Unter Den Augen Tzulans
des Hetmanns bat uns, euch zu verfolgen und zu helfen, als er hörte, dass ich nach dir suchte. Kein anderes rogogardisches Schiff hätte es geschafft, die Dharka-Nachbauten einzuholen.« Sie grinste ihn an. »Aber das Original ist eben immer noch eine Spur besser, nicht wahr? Tja, und nun führen wir das Inselreich schnell zum Sieg und suchen im Anschluss nach deinen Freunden.« Die Tarvinin gab sich zuversichtlich. »Wer sollte uns beide aufhalten?«
Dankbar für die Aufmunterung und den Rückhalt, gab er ihr einen Kuss. »Du bist großartig, Varla.«
»Vierhundertfünfundachtzig«, wiederholte sie schmeichelnd, ihr Blick wurde unzüchtig. Sie umschlang ihn und vertrieb nach wenigen Minuten die Sorgen aus seinen Gedanken.
Kontinent Kalisstron, Bardhasdronda, Sommer 456 n.S.
Lorin schaute den tanzenden Funken hinterher, die wirbelnd im großen schwarzen Schornstein verschwanden. Etwas zischte gewaltig direkt neben ihm, und er stand plötzlich in einer warmen Wolke aus Wasserdampf. Der Junge musste husten und machte einen Schritt rückwärts, um dem Dunst zu entkommen.
»Hör auf zu träumen«, hörte er die amüsierte Stimme des Schmieds durch die weißen Schleier. »Hier, halt die Zange fest und lass das Hufeisen nicht in den Bottich fallen, sonst holst du es mit dem Mund heraus.« Akrar drückte ihm den Griff des Werkzeugs in die Hände. »Ich bin gleich wieder da.«
Als sich der Wasserdampf gelichtet hatte, sah Lorin den breiten, nackten Oberkörper seines Meisters. Er ging zum Wassertrog, an dem das Pferd angebunden stand, kippte sich zuerst einen Eimer über den Kopf, um sich von der Hitze der Esse zu kühlen, und führte das Pferd herein. Der Schmied hob den rechten Vorderhuf an und legte ihn auf seinem lederbeschürzten Oberschenkel ab, der Junge reichte ihm das abgekühlte Eisen. Es passte.
»Gut«, meinte Akrar zufrieden. »Bring es wieder zum Glühen und lege es auf, ich nagele es fest.«
»Ja, Meister.« Lorin fasste das Eisen mit der Zange an und versenkte es zwischen den rot schimmernden Kohlestücken, mit dem Fuß betätigte er den Blasebalg, um die richtige Temperaturen zu erreichen. Der Schmied beobachtete seine Bewegungen. Endlich glühte das Eisen, schnell setzte er es dem Ackergaul auf den Hornrand des Hufs, während Akrar die Nägel mit präzisen Schlägen in das weiche Material trieb. Ein kurzes Nacharbeiten, und das Pferd hatte seinen neuen »Schuh« erhalten. Zufrieden schlug Akrar seinem Lehrling auf die Schulter. »Gut gemacht, Junge. Wenn du noch ein paar Muskeln zugelegt hast, gehen wir ans Schmieden. Dann darfst du auch die Funken fliegen lassen, was hältst du davon?«
Lorin strahlte. »Ich freue mich schon drauf, Akrar.« Der Schmied, der es als einziger der Stadtbewohner mit der Statur Waljakovs aufnehmen konnte, wusch sich die Hände und rieb sich durch den kunstvoll ausrasierten Bart. Die grünen Augen blinzelten dem Fremdländler zu. »Nimm das Pferd und bring es zu seinem Besitzer, du weißt, wo der Kaufmann wohnt. Danach darfst du nach Hause. Du hast tüchtig angepackt, das verdient ein Lob.«
»Danke, Meister.« Lorin machte Anstalten, sich auf den Rücken des Zugtieres schwingen zu wollen, aber Akrar rief ihn zurück. »Ich habe nichts von reiten gesagt, Junge. Führe den Wallach.«
Schuldbewusst griff er das Zaumzeug und machte sich auf den Weg durch die sonnenbeschienenen Gassen von Bardhasdronda. »Bis morgen, Meister.« Der Schmied winkte und begann, das Werkzeug zusammenzuräumen.
Lorin pfiff ein Lied vor sich hin, schlenderte über den Markt, das breite Pferd trottete gehorsam hinter ihm her.
Der Junge warf einen Blick nach hinten.
»Ich habe ganz schönes Glück, dass du nicht weißt, wie stark du bist. Du könnest mich einfach über das Pflaster schleifen.« Im Vorbeigehen nahm er unbemerkt eine Möhre von einem der Stände und hielt sie dem Wallach hin, der das Gemüse dankbar fraß. »So was Feines bekommst du bestimmt normalerweise nicht, was? Warte nur, in ein paar Monten lege ich dir die Hufeisen an, du wirst sehen.«
Lorin übertrieb natürlich, was das Pferd aber nicht wissen konnte. Seit einem halben Jahr ging er bei dem freundlichen Schmied in Lehre, der ihn als einziger Handwerker in Bardhasdronda aufnehmen wollte. Alle anderen flüchteten sich in fadenscheinige Ausflüchte, um den Fremdländler nicht aufnehmen zu müssen. Auch sein größter Wunsch, irgendwann der Stadtmiliz anzugehören, würde sich unter diesen Voraussetzungen niemals
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