihrem Zustand sofort das Schli mm ste ve r m uten, wo m it keinem gedient war. Doch nach ihrem kurzen Berli n -Ausflug kam Carla eine I d ee zu e inem neuen Versuch, die Beziehung zu ih r er Schwester z u f licke n . Sie bat Robert, sie zu begleiten, u n d wählte ei n e Zeit, in d e r Philipp ganz bestim m t in seinem Büro saß.
    »Und himmle m i ch ein bißchen an, n i cht zu se h r . Ich will sie nic h t schocki e ren, ich will ihr nur zeigen, daß sie sich keine Sorg e n wegen Philipp dem Hai

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