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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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irgendwo zusammen mit seinem Herrn faulend auf dem Grund des Meeres liegt.« Der Kelch wanderte ruckartig an seine Lippen, und er stürzte den Wein die Kehle hinab.
    »Nun denn«, verabschiedete sich Nerestro. »Hoheitlicher Kabcar, seid mir nicht böse, dass sich der Orden nicht an den Eroberungen beteiligt. Wir halten uns vollständig aus der politischen Betätigung heraus, nachdem wir genau deswegen einmal beinahe ein so unrühmliches Ende gefunden hätten. Ich hoffe, Ihr versteht das.« Lodrik nickte knapp, in Gedanken woanders. »Auf ein baldiges Wiedersehen.« Er verließ das Zimmer, ohne Tokaro eines weiteren Blicks zu würdigen.
    »Ich bin froh, dass ich den besten Rennreiter des Kontinents in meinen Diensten behalten konnte«, sagte der Kabcar und füllte sich erneut das Gefäß auf. Doch die gute Laune, die er verspürt hatte, war verschwunden. »Und nun erzähle mir, woher du stammst und wer deine Eltern sind.«
    »Meine Mutter arbeitet bei Euch, hoheitlicher Kabcar, als Magd im Palast. Sie heißt … »Dorja«, sprach der Mann versonnen den Namen aus. Als er die erstaunten Blicke des Jungen bemerkte, fügte er schnell hinzu: »Wir sprachen vor kurzem mit dem Hofmarschall über die zuverlässigsten Bediensteten des Palastes. Und so ein tüchtiger Junge kann nur der Sohn von Dorja sein.«
    »Das wird sie freuen, wenn ich ihr das sage«, meinte Tokaro.
    Der Kabcar stellte den Kelch ab und packte den Jungen bei den Schultern. Ernst schaute er ihn an. »Du wirst deiner Mutter nicht sagen, dass wir uns getroffen haben. Du wirst ihr auch nicht erzählen, wie du an deine neuen Aufgaben gekommen bist. Wenn sie fragt, wirst du ihr berichten, dass du einen Reitwettbewerb gewonnen hast, nichts weiter. Stelle ich fest, dass du geplaudert hast, Tokaro, nehme ich dir den Hengst weg und werfe dich aus meinen Diensten.«
    »Aber warum, hoheitlicher Kabcar, darf ich nicht …«, wollte der Knabe aufgelöst wissen, aber der junge Herrscher blickte nur streng und gab keine weiteren Erklärungen.
    »Du wirst morgen zusammen mit meinen restlichen Reitern an einen anderen Ort gebracht, Tokaro. Außerhalb von Ulsar, wo du in aller Ruhe mit Treskor üben kannst. Es soll dir an nichts fehlen. Deine Mutter wird dir bald folgen.« Er strich ihm über den hellbraunen Schopf. »Wer einen so berühmten Sohn hat, muss sich nicht weiter seine Waslec als niedere Magd verdienen. Mit dem Auskommen, das ich dir zahle, habt ihr ausgesorgt.«
    »Wie Ihr befehlt, hoheitlicher Kabcar«, stimmte Tokaro verwundert zu. Nach wie vor empfand er es als ungerecht, dass er seine Mutter anlügen sollte, ohne genau zu wissen, weshalb. Aber die Furcht, den geliebten Hengst und die eben erst gewonnene Stellung zu verlieren, siegten. »Ich werde nichts sagen.«
    »Sehr gut.« Lodrik zeigte sich zufrieden und ließ ihn los. »Nun geh und freue dich auf dein neues Zuhause und deine neue Verantwortung. Ich erwarte nur Siege von euch beiden.« Mit einer Klingel signalisierte er den vor der Tür wartenden Dienern, dass sein Besuch gehen wollte.
    »Hoheitlicher Kabcar«, sagte der Junge gedehnt, »darf ich Euch noch eine Frage stellen?« Der junge Herrscher nickte grantig. »Hättet Ihr mich wirklich töten lassen?«
    Ohne eine Bemerkung und mit einen rätselhaften Lächeln wies Lodrik in Richtung Tür, ein Bediensteter schob Tokaro hinaus. Die Antwort blieb er dem Knaben schuldig.
    Nachdenklich schaute er dem Kind hinterher, das sich umständlich die Perücke auf den Kopf setzte und mit den etwas zu großen Schnallenschuhen an den Füßen hinausstolperte. Es schien, als sei die Vergangenheit überall um ihn herum.
    »Du weißt, wo es hinausgeht«, sagte der Livrierte an der Freitreppe, der offensichtlich keine Lust verspürte, dem jungen Rennreiter die gleiche Aufmerksamkeit einzuräumen, wie er es bei einem anderen Besucher getan hätte. »Und Perücken zieht man nicht ab, Bursche, man behält sie auf. Merk’s dir.« Unsanft bohrte sich ihm ein Finger ins Kreuz. »Und die Verbeugung muss das nächste Mal tiefer ausfallen.«
    »Ja, ist ja gut«, bedankte sich Tokaro ungehalten. »Und du vergiss nicht, dass du mit einem Rennreiter des Kabcar spricht.«
    »Von denen gibt es zwei Dutzend«, erwiderte der Diener kühl, zog den Rock glatt und schritt die Balustrade entlang. »Ich sehe nichts Besonderes darin.«
    »Neidhammel«, rief Tokaro neckend und sprintete die Stufen hinab. Auf dem Hof angekommen, schleuderte er die störenden Schuhe von den Füßen und warf die

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