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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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überstanden. Er hasste es, als Greis bezeichnet zu werden, und das ließ er alle spüren, die meinten, ihn damit aufziehen zu müssen.
    Seine grüngrauen Augen strahlten, als er das prachtvolle Schiff sah, das vor ihm im Hafenbecken schwamm. Es stellte den genauen Nachbau einer tarvinischen Dharka dar, angefertigt nach den Plänen, die vor sieben Jahren in Ulvland gezeichnet worden waren, wenn auch mit ein paar kleinen Anpassungen. Und zu Ehren der Frau, die ihn gerettet und ihm die Liebe gebracht hatte, nannte er es Varla. Das Schiff war ihm geblieben, von der Namensgeberin hörte er nie mehr etwas. Monate hatte er damit verbracht, sich zu fragen, was aus ihr geworden war.
    Aber irgendwann endete seine Grübelei, das Kommando über die Dharka-Flotte erging an ihn, und somit konnte er auch nicht nach seinen Freunden suchen. Seine Freistellungsgesuche waren bisher alle vom Hetmann abgelehnt worden.
    »Hier, fang!«, rief er einem der spielenden Straßenkinder zu, das in einem Reflex die Arme öffnete und von der fliegenden Wurst beinahe von den Füßen gerissen wurde. »Ihr könnt sowieso besser beißen als ich.«
    Zügig enterte er die Dharka über die Planke und schaute seiner Mannschaft beim Deckschrubben zu.
    »Das sieht sehr gut aus, Männer«, lobte er und stellte die Rumflasche auf einer Taurolle ab. »Hier, damit das Arbeiten nicht zu schwer wird. Aber sauft nicht alles auf einmal. Ich möchte keinen aus den Wanten fallen sehen.«
    Sein Maat Negis eilte vom Vorschiff zu ihm heran, eine Ledertasche schwenkend.
    »Was denn, schon wieder neue Befehle?«, wunderte sich Torben. »Ich bin eben erst in Jaronssund angekommen und soll gleich wieder davon?«
    »Der Bote kam, als du in den Eisvogel gingst.« Der Blick des Untergebene blieb an den malträtierten Knöcheln hängen. »Gab es in der Schänke viel Überzeugungsarbeit zu leisten?«, erkundigte er sich amüsiert.
    »Ich schätze, manche habe ich dermaßen bekehrt, dass sie eine Zeit lang benötigen werden, um sich im Spiegel wiederzuerkennen«, meinte der Rogogarder leise. Die geflochtenen, mit Perlen geschmückten Strähnen seines ausgeblichenen Bartes wackelten hin und her.
    Er öffnete die Dokumententasche, die das Siegel des Hetmanns trug, nahm das Papier heraus und las die Zei­len. Sein Gesicht wurde ernster. »Sieh an. Die Palestaner beabsichtigen, vier Schiffe mit neuen Waffen an Bord ein paar Meilen von hier vorbeizuschmuggeln.«
    »Mit neuen Waffen?« Der Maat verzog seinen Mund. »Das ist eine Sache, die mir gar nicht gefällt.«
    »Und noch schlimmer wäre es, wenn sie ihren Bestimmungsort erreichen würden«, hielt der Kapitän dagegen und verstaute das Dokument wieder in der Tasche. »Wer weiß, was sie damit anrichten wollen. Wir sollen sie in einer Nachtaktion abfangen.«
    »Auch noch nachts.« Negis schüttelte den Kopf. »Seit die Sternbilder machen, was sie wollen, ist eine Navigation mehr als nur gefährlich.«
    Torben klopfte seinem Maat auf die Schulter. »Sei kein Weichfisch, Negis. Sie müssen am Tjolmans-Riff vorbei, und da werden wir in aller Ruhe auf sie warten und sie aufbringen, während sie noch überlegen, was da über sie hereinbricht.« Er ging zu seiner Kajüte. »In vier Stunden laufen wir aus, sag das den anderen Kapitänen. Ich will rechzeitig am Riff sein und mir ein paar nette Klippen suchen, hinter denen ich mich verstecken kann.«
    Negis nickte, nahm sich die Rumflasche und gönnte sich einen gehörigen Schluck. »Also gut, ihr tranigen Fischköpfe«, röhrte seine Stimme über das Deck. »Installiert alle Katapulte, die ihr im Laderaum finden könnt, bringt die Armbrustlafetten am Mast auf Vordermann, und dann macht das Schiff klar zum Ablegen.«
    Die rogogardische See präsentierte sich so friedlich wie noch nie, und das passte Torben keineswegs. Die Dharkas waren geschickte, wendige Segler, aber sie benötigten ausreichend Wind dazu. Und der fehlte fast vollständig.
    Im Moment war es dem Kommandanten der Flotte noch egal, die Schiffe lagen alle, gut verborgen hinter ein paar einsamen Felsen, die sich aus dem Meer hoben, auf Lauerposition und warteten auf das Erscheinen der Seekrämer. Aber in einem Gefecht musste er sich etwas einfallen lassen, sollte keine einzige Brise aufkommen wollen. Die Klippen vor dem Tjolmans-Riff waren die einzige Möglichkeit, die Händler auf der gewählten Route arglos herankommen zu lassen. Wenn die Palestaner die Klippen passierten, erwartete sie dahinter das rogogardische

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