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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ständig betrunken, weil ich scheinbar zur Luft rede.« Der Ritter prostete. »Aber wir beide wissen es besser. Und es bleibt unser Geheimnis, Rodmor von Pandroc.«
    Herodin betrat die große Jurte und sah sich misstrauisch um. »Mit wem habt Ihr gesprochen, Großmeister? Habe ich ein anberaumtes Treffen versäumt?«
    »Seht Ihr hier vielleicht jemanden?« Nerestro wusste genau, was sein Fahnenführer ihm damit sagen wollte. »Akzeptiert, dass ich mit den Toten sprechen kann, Herodin.«
    Seufzend setzte sich der Mann im Kettenhemd auf einen Stuhl. »Großmeister, ich habe so sehr gehofft, Eure geistige Verwirrung würde mit dem Tag zu Ende sein, als … der Fleisch gewordene Fluch von Euch ging. Aber es hat sich nichts geändert.«
    »O doch. Es hat sich vieles geändert. Ich habe meine Gabe angenommen und erschrecke nun nicht mehr vor ihr.« Nachsichtig lächelte der Großmeister. »Ich weiß, dass Ihr es nicht verstehen könnt. Ihr müsstet es am eigenen Leib erfahren haben, Ihr müsstet beinahe tot gewesen sein. Aber es ist vermutlich schwer, die richtige Verletzung herbeizuführen, die genau den Übergang zwischen dem Jenseits und uns schafft. Und ich kann Euch sagen, die wissen Dinge auf der anderen Seite, von denen wir beide nicht einmal etwas erahnen. Und sie sehen fast alles.« Er nippte an seinem Wasserglas. »Seht Ihr, Rodmor hat mich auf etwas aufmerksam gemacht.«
    »Ich bin gespannt, Großmeister«, sagte der Seneschall eher genervt als angetan.
    Nerestro strich sich über die goldene Bartsträhne, langte zur Seite und nahm seine aldoreelische Klinge auf die Knie. »Wie viele gibt es davon, Herodin?«
    »Das weiß jedes kleine Kind, das die Sagen seiner Großeltern gehört hat«, grummelte sein Untergebener. »Dazu brauche ich keinen Sprecher aus dem Reich der Toten.« Er streckte die Beine aus und griff nach dem leeren Gefäß, um sich ebenfalls etwas Wasser einzuschenken.
    »Ja, nehmt es nur«, erlaubte der Großmeister. »Rodmor hat keine Verwendung dafür. Er meinte, in seiner derzeitigen Form sei er nicht in der Lage, etwas Irdisches zu trinken. Und nun gebt Antwort.«
    »Es sind einundzwanzig der aldoreelischen Klingen«, ächzte Herodin. Er schluckte die Bemerkung, die ihm auf der Zunge gelegen hatte und die gegenüber einem Großmeister eine Beleidigung dargestellt hätte, mit einem Mund voll Wasser herunter. »Einst geschmiedet gegen Sinured und gegen alles Unheil, das sich auf dem Kontinent ausbreiten möchte.«
    »Das ist korrekt«, sagte Nerestro. »Nun, es hat sich gezeigt, dass Sinured in unseren Tagen wohl weniger als Unheil zu bezeichnen ist. Und auch ansonsten gibt es auf Ulldart derzeit wenig, gegen das man unsere besonderen Schwerter einsetzen könnte, nicht wahr? Selbst diese Sumpfbestien wurden zu Geduldeten.«
    Herodin hatte nicht den blassesten Schimmer, auf was sein Großmeister hinaus wollte. »Welchen Grund hat es, dass Ihr Euch darüber Gedanken macht?«
    »Nicht ich, sondern der geschätzte Rodmor von Pandroc«, verbesserte der Großmeister, was Herodin innerlich beinahe zur Verzweiflung brachte. »Und wie viele der Klingen befanden sich in den Händen von Angehörigen unseres Ordens?«
    »Vierzehn Stück«, kam es augenblicklich aus Herodins Mund. »Jedenfalls vor der Schlacht bei Telmaran.«
    »Und danach waren sie, bis auf drei, verschwunden.« Seine Finger schlossen sich um die kostbar gearbeitete Hülle. »Unser Orden besitzt demnach also vier. Jeweils eine weitere befand sich in der Burg von König Tarm, in der ehemaligen Baronie Serînka, eine war im Besitz von Mennebar, irgendwo müsste sich eine davon in Ilfaris finden lassen. Und die letzten beiden, die mächtigsten, die ausschließlich für den Kampf gegen Sinured angefertigt worden sind, wurden der Legende nach an geheimen Orten vor dem Bösen versteckt.«
    »Und was bedeutet das?« Es gelang dem Seneschall nicht, eine Verbindung herzustellen.
    »Sie verschwinden«, sagte Nerestro düster. »Was auch immer sich darum kümmert, es sammelt sie ein. Ich hätte es nicht bemerkt, wenn Rodmor von Pandroc mich nicht darauf hingewiesen hätte.«
    »Ja, Rodmor war schon immer ein helles Kerlchen«, meinte Herodin geringschätzig.
    Die Augen des Großmeisters wurden zu Schlitzen. »Ehret die Toten, Herodin von Batastoia«, erinnerte er den Mann vorwurfsvoll. »Das steht in unseren Codices, und so soll es gehalten werden. Nun, da ich weiß, dass sie uns hören, liegt mir an der Einhaltung des Gebotes umso mehr.«
    »Verzeiht

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