Unter Den Augen Tzulans
raunte er ihr zu. »Und du willst doch nicht auf einem wackelnden Thron sitzen. Perdór ist kein Idiot. Er würde die Lage sofort zu seinen Gunsten ausnutzen.« Er drehte sie um und hob sie auf den Toilettentisch, seine Hände wanderten ihre Schenkel hinauf. »Innerhalb von zwei Jahren wird uns der Süden gehören, das verspreche ich dir. Bei Tzulan dem Gebrannten Gott. Und dann haben wir das Festland unter unserer Kontrolle.« Seine Lippen trafen auf die ihren. »Die Piraten werden wir mit Hilfe von ein wenig Magie einfach wegspülen. Um sie musst du dir keine Gedanken machen.« Er streifte den Saum ihres Kleides nach oben. »Bis dahin haben wir dreihunderttausend Mann unter Waffen, alle bestens ausgerüstet. Tarpoler und Tzulandrier, die nur dir gehorchen.«
»Wir könnten die Eroberungen ausdehnen«, flüsterte die Kabcara und schloss genießerisch die Augen. »Wie wäre es mit Angor? Das Kaiserreich hätte eine Lektion verdient?« Eine Welle der Lust rollte durch ihren Körper, der Puls beschleunigte sich.
»Wie du möchtest«, gestand Mortva ihr zu. »Und warum nicht auch Kalisstron? Wir haben die Macht dazu. Und du, Kabcara Aljascha …«
»Nein«, unterbrach sie ihn hart und öffnete die Augen. Das Hellgrün war herrisch, kalt und voller Gier. »Wer ein solches Imperium kontrolliert, sollte sich nicht mit dem Titel Kabcara zufrieden geben.« Sie legte den Kopf nach hinten, der Konsultant küsste ihren Hals und wanderte an ihm nach unten. »Erst bin ich die trauernde Witwe, und dann lasse ich mich zur¢arija krönen.« Sie packte seinen Kopf und zog den Mann in die Höhe, um ihm einen wilden Kuss aufzudrücken. »Innerhalb von zwei Jahren, Mortva? Ist das diesmal endgültig?«
Die unterschiedlich farbigen Augen funkelten für einen Moment beide tiefrot, dann nickte er. »In zwei Jahren sollst du für alles entschädigt werden, Aljascha. Ohne dich wäre das alles niemals möglich geworden«, sagte Mortva und presste sie an sich. »Dafür wird dich Tzulan persönlich entlohnen.«
Die Kabcara stöhnte leise auf, als er sie neuerlich berührte, und gab sich dem mysteriösen Wesen in Menschengestalt hin, wie sie es so oft und gerne in den letzten Jahren getan hatte.
»Wir haben es übertrieben«, begann Lodrik, als sein Konsultant die Bibliothek betrat. »Und Ihr seid zu spät.« Ärgerlich goss er sich Schnaps in sein Glas.
»Vergebt mir, Hoher Herr«, sagte Mortva und deutete eine Verbeugung an. »Ich hatte noch eine Sache zu Ende zu bringen, die ich unmöglich einfach zur Seite legen konnte.« Er spazierte lautlos durch das Zimmer, das mit Büchern über Pferdezucht, Haltung und Pflege voll gestopft war. »Was für eine herrliche Nacht, nicht wahr?«
Missmutig schaute der junge Herrscher aus dem Fenster zum klaren Sternenhimmel. »Ja. Da mir ein Gedanke den Schlaf raubt, kann ich sie in all ihrer Pracht bewundern.« Routiniert setzte er den Rand des Glases an die Lippen und beförderte den Inhalt mit einer ruckartigen Bewegung in den Mund. »Wir haben es eindeutig übertrieben. Eure Leute leisteten zu gute Arbeit«, wiederholte er noch einmal.
Mortva konnte noch nichts mit den Äußerungen seines Herrn anfangen, setzte sich ihm gegenüber und wartete ab. »Werdet ein wenig präziser, bitte.«
»Eure Gerüchtestreuer haben es geschafft, zumindest die Bewohner des Nordens dazuzubringen, einen Krieg gegen den Staatenbund zu fordern.« Lodriks blaue Augen wirkten ein wenig verzweifelt. »Die Stimmung steht kurz vor dem Kippen, die Werbestellen für die Armee haben einen Zulauf an Freiwilligen, dass sie bald nicht mehr wissen, wo sie die Rekruten unterbringen sollen.«
»Eine Konfrontation wäre früher oder später ohnehin unvermeidlich«, kommentierte der Mann mit den silbernen Haaren ruhig. »Ich denke nicht, dass Lubshá Nars’anamm lange stillhalten wird.« Gemütlich lehnte sich der Konsultant nach links. »Das Volk spürt, dass es nicht ohne einen Feldzug geht.«
»Schon wieder ein Feldzug«, sagte Lodrik ungehalten. »Dabei dachte ich, es wäre nach zehn Jahren alles vorbei. Meinetwegen hätte ich die Giftschleuder im Süden auch noch unbehelligt gelassen. Aber die Untertanen verlangen beinahe schon von mir, dass ich mir den Süden vorknöpfe. Es wird wohl nicht anders gehen.«
»Betrachtet es doch so«, half Mortva. »Nach unseren Informationen hat das Kaiserreich Angor so viele Truppen in Tersion und Ilfaris aufgestellt, dass selbst wir trotz unserer Bombarden Probleme haben werden, den Feind
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