Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
ent bekomm e n habe und verrückt sein m üßte, es abz u lehnen. Außerde m , seien Sie ehrlich, war es nicht ein zauberhafter Abend ? «
    »Gewiß. Aber ich hoffe, wenigstens dir ist klar, daß der Rest der Welt das fünfundzwanzigjährige Jubiliäum von Max Reinhardt nicht als das bedeutendste Ereignis des Jahres 1930 ansieht.«
    » W as denn sonst ? « gab Carla im Brustton der Überzeugung zurück, so daß es einige Sekunden l a ng dauerte, bis Käthe erkannte, daß sie geneckt wurde.
    »Oh, ich werde Sie ver m issen, Kathi. Und ich verspreche Ihnen, zu versuchen, wenigstens in ein e r politischen Rundfunksendung unterzukommen, um m eine Trau m t änzerexiste n z zu rechtfertigen wenn Sie sich da f ür von Dr. Gold m ann ab und zu in eine völlig nutzlose Münchner R evue ausführen lassen.«
    »Dr. Goldmann«, erwiderte Käthe ge m essen, »hat andere weibliche Begleitung für solche Fälle.« Zumindest hoffte sie, sich ge m essen anzuhören. An ihren wöchentlichen Treffen m i t Martin Gold m ann hatte der U m stand, daß er seit ein i ger Zeit regel m äßig in Gesellschaft der jungen Gattin ei n es Möbelhau s besitzers gesehen wurde, nichts geändert. Trotzdem gab es ihr i mm e r einen winzigen Stich, wenn sie daran dachte. Martin, bei all seiner politischen Blindheit ein vernünftiger Mann, sollte endlich aufhören, sich m it verheirateten Frauen ins Gespräch zu bringen.
    »Viell e icht, aber ich b in sicher, er würde davon pro f iti e ren, m it Ihnen hinzugehen. Robert m eint, die Frau, auf die Sie anspielen, sei ein Hohlkopf, und er m uß e s wissen, er gabelt auch ständig Hohlköpfe auf. Also reduzieren Sie den a r m en Dr. Gold m a nn nicht auf ein intellektuelles Gespräch in der W oche, sondern lassen Sie ihn öfter in den Genuß kom m en.«
    Obwohl Carla gewiß im m er noch s c herzte, hatte sie nicht ganz unrecht. Ganz o ff ensichtlich brauc h te Ma r tin G o ld m ann wirklich je m anden, der ihm den Kopf zurechtrückte.
     
    » W enn du deinen zeitgenössischen Caesar tats ä chlich d u rc h zieh s t, wird Kathi dich m ir als Beispiel vorhalten«, sagte Carla zu Robert, als sie im Funkhaus zwischen zwei Hörspielen eine hastige Tasse Kaffee tranken.
    » W as heißt hier wenn? Die Vorbereitungen laufen schon. Peter hat Geldgeber gefunden.«
    Peter W e r m ut, vierzehn Jahre älter a l s Robert, w ar der let z te in einer Reihe von richtigen Menschen zum richti g en Zeitpunkt, die ihm das Schicksal zugeführt hatte, und eine ständig zwischen Künstlertum und Prag m atik hinund hergerissene Natur. Er hatte als Journalist gearbeitet, dann als Börsen m akle r , bis sein ihn selbst völlig überraschen d er Erfolg es i h m e r m öglichte, s ich a u s dem Geschäft zurückzuziehen und sich erneut als Sch r iftsteller zu versuchen, dies m al als Drehbuchautor bei der UFA. Der Verkauf und die Verfil m ung eines Szenariu m s m ach t en ihn g e nauso kopfscheu wie das unerwartete T a lent f ür Aktien; a uch das Filmgeschä f t entsprach n i c ht de m , was er suchte, und er ließ die Babel s berger Ateliers genauso hinter sich wie den Aktien m arkt, wobei s i ch letzteres als ein unbeabsichtigter Glüc k s f all e r wies; er erle b t e den Schwarzen Freitag nicht m ehr als ein unmittelbar Betroffener m it. Dann k a m die Beteiligung an dem staatlichen Theaterprojekt für Arbeitslose und die Begegnung m it Robert, der ihm d a nk eines Hamburger Bekannten aufgefallen war, und im Laufe des letzten Jah r es glaubte er, seine Beru f ung endlich entdeckt zu haben.
    »Die Nazis haben uns das W all n er für ihre Volksbühne weggeschnappt, aber wir bekom m en d a s Hut m acher. Und wir werden gleic h zeitig m it Maxens Sommernachtstraum eröffnen.«
    Das war eine kühne und gleichze i tig wohlberechnete Geste, und Carla s tieß einen P f i f f aus. »Bist du sicher, daß du nicht lieber bei m ir m i t m a c hen willst?« fragte Robert und ki p pte den Rest seines Kaffees hinunter. »Beim Shakespeare-Regisseur der Zukunft statt dem der Vergangenheit?«
    Sie war sich sicher. W i e sie Robert kannte, w ürde alle A uf m erksa m keit, ob nun beifällig oder kriti s ch, in erster Linie seinem Konzept und seiner Person gelten, und a ußerdem hatte sie seinen letzten Regieversuch noch zu deutlich in Erinnerung. W enn es ihr schon schwergefallen war, sich bei einem Mittelding aus Schulaufführung und Laientheater von ihm heru m kommandieren zu lassen, wie würde das dann erst werden, w enn ihr die Professionalität

Weitere Kostenlose Bücher