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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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machte ihn stutzig, und er wollte ausmessen, ob seine Vermutung richtig war. Wenn er den Kurs und die Strecke zurückrechnete, auf der die Lerrán gesegelt war, fand er den ungefähren Ausgangspunkt der Dharka nicht allzu weit von der kalisstronischen Küste.
    Zehn Meilen. Er kratzte sich mit dem Lineal am Hinterkopf. Sie wären besser nach Kalisstron gefahren, als sich bis nach Ulvsgrund durchzumühen. Da aber die wichtigen Karten an Bord des fremden Schiffes gefehlt hatten, war ihm diese Erkenntnis am Anfang der Reise verwehrt gewesen. Wie groß war wohl die Möglichkeit, dass eine wasserdichte Truhe diese Strecke zurücklegen konnte? Neue Hoffnung keimte in Torben auf, dass wenigstens Norina den Untergang der Grazie überstanden haben könnte. Und vielleicht hatten sich die anderen im Ruderboot so weit durchschlagen können. Waljakov könnte von ihnen gefunden und mitgenommen worden sein.
    Aus dem dünnen Strich, der die Küste Kalisstrons symbolisierte, wurde für ihn vor seinem inneren Auge ein echter Strand, an dem sich die Brojakin und alle anderen Passagiere erschöpft in den rettenden Sand warfen. Ein Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. Wortlos deutete er auf sein leeres Gefäß, in das noch eine Ladung Gewürzbier floss. Er würde sie finden, ganz egal, was ihm die Kalisstri entgegenstellten.
    Seine rogogardische Herkunft würde ihm etliche Schwierigkeiten bereiten, denn mit den Bewohnern des Kontinents der Bleichen Göttin war nicht gut Schlitten fahren. Sie gewährten den Freibeutern, die in der Vergangenheit gerne dort gekreuzt waren, kein Pardon. Und die Kalisstri waren gute Seefahrer. Zu gute, wie Torben verdrießlich eingestehen musste.
    Er schweifte in der Erinnerung zu den letzten Geschehnissen an Bord der Grazie zurück, die er Varla wohlweißlich verschwieg. Er sah die brüllende und tobende Frau, die er mit der Speerschleuder an die Wand des kleinen Angriffsturms genagelt hatte. Warum und wieso sie nicht allein durch die Wirkung der Spieße getötet worden war, entzog sich seiner Kenntnis. Er kannte nicht ein einziges Wesen, das solche Verwundungen überstehen könnte. Hoffentlich war sie ersoffen. Langsam stellte er den Humpen ab. Aber wenn sie es nicht war, was machte sie dann? Ging sie auf die Suche? Diese Vorstellung ließ den Freibeuter nervös werden, denn er wusste nicht im Geringsten, was man der übermächtigen Helferin des Konsultanten entgegensetzen konnte. Außer sie mit Speeren an Holzwände zu stecken.
    Torben lehnte sich an die Theke, denn allmählich wurden seine Beine schwer. Er hatte zu schnell und zu viel getrunken. Er drehte sich zu der tarvinischen Kapitänin um, die immer noch redete und redete und redete. Irgendwann würde er ihr die seltsamen Ereignisse schildern, vielleicht fand sie eine Erklärung für die Widerstandskraft der unheimlichen, übermenschlichen Frau mit den rot glühenden Augen. Nun wollte er nur noch ins Bett. In ein echtes Bett, mit einer Strohmatratze, dicken Federdecken und einem wunderbar weichen Kopfkissen, nicht in eine Hängematte, die nach Schweiß und anderen Ausdünstungen eines Tarviners roch.
    Nach einigen Sprechschwierigkeiten bekam er doch endlich einen Satz heraus, der vom Wirt verstanden wurde.
    Lachend brachte er den betrunkenen Rogogarder in das Gästezimmer.
    Dass in der Nacht noch eine Person zu ihm unter die Laken gesteckt wurde, die nicht weniger besoffen war, bemerkte er in seinem Rausch nicht.
    Torben erwachte irgendwann am nächsten Morgen und spürte, dass das Bett eindeutig zu klein war. Zwar herrschte eine angenehme Wärme unter den Decken, und er nahm in seinem noch leicht schlaftrunkenen Zustand einen Hauch von bekanntem Duftwasser wahr, aber zum Umdrehen reichte der Platz kaum aus.
    Ohne die Augen zu öffnen, schob er den ertasteten zweiten Körper aus der Lagerstelle, es folgten ein Poltern und ein erschrockener Schrei. Der Schrei einer Frau.
    Nun öffnete der Freibeuter doch die Lider und schielte verschlafen über die Kante hinunter, wo sich eine zeternde Varla aus den Decken wühlte. Als sie den Rogogarder erkannte, saß sie steif vor Erstaunen auf den Dielen.
    Torben glotzte nicht minder geistlos zurück, dann wanderte sein Blick an der spärlich bekleideten Tarvinin herunter. Rasch zog sie die Laken in die Höhe, um eventuelle Blößen zu bedecken. Torben schaute an sich hinab und musste feststellen, dass auch er fast nichts trug.
    »Wie kannst du einfach so in mein Bett steigen?«, schimpfte die Kapitänin

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