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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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wiederum veranlaßte, sei n e Satzi n ter pr etation um dieses W ort heru m zubauen. Bei den Ensemblesze n en war er am ani m iertesten, ergriff gelege n tlich die Hände der Schauspieler und s p ielte m it, um ihnen den Bewegungsrhythmus zu demonstrieren, den er im Sinn hatte.
    Als die Probe zu Ende ging, war es tatsächlich schon sehr spät; daß Lilli irgendwann gegangen sein m ußte, fiel C arla er s t a u f, als sie wieder in ihre Bluse schlüpfte, d i e nicht wie sonst schief hing, denn Carla hatte beim U m zi e hen nie viel Geduld, sondern gerade und exakt wie in einem Kleidergeschäft. Es brachte ihr Lilli wieder in Eri n nerung, und sie beschloß, in den nächsten Tagen nett zu ihr zu sein, trotz der zu erwartenden Jam m erei.
    In den Straßen wurde immer noch gesungen, und zum ersten Mal fragte sie si ch, ob die Nazis wohl eine reale C hance hatten. Nein, entsc h ied sie, bestim m t nicht; s ol lte sie Philipp wieder begegnen, dann würde sie ihn fragen, ob er den Unsinn von der jüdischen W eltverschwörung tatsächlich glaubte und was um alles in der Welt er in dem schnurrbärtigen Mann m it seiner vulgären Nase sah, der wie Chaplin oh n e dessen tä n zeri s che Leichtigkeit und W itz wirkte.
    Was ihre u n m ittelbare U m gebung betraf, so h atte sich Käthe u m sonst Sorgen ge m acht. Carla über l egte gerade, ob sie das Telefon ihrer Ver m ieterin ben u tzen und Kathi das m itteilen sollte, als es an die Haustür klopfte. Da sie noch im Flur stand, f ragte sie so f ort, wer da sei. Es w ar Robert.
    »Du hast ein Glück, daß du nicht geläutet hast«, flüsterte Carla, während sie ihm öffnete. »Frau W ieland hält von Herrenbesuchen genauso wenig wie Frau Pahlke, u n d ich würde dich ja d em Drachen zum Fraß vorwerfen, aber ich m uß dich vorher noch selbst fertig m achen, also komm rein.«
    »Und«, erkundigte er sich, als sie in ihrem Z i mmer angelangt waren, »hat dies m al etwas vom Gla n z des Professors abgefärbt ? «
    Carla war nicht gesonnen, sich ablenken zu lassen. » W arum hast du m ir heute Lilli aufgehalst? Kannst du nic h t s elbst m it ihr Schluß m achen?«
    » W eil Lilli dich m ag«, ent g egnete er achselzuckend.
    Carla ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen. W e nn m an an einem Tag lange zu laufen hatte, brachten einen Schuhe m it hohen Absätzen, ganz gleich, wie elegant sie waren, fast u m . Robert deutete ihre Gri m asse richtig und kniete nieder, um ihr die Füße zu massieren, was der aufgebrachten kleinen Rede, die sie vorbereitet hatte, etwas den W i nd aus den Segeln nah m .
    »Das ist Bestechung.«
    »Schon, aber will s t du m ir lieber erzählen, wie un m öglich ich bin, und m it verkra m p ften Füßen einschlafen ? « fragte er, während er ihre m alträtierten Ballen m uskeln knetete. Das konnte er wirklich gut. Sie überlegte sich, wo er es geler n t hatte, während W är m e ihre Beine hochkroch.
    »Robert, warum ausgerechnet die Antwolfen ? «
    Er hielt m it seiner Mas s age inne und schaute zu ihr hoch. »Du bist eifersüchtig«, sagte er langsa m . D a nn m achte er weiter, o h ne sie aus den Augen zu lassen. »Und dies m a l kann es nicht von Berufs wegen sein.«
    »Du bist eingebildet.«
    Das war eine so kurze und so lah m e Antwort im Vergl e ich z u de m , was Carla sonst erwidert hätte, d a ß sie beide einen Mo m ent lang erstarrten. Das kann nicht sein, dac h te Carla. Das kann einfach nicht sein. Er irrt sich. An Robert war ni chts Fre m des, nichts Neues; sie kannten einander so in- und ausw e ndig, daß es ihr schien, als sei er ihre andere Hälfte, so w enig im m er eine Freude, wie s i e s i ch selb s t im m er eine Freude war, aber no t wendig wie die Luft zum A t m en. Wenn sie in der Vergangenheit Eifersucht in bezug auf ihn gespürt hatte, dann galt sie i mm er Dingen, die ihm möglich waren und ihr nicht; m ehr Freiheit, m ehr Erfolg. D och eifersüchtig auf Monika von Antwol f en zu sein impli z ie r te, daß sie sich an Monikas Stelle wünschte.
    »Ich wundere m i ch nur, warum du mir nichts von i h r erzählt hast«, setzte sie hastig hinzu, aber das vertrieb die veränderte Atmosphäre nicht. Carla war s i ch p l öt z lich Roberts großer, war m er Hände um ihre Füße auf eine neue Art bewußt und fand das gleichzeitig lächerlich. S i e kannten jeder auch den K örper des anderen, berührten einander regel m äßig, hatten sich im Zug von Rollenspielen auch geküßt und gestreichelt, ohne daß in ihr j em als der Wunsch

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