Unter Den Augen Tzulans
Herzens ließ Torben von Varla ab. »Für alles Weitere haben wir später Zeit, wir werden ausführlich reden.«
»Reden nennt man das jetzt«, grölte einer der Freibeuter, und der Kapitän feixte.
»Ja, reden. Aber zuerst kümmern wir uns um die anderen Schiffe. Sie werden unsere Hilfe dringend nötig haben.«
Sie nickte. »Deshalb sind wir euch gefolgt, Torben. Ihr seid in eine Falle gelaufen. Aber die Überlebenden haben Vorrang.«
Sie erteilte Befehle an ihre Mannschaft, Torben schickte seine Leute an beide Seiten der Reling, um nach überlebenden Freibeutern im Wasser Ausschau zu halten. Das Feuer des brennenden Galeerenwracks spendete genügend Licht.
Der Rogogarder wandte sich wieder ihr zu und behielt sein jungenhaftes, übermütiges Grinsen bei. »Habe ich mich schon bedankt?« Die Tarvinin schüttelte den Kopf. »Dann hole ich das nachher in aller Ausführlichkeit nach.« Er zwinkerte ihr zu.
»Du wirst dich für jeden Einzelnen deiner Männer bedanken«, gab sie zurück. Ihr Antlitz errötete vor Aufregung und Glücksgefühl. »Und es ist mir egal, wie lange das dauert.«
Torben mimte den Nachdenklichen. »Ich werde mir vorsichtshalber einen Berg Austern bringen lassen.« Lachend küsste er ihre Stirn. »Ich kann dir nicht sagen, wie froh ich bin, dich wiederzuhaben«, sagte er leise, und für einen Moment wurden seine graugrünen Augen ernst. »Dass die Verzweiflung mich packte, ist noch Untertrieben.«
Varla entgegnete nichts, sondern drückte ihre Lippen sanft auf seine, bevor sie zum Ruder schritt und Anweisungen gab.
Verliebt schaute ihr der Rogogarder hinterher und versank in Träumen, an deren Erfüllung er nicht mehr geglaubt hatte. Als er die grinsenden Gesichter seiner Männer bemerkte, zuckte er nur mit den Schultern. »Ich bin Wachs in ihren Händen.«
»Und schon ziemlich flüssig«, röhrte einer der Freibeuter und hatte die Lacher auf seiner Seite.
Am nächsten Morgen waren die Aufräumarbeiten abgeschlossen, die Dharkas hatten klar Schiff gemacht und die gröbsten Schäden behoben. Von der turîtischen Galeere blieb nichts in einem Stück, die Besatzung kam durch die vernichtende Explosion vollständig ums Leben, und die Bombarden ruhten wie die vier Kriegskoggen tief unten auf dem Meeresgrund. Dafür machten die Freibeuter jede Menge palestanische Gefangenen, die man zum Verhör zur Festung des Hetmanns brachte.
Doch zunächst mussten die vier Dharka-Nachbauten so schnell wie möglich in einer Werft in Stand gesetzt werden, sonst würde auch nur der kleinste Sturm mit den stark beschädigten Schiffen leichtes Spiel haben. Auch die Mannschaft musste in Unterzahl arbeiten, was das Manövrieren nicht unbedingt leichter machte.
Während die kleine Flotte mühsam den nächsten größeren rogogardischen Hafen ansteuerte, besuchte Torben die Tarvinin in ihrer Kapitänskajüte.
»Jemand zu Hause?«, rief er in das kleine Zimmer und streckte den Kopf herein.
Varla warf sich ihm an den Hals und küsste ihn leidenschaftlich, während sie ihn hereinzog. Dem Ansturm der Frau konnte Torben nichts entgegensetzen, und so ließ er sich hineinziehen, ihre Zärtlichkeiten erwidernd.
Endlich ließ sie ihm Gelegenheit zum Luft holen. »Ich habe dich vermisst«, gestand sie ohne Vorwarnung.
»Und ich hätte niemals mehr daran geglaubt, dass ich dich in diesem Leben sehe«, sagte der Freibeuter glücklich und hielt sie fest. »Wo warst du denn all die Jahre.«
»Das ist eine lange Geschichte, und sie ist eigentlich sehr langweilig«, wiegelte die Tarvinin ab. »Ich habe gehört, auf Ulldart ist die Sache wesentlich spannender geworden?«
»Das ist sie, wie du selbst gesehen hast«, meinte Torben. »Aber nun erzähle.«
»Du gibst keine Ruhe, bis ich wirklich erzähle und du dabei eingeschlafen bist«, lachte sie.
Der Rogogarder strahlte. »Wie könnte ich schlafen? Ich schaue dich an, und alle meine Sinne sind hellwach. Alles in mir ruft, jubiliert und singt.« Er hob sie an und wirbelte sie in die Luft. »Selbst wenn ich wollte, ich würde kein Auge zumachen. Mein Körper ist viel zu laut.«
Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss und zog ihn aufs Bett. »Dann schauen wir mal, ob wir die vielen Stellen an deinem Körper beruhigen können.« Ihre Hände tasteten an ihm entlang. »Oha! Da scheint eine Gegend besonders wach zu sein. Um die sollte ich mich zuerst kümmern.«
Torben grinste dreckig und öffnete sein Hemd. »Ich bitte darum.«
»Vierhundertneunundachtzig mal«, flüsterte sie,
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