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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hören.
    »Ihr hättet sie in mein Bett legen sollen«, grummelte der Wirt.
    »Soll sie vor Langeweile sterben?«, rief Kallsgar fröhlich von der Tür her, der die letzten Worte mitbekommen hatte, und entfachte einen Sturm der Heiterkeit. Der Wirt winkte nur griesgrämig ab und ging in die Küche.
    Der Obmann schüttelte seinen Pelzmantel ab und schlenderte zum Tisch des Gastes. »Ihr müsst euer Schiff schnell aus dem Hafen ziehen, bevor es einfriert. Die übrigen Fischer sind gerade dabei, ihre Boote an Land zu bringen. Die Temperaturen fallen schnell, wie du weißt.«
    »Ich mache euch einen Vorschlag«, begann Torben und spülte die Eierreste in seinem Mund mit dem Bier hinunter. »Meine Tarviner helfen euch beim Kielholen der Boote, dafür sind mir eure geschickten Hände bei der Reparatur der Dharka gewiss.« Er spuckte in die Hand und hielt sie Kallsgar hin. »Ist das ein Wort? Die Nussschalen wären innerhalb eines Tages auf der Erde.«
    Der Obmann schlug ein, dass der Speichel flog. »Einverstanden. Wann können sie anfangen?«
    Der Freibeuter stand auf. »Sobald sie etwas von der Abmachung wissen.«
    »Wenn du heute Nacht überzeugend warst, wird sie mit Freuden zustimmen«, rief einer der Ulvsgründler und machte ein paar anzügliche Bewegungen.
    Torben griente kurz, zog sich den Mantel an und lief zur Werft, die sich in ein großes Lager verwandelt hatte.
    In jeder freien Ecke saßen oder lagen die Fremden, sie hatten sich in den großen Bottichen, die normalerweise zum Erhitzen des Teeres dienten, Tee gekocht. Erstaunt sah der Freibeuter, wie sie dicke Brocken Butter und eine Prise Salz in die heiße Flüssigkeit gaben. Angewidert verzog er das Gesicht, als Varla ihm eine Schöpfkelle davon zum Kosten anbot. »Es ist alles drin, was der Körper braucht. Salz, Fett und Wasser«, lockte sie.
    »Nur Geschmack fehlt, was? Nein danke.«
    »Du hast am frühen Morgen schon getrunken.« Sie roch es an seinem alkoholschwangeren Atem. Ihr Ärger war noch immer nicht verflogen, aber er hatte sich wenigstens etwas gelegt. »Wie geht es nun weiter? Hocken wir hier bis zum Frühjahr?«
    Torben nahm entgegen aller guten Vorsätze doch einen Schluck und hätte sich um ein Haar übergeben. »Wir werden die Lerrán aus der Bucht ziehen müssen. Sie friert sonst ein, und das Eis würde sie vermutlich zertrümmern.« Er deutete hinaus. »Wir bauen eine breitere Rampe, um das Schiff in die Werft oder zumindest in die Nähe zu bekommen. Danach beginnen wir mit den Ausbesserungen.« Er strahlte sie an. »Die Dörfler werden uns sicher helfen.«
    Ihre Augen verengten sich misstrauisch zu Schlitzen.
    »Na ja, wir müssen ihnen nur ein wenig zur Hand gehen, ihre eigenen Boote an Land zu bringen«, rückte er mit der Abmachung heraus, die er getroffen hatte. Dass bereits alles unter Dach und Fach war, verschwieg er vorerst lieber.
    Die Kapitänin hielt kurze Rücksprache mit ihren Landsleuten und gab ihr Einverständnis.
    »Ich mache dann alles mit dem Obmann klar.« Torben drehte sich zum Eingang und brüllte ins Dorf, dass alles in Ordnung sei. Kallsgar, der gerade durch den mittlerweile kniehohen Schnee zum Hafen stapfte, hob die Hand zum Gruß und setzte seinen Weg fort. »Gut. Sie sind einverstanden.«
    Varla starrte ihn ungläubig an. »Wird in Rogogard immer so schnell verhandelt?«
    »Ja«, sagte der Freibeuter. »Wer könnte dem charmantesten Mann des Kontinents widerstehen? Und wen ich durch meine liebenswerte Art nicht überzeuge, den haue ich eben übers Ohr, so einfach ist das.« Sein Blick wanderte durch die Halle. »Und nun sag deinen Leuten, dass ihre Muskeln gebraucht werden.«
    Argwöhnischer als zuvor, erteilte die Tarvinin die entsprechenden Befehle, und die Besatzung der Lerrán setzte sich in Bewegung. Am Kai erhielten sie in Zeichensprache, mit Händen und Füßen Anweisungen von den Ulvsgründlern, an welchen Tauen und Seilen sie zu ziehen hatten, und bald begannen die vierhundert Fremden mit der Arbeit.
    Torben beschränkte sich aufs Zusehen und Anfeuern, schließlich gehörte er weder zu den Dorfbewohnern noch zu den Menschen aus Tarvin. Irgendjemand hatte ihm die Aufsicht über den kleinen Ofen erteilt, auf dem der Grog im Freien heiß gehalten wurde. Eine Arbeit, die er gerne übernahm, musste er doch ständig die Qualität des Getränks kontrollieren.
    Einer der Tarviner stieß mitten in der Arbeit einen lang gezogenen Ruf aus, und für die anderen bedeutete das, ein Lied anzustimmen. Mehrstimmig

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