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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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los.
    »Ich war zuerst drin« Der Freibeuter kratze sich verwirrt an den geflochtenen Bartsträhnen. »Vermute ich zumindest.« Der Grog und die zahlreichen Gewürzbiere von gestern Abend hatten ihm einen beachtlichen Kopfschmerz hinterlassen. Und die Erinnerung geraubt. »Hast du irgendwas mit mir gemacht?«
    Varla verstand die Andeutung zunächst nicht, dann wurden ihre Augen schmal. »Das hättest du wohl gerne!« Sie sprang auf und sammelte ihre Kleidung ein, was Torben einen hübschen Blick auf ihre Figur erlaubte. Nicht alles wurde von der Unterwäsche verhüllt.
    Grinsend stützte er den Kopf in die Hand und betrachtete die Tarvinin, die wütend in ihre Kleider schlüpfte, in aller Ruhe.
    Sie bemerkte seinen Blick und zog drohend den Langdolch. »Ich schneide dir dein bestes Stück ab, wenn du noch länger in meine Richtung schaust.«
    Augenblicklich verschwand der Freibeuter unter der Decke und lachte. »Dann wäre dein Lustsklave zu nichts zu gebrauchen. Jedenfalls nicht für die Lust.«
    »Diese verdammten Bärte«, tobte sie. »Ihr Streich muss ihnen einen riesigen Spaß bereitet haben.«
    »Haben wir nun, oder haben wir nicht?«, erkundigte sich Torben, seine Stimme wurde durch die Federbetten gedämpft. »Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.«
    Die Decke wurde ruckartig weggezogen, die Schneide des Dolches bohrte sich neben ihm ins Kissen, und das wutentbrannte Gesicht der Tarvinin erschien groß vor ihm. »Du, Pirat, würdest dich daran erinnern, wenn ich etwas mit dir gemacht hätte, darauf kannst du Gift nehmen.«
    Der Freibeuter spielte den Unschuldigen. »Könnten wir es vielleicht wiederholen?«
    Mit einem Schnauben zog sie den Dolch zurück. Eiskalt legte sich das Metall zwischen seine Beine, und er musste sich sehr beherrschen, um nicht zusammenzuzucken und damit einen ungewollten Schnitt zu provozieren.
    »Da gibt es nichts zu wiederholen. Ich hätte dir damals doch die Kehle durchschneiden sollen.« Die Klinge blieb, wo sie war. »Merk es dir. Es ist nichts, aber auch gar nichts heute Nacht geschehen. Und wenn du etwas anderes behauptest, wirst du bald im Knabenchor singen, Torben Rudgass.«
    Er nickte, und sie verstaute die Waffe wieder in der Hülle. In aller Eile warf sie sich den Pelzmantel um, nahm Degen und Dolch in die Linke und lief die Stufen hinab.
    »Versteh einer die Frauen.« Torben stand auf und zog sich ebenfalls an.
    Als er hinunter in den Gastraum kam, rieb der Wirt gerade den großen Tisch ab und beseitigte die letzten Spuren des Gelages. Schnee rieselte vor dem Fenster unaufhörlich herab und bedeckte die Landschaft, die Schoner und Schaluppen, selbst auf der Dharka hatte sich eine Lage Weiß gebildet. Den Freibeuter überlief es kalt.
    »Gib mir ein Frühstück und etwas gegen Kopfschmerzen«, verlangte er, während er es sich bei anderen Ulvsgründlern neben dem Ofen gemütlich machte. Draußen sah er Varla mit langen Schritten durch den Schnee zur Werft laufen, und er musste grinsen.
    Der Wirt stellte ihm Fleisch, gebratenen Fisch und Eier vor die Nase, gefolgt von einem Humpen heißen Gewürzbieres. »Das Beste gegen Kopfschmerzen«, meinte er knapp und schaute, wie die anderen Männer, der Frau hinterher. »Wie war es heute Nacht?«
    Torben schob sich ein großes Stück Fisch mit einer Scheibe Brot auf die Gabel und schaufelte es in sich hinein. »Wunderbar«, meinte er dann.
    »Der Fisch oder die Frau?«, erkundigte sich der Wirt.
    »Die Frau und der Fisch«, lachte der Freibeuter, und die übrigen Rogogarder fielen in das typische Männerlachen ein, das immer dann zu hören ist, wenn etwas Schmutziges erzählt worden war. »Aber eure Fantasien reichen nicht aus, glaubt mir.« Er schwenkte die Gabel im Kreis. »Mehr erzähle ich euch nicht, ihr geilen Hechte. Sonst rennt ihr auf der Stelle zu euren Weibern und wollt die Sachen nachmachen.«
    »Dann ist unser Streich wohl gelungen, was?«, lachte einer der Ulvsgründler und stieß mit Torben an.
    »Kann man so sagen«, bestätigte er. Er senkte die Stimme geheimnistuerisch. »Aber Varla wird alles abstreiten, wenn ihr sie fragt. Ihr ist die feurige Leidenschaft, die sie im Rausch überkam, wohl peinlich. Ich kann euch sagen …« Er beließ es bei der Andeutung und bekam einen verträumten Ausdruck.
    Alle Männer starrten wie auf ein Kommando wieder aus der Glasscheibe, um noch einmal nach der Tarvinin zu sehen, deren Mantel gerade in der Werft verschwand. Das eine oder andere Seufzen und Stöhnen war zu

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