Unter Den Augen Tzulans
Perücke übermütig in die Luft.
Sein Blick fiel auf die Schar der Ordensritter, die sich gerade auf den Weg machten. Vorneweg ritt ein Knappe mit der Standarte der Hohen Schwerter, der gerüstete Großmeister schloss sich an. Weitere Ritter und das Gefolge der Knappen mit den Packtieren trabten im Tross hinterher. Ein vielfaches Hufeklappern und Scheppern von Rüstungsteilen erfüllte den Hof, das die Ohren des Jungen auf eine harte Probe stellte.
Nerestro wandte Tokaro seinen Kopf mit dem eindrucksvollen Helm zu, als wollte er ihm eine letzte Gelegenheit geben, seinen Entschluss zurückzunehmen.
Doch der Junge hob die Hand nur zum Gruß. Der Großmeister zuckte mit den Achseln und beschleunigte das Tempo des Zuges, der bald darauf verschwunden war.
Es war nun merkwürdig still im Gestüt, nur die schwirrenden Schwalben mit ihren schrillen Rufen und die Laute aus den Pferdeställen sorgten dafür, dass es nicht unheimlich wurde. Tokaro machte sich pfeifend auf den Weg zu Treskor.
Der Hengst blähte die Nüstern, als er den Jungen wahrnahm, und stieß laut die Luft aus.
Liebevoll umarmte der Knabe den Hals des Hengstes. »Du bist jetzt mein. Wir sind von nun an unzertrennlich, nicht wahr?« Er nahm sich die Bürste und einen Holzeimer, stülpte ihn um und stieg hinauf, um dem Ross den Rücken zu striegeln. »Ich werde dich noch mehr pflegen als früher. Wir beide werden ein Rennen nach dem anderen gewinnen.« Treskor wieherte, der Schweif zuckte, um die Fliegen zu verscheuchen. »Wir werden reich, weil ich mein ganzes Geld nur auf unseren Sieg setzen werde. Und dann kaufe ich uns ein schönes Haus mit Stall. Und dir eine schöne Stute. Ist das ein Vorschlag?« Seine Bewegungen wurden langsamer. »Meinst du, wir hätten mit dem Ritter reiten sollen? Ich und ein Ordenskrieger?«
Der Kopf des Hengstes fuhr hoch, die Nüstern sogen prüfend die Luft ein. Tokaro hörte, wie jemand sich alle Mühe gab, lautlos heranzukommen. Aber das Stroh im Mittelgang raschelte verräterisch.
Govan, zuckte es wie ein Blitz durch Tokaros Gedanken. Er will Treskor etwas antun, um sich zu rächen. Rasch hüpfte er vom Eimer, packte die Kordel, die als Griff diente, und stellte sich unmittelbar neben den Eingang zum Abteil, den Arm zum Schlag erhoben, um dem Eindringling das Holzgefäß über den Scheitel ziehen zu können.
Eine kleine Gestalt streckte vorsichtig den Kopf herein.
Tokaros freie Hand schnellte nach vorne. Er packte den Aufschlag des leichten Mantels, zog den unangemeldeten Besucher ruckartig nach vorne und beförderte ihn ins Stroh. Kopfüber warf er sich auf dessen Rücken und kniete sich auf die Arme.
Ein Schmerzenslaut, der so gar nicht zu einem Jungen passen wollte, drang an sein Gehör. Als er langes schwarzes Haar unter der Kapuze sah, wurde er sich seines Fehlers bewusst.
Erschrocken sprang er auf und riss das Mädchen in die Höhe und klopfte die Halme von ihrem Mantel und aus dem Kleid, inständig hoffend, dass Treskor noch kein Wasser abgeschlagen hatte. »Es tut mir Leid, hoheitliche Tadca«, stammelte er. »Ich dachte, Ihr wärt Euer Bruder, der meinem Pferd vielleicht etwas antun wollte.«
Zvatochnas Augen schienen Tokaro durchbohren zu wollen. »Das wäre schon wieder ein Grund, dich hinrichten zu lassen«, sagte sie ungehalten. »Schau dir mein Kleid an, meine Haare, ich sehe aus wie eine einfache Magd.«
»Was ist Schlechtes an einer einfachen Magd?« Der Rennreiter fühlte sich herausgefordert, die Ehre seiner Mutter zu verteidigen. »Sie sorgt dafür, dass die Herrschaften gut leben.«
»Verzeih mir«, bat die Tadca und kam auf ihn zu. »Ich wollte dir nur gratulieren. Du bist hervorragend geritten, und alle sind neidisch auf dich. Auch Govan.«
»Und ich muss mich dafür bedanken, dass Ihr die Schuld heute Nachmittag auf Euch nehmen wolltet«, erwiderte der Junge etwas versöhnlicher gestimmt, zumal ihr Antlitz in dem schummrigen Licht von einem der letzten Sonnenstrahlen, der durch die Scheibe fiel, wundervoll beleuchtet wurde. Würde sie ihn nun bitten, die Pferde des Gestüts zu stehlen, er täte es ohne zu zögern. »Ich werde nicht alle Rennen für Euren Vater gewinnen«, sagte er etwas zögerlich.
»So?«, meinte sie erstaunt und entfernte mit spitzen Fingern einen Halm aus dem Haar.
»Ich werde einige nur für Euch gewinnen, hoheitliche Tadca«, erklärte er leise und sah ein wenig verlegen zu Boden.
Das Mädchen strahlte, und Tokaros Herz hüpfte vor Freude. »Wenn das so ist,
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