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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erfüllen. Sein Leben stand unter einem schlechten Stern, da war er sich sicher.
    Nach all den Jahren war die Ablehnung, die den Bewohnern der kleinen Kate entgegenschlug, nicht weniger geworden. Lediglich Fatja akzeptierte man einigermaßen, weil sie sich voll und ganz zu Kalisstra bekannte. Und weil sie von Arnarvaten, dem bekanntesten Geschichtenerzähler der Stadt, hofiert wurde. Von dem alten Mann wusste man, dass er nach wie vor Ulldrael ehrte und der Bleichen Göttin den notwendigen Respekt verweigerte. Lorin bemerkte die Blicke, die ihn trafen, sehr wohl.
    Aber sie waren ihm gleichgültig. Er zollte der Schöpfe­rin des Kontinents ebenso seine Hochachtung wie Ulldrael dem Gerechten, an dem er nichts Schlechtes fand. Schade fand der Junge es, dass sich Waljakov nicht mehr in ihrer Hütte sehen ließ. Nachdem der hünenhafte Mann in der Stadt angekommen war und sich mit Matuc unterhalten hatte, blieb er dem Haus fern. Offenbar verstanden sich die beiden nicht besonders gut. Als er seinen Großvater darauf ansprach, wich der nur aus. Fatja erklärte ihm, dass zwischen den beiden Männern kein Einvernehmen herrschte, was die Zukunft auf Kalisstron anging. Matuc wollte wohl für immer in Bardhasdronda bleiben, Waljakov dagegen beabsichtigte, bald nach Ulldart reisen zu wollen. Offensichtlich mit ihm zusammen.
    »Wie es wohl dort aussieht?«, fragte Lorin das Pferd und bog in eine Seitengasse ab. »Interessieren würde mich der andere Kontinent schon.« Er streichelte den Hals des Wallachs. »Das ist schon seltsam. Die Kalisstri nennen mich Fremdländler, obwohl ich noch niemals dort gewesen bin. Ich bin anscheinend gar nichts richtig, weder Kalisstrone noch Ulldarter.« Er hatte das Haus des Kaufmanns erreicht und schlenderte zum Eingang des Stalls. »Holla! Ich bringe den Wallach, den Ihr zum Beschlagen gegeben hattet«, rief er hinein.
    Ein Knecht trat heraus. »Schnelle Arbeit.« Er kramte die Münzen hervor und gab ihm den Lohn für den Auftrag.
    »Und saubere dazu«, fügte Lorin an, seine Finger schlossen sich um das Geld. »Akrar ist der beste Schmied der Stadt. Bevor das Eisen abfällt, ist das Pferd eher tot.« Er tätschelte dem Zugtier die Nüstern. »Nichts für ungut.«
    Der Knecht nahm die Zügel entgegen und zerrte den Wallach hinter sich her. Als sich das Tier zunächst sträubte, den dunklen Eingang zu passieren, schlug der Mann mit der Gerte nach ihm. Das Pferd wieherte erschrocken.
    Lorin fand das Verhalten des Knechtes nicht richtig. Er konzentrierte sich auf den dünnen Lederstock und ließ ihn nach dem nächsten Schlag zurückfedern, sodass er dem Mann eine blutige Spur durchs Gesicht zog. Fluchend warf er die Gerte zur Seite und hielt sich die Wange.
    Der Junge grinste zufrieden und machte sich auf den Nachhauseweg. Wieder einmal hatte er seine Kräfte eingesetzt, und es bereitete ihm mächtigen Spaß, wenn er damit Unterlegene unterstützen konnte.
    Meistens war er der Unterlegene, und bei genauer Betrachtung benötigte er selbst am meisten seine eigene Hilfe, vorzugsweise, um sich gegen ein paar rauflustige Jugendliche zu wehren oder sich vor wütenden Händlern in Sicherheit zu bringen, wenn er wieder einmal etwas stibitzt hatte. Da ihn ohnehin keiner mochte, konnte er sich solche Taten erlauben, schlimmer machte er es damit nicht mehr.
    Er rannte übermütig durch die engen Straßen, bis ein ausgestrecktes Bein, das ohne Vorwarnung hinter einer Häuserecke hervorschnellte, seinen Lauf abrupt bremste. Er segelte ein paar Meter durch die Luft und rollte sich mehr zufällig als beabsichtigt über die Schulter ab. »Man könnte meinen, der Fremdländler hätte es besonders eilig«, sagte eine Stimme hämisch. Kräftige Arme packten ihn und stellten ihn auf die Beine. Lorin erkannte seinen stärksten Widersacher, Byrgten, unmittelbar vor sich.
    Der Sohn eines Fischers schien ihn aus irgendeinem Grund so wenig zu mögen, dass er ihn ständig zu verprügeln versuchte. Da er eher feige als heldenhaft war, unternahm er solche Anläufe nur, wenn er genug von seinen Schlägern zusammengetrommelt hatte. Noch bevor der Junge seine Kräfte einsetzen konnte, stülpte ihm jemand von hinten einen Sack über den Kopf. »So, diesmal wirst du uns nicht mit deinen Tricks davon abhalten, dir eine Lektion zu erteilen.«
    Als sie ihm die Kleider durchwühlten, schlossen sich seine Finger krampfhaft zu einer Faust. Doch das wurde bemerkt, und mit aller Gewalt öffneten sie seine Hand.
    Die Münzen klirrten auf

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