Unter Den Augen Tzulans
Empfangskomitee.
Wolkenlos und schön spannte sich der Himmel am Firmament auf, die ersten Gestirne glänzten im Abendrot, die Monde zogen ihre Bahnen. Beinahe tat es ihm Leid, diese perfekte Idylle bald durch Kampflärm zu zerstören. Aber solche gefühlsduseligen Rücksichtnahmen konnte er sich nicht erlauben.
Die Männer hoch oben auf den Felsen beobachteten den Horizont, um die palestanische Annäherung zu verkünden. Torben rechnete mit keinem großen Kampf, die Koggen waren bei dem lauen Lüftchen noch unbeweglicher als die Dharkas, was ihn nur unwesentlich beruhigte. Am liebsten war es ihm, wenn die Gischt unter dem Bug schäumte.
Als das Dunkelrot und das Lila allmählich dem herankriechenden Dunkelblau der Nacht wichen, meldeten die Wachen auf den Klippen Signallichter in vier Meilen Entfernung. Insgesamt zählten die Männer auf ihren Aussichtsposten aber die Lampen von fünf Schiffen. Offenbar eskortierten vier Kriegskoggen der Palestaner das zusätzliche, in der Order unerwähnte Schiff, das in der Mitte schwamm.
Torben machte sich die Mühe, sich mit einem Beiboot an den felsigen Strand der Klippen bringen zu lassen und mit Hilfe eines Femrohrs das unangemeldete Gefährt zu begutachten.
Die Dimensionen waren größer als die der Palestaner, lange Ruder stachen in die fast spiegelglatte Oberfläche des Meeres. Der Schiffskörper gestaltete sich gedrungener als der einer Kogge, und es wirkte auf den Rogogarder, als würde sich das Gefährt wie eine fette Raubkatze flach an die schwachen Wellen schmiegen, um sich besser heranpirschen zu können. Die Galeere lief zusätzlich unter Vollzeug, die Wasserverdrängung schien enorm zu sein.
Es war eine turîtische Iurdum-Galeere. Der verdammte Nachbau einer Kriegsgaleere Sinureds. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er den Überfall abblasen sollte, aber selbst wenn, dank der Flaute würde eine Flucht wenig Sinn machen. Verstärkter Rumpf, doppelte Seitenwände, unterseeischer Rammsporn, Wurfvorrichtungen in allen Größen, das waren die Schiffe, mit denen das eigenständige Königreich Tûris die Erträge seiner Iurdumschürfgründe sicher von den Inselminen ans Festland transportierte.
Unter normalen Umständen fürchtete er die schwerfälligen Schiffe nicht, die einem Vergleich mit einer Schildkröte durchaus standhielten. Langsam, aber schwer zu knacken. Doch ohne Wind stellte die Galeere eine tödliche Bedrohung dar.
Schnell kehrte er auf die Varla zurück und rief die Kapitäne zur Besprechung.
Mit einer solchen Festung aus Planken hatte keiner der Männer gerechnet. Und eine genaue Planung würde man nicht vornehmen können, denn es hing alles davon ab, welche Route die Galeere nehmen würde. Am besten würde es den Kapitänen gefallen, wenn sie zwischen den Klippen entlang fahren würde. Sollte aber ein erfahrener Commodore am Steuer stehen, lotste er den gesamten Konvoi in einem Bogen drumherum. Was die Stimmung ein wenig zu heben vermochte, war der aufkommende Wind. Er würde den Dharkas den Vorteil der Geschwindigkeit bringen, vorausgesetzt aus dem Luftzug würde eine ordentliche Brise.
Als die Wachen meldeten, die Palestaner würden schnurstracks auf die Lücke zwischen den Felsen zusteuern, entstand neue Zuversicht, den Gegner schnell entern zu können.
Die Kapitäne kehrten auf ihre Schiffe zurück, ein paar Ruderboote manövrierten jeweils zwei Dharkas hintereinander zu einem tödlichen Spalier. Die Winden der Katapulte auf allen rogogardischen Decks erwachten zum Leben, die Fernwaffen wurden gespannt und geladen, um den Seekrämern einen tödlichen Willkommensgruß zu senden. Auf den Einsatz von Petroleumgeschossen verzichtete man zunächst, um die eigene Position nicht durch die Flammen preiszugeben und zu einem leichten Ziel in der Dunkeiheit zu werden.
Der Bug der ersten Kriegskogge schob sich als schwarzer Schatten auf der Seite der Freibeuter heraus, und die vorbereiteten Schleudern sandten Tod und Verderben auf die Palestaner herab. Masten wurden beschädigt, Rahen rissen aus den Verankerungen und stürzten auf die Planken, während die Kogge augenblicklich mit dem Heck ausbrach und schlingernd auf den ersten Rogogarder zuhielt, um ihn mit letzter Kraft zu rammen und den eigenen Leuten die Möglichkeit zu geben, in den Nahkampf zu gehen.
Die zweite Kogge hatte den Empfang des ersten Schiffes sehr wohl mitverfolgt und wollte, halb in der Einfahrt zwischen den Klippen, abdrehen. Sie segelte mit ihrem Manöver der
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