Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
beruhigt zu sein. »Wir verzichten auf eine Durchsuchung. Selbst ohne Waffen wärt ihr uns weit überlegen.«
    »Danke für deine Gastfreundschaft, Obmann. Habt ihr eine Werft in dem schönen Ulvsgrund?« Torben schwang sich an einem losen Seil herab.
    Federnd kam er vor Kallsgar zum Stehen, während hinter ihm erschrockene Rufe hallten. Das gespannte Tau, an dem sich der Freibeuter angeberisch hinuntergelassen hatte, war über Umwege mit einer Strebe verbunden gewesen, lockerte sie durch die ungeplante Belastung und setzte eine Kettenreaktion in Gang. Stütze um Stütze brach zusammen, Abspannungen rissen, der haltlose Großmast knickte unter der Last des Bastsegels und der Rahe ein und schlug ein Loch bis hinab zum Rumpf.
    Varla, die eben am Kai angekommen war, schnalzte mit der Zunge, als die Lerrán noch tiefer sank und mit einem dumpfen Rumpeln auf dem Grund des Hafenbe­ckens aufsetzte. Wortlos schaute sie den Freibeuter an, kreuzte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue.
    Torben hielt noch immer das Seil in Händen und wusste nicht, was er sagen sollte.
    Das Johlen, Lachen und Rufen der Dorfbewohner, die sich ausschütteten und kaum mehr ihre Waffen halten konnten, konnte ihn nicht wirklich aufmuntern.
    »Ja, wir haben eine Werft«, dröhnte Kallsgars Stimme durch den Lärm. »Und es sieht so aus, als brauchtet ihr die dringend.« Er sah zu den Fremden. »Woher kommen die denn? Verstehen sie uns?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, seufzte der Freibeuter. Als bestünde das Tau aus porösem, zerbrechlichem Material, legte er es auf die Steine der Hafenbefestigung. »Können wir die im Warmen erzählen?«
    »Ja, Junge.« Der Obmann zeigte auf eine große Halle. »Das ist die Werft, dort können eure Leute schlafen. Und wir gehen erst mal einen Grog trinken. Dabei wirst du mir alles erzählen.« Er brachte seinen Mund nahe an das Ohr Torbens. »Ist das deine Frau?«
    »Nein«, sagte Varla giftig. »Ich bin die Kapitänin des Wracks. Und ich werde euch begleiten, damit er keinen Unsinn von sich gibt.« Sie funkelte den Freibeuter böse an. »Das hast du nur gemacht, damit du um die Wettfahrt herumkommst. Aber ich baue mein Schiff wieder zusammen. Oh, und wie ich mich schon freue auf den Wunsch, den du mir erfüllen wirst, Bursche.«
    Sie gab Anweisungen an ihre Mannschaft, die nach dem Sinken der Dharka ziemlich ratlos herumstand. Gehorsam machten sie sich auf den Weg zu ihrer neuen Unterkunft.
    Der Obmann ging zusammen mit seinen beiden Gästen und einer Schar von Neugierigen in die Schänke, in der Grog und dunkles, süßes Gewürzbier gereicht wurden.
    Nach ein paar Zügen erklärte Torben den Ulvsgründlern, dass die Fremden ihn aus der Seenot gerettet hatten, dafür aber selbst in Schwierigkeiten geraten waren. Immer wieder ließ er einfließen, dass sich keinerlei Ware an Bord der Dharka befand, um zu verhindern, dass Gelegenheitsplünderer der Lerrán in der Nacht einen Besuch abstatteten.
    »Wenn wir das Schiff wieder flott gemacht haben, segeln wir weiter. Ich besorge das Geld, das für die Reparaturen benötigt wurde«, erläuterte der Freibeuter seine Absichten. »Mein Anwesen liegt nahe dem Jaronssund. Bei gutem Wind müsste die Dharka die Strecke in wenigen Tagen geschafft haben.«
    Geschickt verleitete er Kallsgar auf diese Art dazu, Varla über ihre Herkunft und die Bauweise des Schiffes auszuquetschen, was der Obmann mit Hingabe tat. Kräftige Unterstützung erhielt er dabei von den vielen wissbegierigen Männern um ihn herum, sodass der Tarvinin kaum Gelegenheit zum Luftholen blieb. Zwei Gläser Grog und ein Humpen Gewürzbier hatten ihre Zunge gelockert, und mit geröteten Wangen berichtete sie Einzelheiten über die Konstruktion der Dharka, schwärmte von dem warmen Tarvin und den Vorzügen von rasierten Männern, was vor allem die Frauen in der Schänke zu Nachfragen ermunterte.
    Torben nutzte die Gelegenheit, um sich vom umlagerten Tisch zu entfernen und zum Tresen zu schlendern. Er wollte abseits des Trubels seinen Krug nachfüllen und nach der recht genauen Seekarte schauen, die er an der Wand entdeckt hatte. Dankbar ließ sich der Freibeuter die rogogardische Spezialität schmecken, während er die Zeichnung betrachtete, auf der er neben dem Inselreich auch die Andeutungen der kalisstronischen Küste erkannte.
    Immer wieder huschten seine Augen hin und her und schätzten Entfernungen grob ab. Nach einer Weile, Varla redete immer noch, verlangte er nach Zirkel und Lineal. Etwas

Weitere Kostenlose Bücher