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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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geweckt worden wäre, aus d em Spiel Ernst zu m achen. Sie w ü nschte es auch jetzt nicht. Er s o llte i h r Freu n d ble i ben und nicht zu einem neuen Wesen werden, das m an erobern m ußte.
    In Roberts wechselndem Mienenspiel erkannte sie, daß ihm ähnliche Überlegungen durch den Kopf gingen. Er beendete seine Massage und setzte sich neben sie.
    » W eil ich sie heute nur durch Zufall getroffen habe«, antwortete er, zog selbst seine Schuhe aus und schütt e lte einige Kieselsteine heraus.
    »Es stim m t schon, ich w ollte m it Lilli Schluß m achen und wußte nur noch nicht, wie ich es ihr sagen s o llte. Außerdem war die Sherlock-Ho l m es-Sache früher zu Ende, als i c h dachte. Danach hatte ich eine Verabredung m it Peter, wegen der F i nanzen, aber er rief an und verschob das auf m orgen. Und als ich völlig g ela n gweilt durch die Gegend schlendere, läuft m i r«, je länger er sprach, desto m e hr gewann seine Sti mm e den alten, unbefangenen Ton zurück, » m e i ne Lieblingsadlige über den Weg. Das Fräulein von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.«
    »Ein Birnb a um in ihrem Garten s tand. Aber heute bin ich wirklich zu geschafft, um mir noch Beric h te von deinen Obstplündereien anzuhören«, sagte Carla, erleichtert, daß der eigenarti g e Mo m ent vorbei war, und gähnte. »Morgen, oder vie l m ehr heute, beginnt die Probe wieder um elf Uhr, u n d am Nach m ittag laufen die Vorbereitungen für die Jubiläu m s f eier an, also b r auche ich m einen Schlaf, und wenn es sonst nichts gibt…«
    »Ich kann nicht in m eine W ohnung z urück«, unterbrach sie Robert und gähnte, angesteckt, ebenfalls.
    »Und warum nicht ? «
    Seine » W ohnung« war auch nicht viel größer als ihr Zimmer, und er nutzte die Badewanne tagsüber, abgedeckt m it einem Brett, als Tisch, aber er hatte wieder ein m al m ehr Glück m it sein e r Ver m ieterin.
    » W eil Lilli dort auf m ich wartet.« Carla stöh n te und drehte die Augen zur Decke.
    »Genau. Sowie ich dort ankom m e, w e int sie und sie h t hilflos aus, und das Ganze endet da m it, daß wir m iteinander ins Bett gehen. W as bedeutet, daß sich der Schluß noch ewig hinzieht. W ohingegen sie m i r nie verzeihen wird, wenn sie h e ute die ganze Nacht u m s onst auf m i ch wartet, und endlich begreift, daß es zu Ende ist.«
    Sie hieb m it einem Kissen nach ihm. »Du bist gräßlich. Heißt das, du will s t r i s kieren, daß ich zum nächsten Mo n at s ersten ra u s g ewor f en werde, nur weil du nicht über genü g end Selbstbeherrschung verfügst, um Lilli auf die freundliche W eise zu verabsc h ie d en ? «
    »Bei Lilli n ützt die freundliche Weise nic h ts; ich habe es versucht«, protestierte Robert und hielt das Kissen fest. »Außerdem werde ich m i ch einfach so leise rausschleichen, daß dein Drachen nichts be m erkt. Oder«, fügte er hinterhältigerweise hinzu, » f ürchtest du dich auf ein m al davor, den Rest der Nacht m it m i r zu verbringen ? «
    »Du bist ei n gebildet«, sagte Carla u n d lachte.
    Mit d i eser Variante des alten Tra u st-du-dich-Spiels kannte sie sich aus. Sie stand auf und zog betont langsam ihre Bluse aus, dann die Hose. Bis sie in ihrer Unterwäsche da stand, hatte Robert begriffen, worauf sie hinauswollte, und reagierte seinerseits m it einem übertrieben schnellen Entledigen aller seiner Kleidungsstücke, eine deutliche Parodie und gleichzeitig eine neue H erausforderung. Carla zuckte die Schultern, dann zog sie sich ganz aus und legte sich, ohne noch ein weiteres W ort zu v e rli e ren, in i h r Bett. Sie w a r wirklich müde, und wenn er sich einbildete, daß seine Gegenwart sie befangen oder gar schla f los m achte, dann h atte er sich geir r t. Sollte ihre Gege n wart auf ihn eine andere W i rkung haben, so war das sein P ech.
    Sie dre h te ihm den Rücken zu; das Bett w a r r e cht breit, a b er s i e spürte die Hitze, die er ausstr a hlte, und die W är m e m achte sie noch schläfriger. Ein klein w e nig irritierte es sie, d a ß er völlig gleich m äßig at m ete, als schlafe er schon, doch sie verscheuchte diesen Anflug verletzter Ei telkeit und glitt bald in eine R e ihe von Träu m en hinüber. Sie träu m t e von der jungen Krieger w itwe, die sie in Dar m st adt gespielt hatte, von den hellblauen Augen Max Reinhardts bei der Probe, von i h rem Schwager Philipp u n d von ei n er Reihe Hüte, die sie alle aufsetzen m ußte und die grö ß er und größer wurden, schwerer und schwerer, bis sie selbst ganz

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