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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die wichtigen Orte besetzt, und der Griff nach den Kassen wäre so einfach gewesen wie das Angeln in einem gefüllten Netz.« Ihre gute Laune verflog. »Ich bin dir dankbar, dass du uns sicher nach Rogogard gelotst hast. Aber das Rennen gegen mich wirst du verlieren. Und auf meine Rache für deine Niedertracht in Rundopâl kannst du schon mal gespannt sein.« Sie schnaubte.
    »Du bist ja wirklich wütend«, meinte Torben amüsiert und forderte Varla nur noch mehr heraus.
    »Natürlich bin ich wütend, weil mir ein beleidigter Pirat …«
    »Freibeuter«, verbesserte der Rogogarder zahnlos grinsend und nahm gut gelaunt einen weiteren Schluck aus dem Gefäß.
    »… was auch immer«, fauchte sie zurück, »aus reiner Bosheit, weil er aus den fremden Schiffen nichts rauben konnte, meine große Beute zunichte machte!«
    »Du hättest so etwas natürlich nicht getan«, sagte er ruhig.
    »Nein«, schnaufte Varla. »Ich hätte dich im Hafen versenkt.«
    Sie wandte sich abrupt ab und stapfte demonstrativ auf das Oberdeck, um sich mit dem Steuermann zu Unterhalten. Torben grinste von einem Ohr zum anderen und schlenderte zum Bug, um einen besseren Blick zu haben.
    Ulvlands Küste erschien gut sichtbar vor der Lerrán, und der Freibeuter bemerkte den schwachen Schein eines Leuchtturms, der sich schwer damit tat, sein Licht gegen die vielen tanzenden Schneekristalle durchzusetzen. Das wirbelnde Weiß absorbierte fast alles von der gebündelten Helligkeit, aber der Schimmer reichte dem Rogogarder aus, um mit ein paar knappen Gesten die Richtung angeben zu können. Die Sandbank mussten sie bei dem Tempo bereits umfahren haben.
    Nach nicht allzu langer Zeit und einigen Litern Meereswasser mehr im Schiffsbauch lief die Dharka etwas unbeholfen im natürlichen Hafen eines Dorfes ein, das Torben vom Namen auf der Karte her kannte. Dort ragte sie mit ihren vier Decks zwischen den kleineren Schaluppen und Schonern wie ein Riese auf. Und erschien den Ulvländlern mindestens genauso gefährlich.
    Unaufhörlich, das hörten alle an Bord, wurde auf dem Leuchtturm ein dunkles Horn geblasen. Menschen rannten mit Fackeln durch Gassen, Metall klirrte. Offenbar machte man sich bereit, die vermeintlichen Angreifer mit dem unbekannten Schiff gebührend zu empfangen. Eine erste Abordnung hatte sich bereits am Kai versammelt, die Schilde gereckt, die Bögen schussbereit.
    Torben hatte Varla übersetzen lassen, dass sich niemand der Besatzung blicken lassen sollte, bis er mit den Einwohnern zu einer Übereinkunft gekommen war. Sicherheitshalber nahm er einen Schild und ging dahinter in Deckung. Es war still.
    »Mein Name ist Torben Rudgass«, rief er laut und deutlich. »Ich bin Rogogarder wie ihr und komme ohne böse Absicht.« Der Pfeilschauer blieb aus. »Ich stehe jetzt auf. Und dass mir niemand auf den Gedanken kommt, mich spicken zu wollen.« Vorsichtig erhob er sich und blickte in die misstrauischen Gesichter von vier Dutzend Bewaffneten. Der Freibeuter breitete als Zeichen seiner Friedfertigkeit langsam die Arme aus. »Dürfen meine Freunde und ich an Land gehen? Gibt es eine Werft, in der wir unser Schiff reparieren lassen können?«
    »Was ist denn das für eine Schale?«, rief einer aus der Menge. »So etwas haben wir noch nie gesehen. Aber sie wird brennen, wenn uns eure Nasen nicht gefallen.« Einige der Wachen lachten.
    Torben war nicht entgangen, dass Katapulte auf dem Leuchtturm gespannt und auf die Lerrán ausgerichtet worden waren. »Ich verspreche euch als Rogogarder, dass wir uns anständig benehmen. Wir hatten einen kleinen Unfall, bei dem wir uns ein Leck einfingen. Wenn wir also lange warten, läuft der Kahn auf Grund.«
    »Dein Name ist uns ein Begriff«, sagte ein breit gebauter Mann, der mit einer Axt und einem Schild ausgestattet war. »Ich bin der Obmann von Ulvsgrund, Kallsgar. Wenn ihr bleiben wollt, werden sich alle, die an Bord sind, ohne Waffen am Ufer aufstellen. Nachdem wir das Schiff durchsucht haben, soll euch der Aufenthalt erlaubt sein. Wir brauchen keine Fremden, die zum Plündern gekommen sind.«
    Varla, die an der Luke nach unten stand, nickte knapp. Nach und nach schickte sie ihre Leute hinaus, und als sich die knapp vierhundert Mann dicht an dicht am Ufer drängten, wurde den wenigen Rogogardern mulmig.
    Torben stand, ein Bein auf die Reling gestützt, grinsend an Bord der Dharka und freute sich wie ein Schneekönig über seine erschrockenen Landsleute.
    »Es ist gut«, sagte Kallsgar, ohne tatsächlich

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