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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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machen, da bin ich sicher. Mit der seetauglichen Dharka sollte es keine Schwierigkeiten geben, eine Rinne durch das erste Eis zu brechen.« Er deutete auf den Kiel. »Vielleicht verstärken wir den mit ein wenig Metall. Und dann erreichen wir Jaronssund innerhalb weniger Tage.«
    »Und dann? Ziehen wir wieder unserer Wege, nehme ich an.« Sie klang bei den Worten zu teilnahmslos. »Jeder für sich.«
    Torben bildetet sich für einen Moment ein, eine Spur Bedauern gehört zu haben, aber in ihrem Gesicht zeigte sich nichts Verräterisches, aus dem er schließen konnte, ein Abschied von ihm würde ihr schwer fallen.
    »Vermutlich«, antwortete er nach einer Weile. »Ich werde Norina, Waljakov und die anderen suchen. Ihr Schicksal ist zu wichtig für den Fortbestand von Ulldart. Dazu muss ich zuerst ein Schiff auftreiben. Mal sehen, wer bereit ist, mir nach Kalisstron zu folgen.«
    »Wird das eine Schwierigkeit für die tapferen Piraten?« Nun klang sie wieder spöttisch. Sie funkelte ihn von unten herauf an und hielt ihm den Becher hin. »Sei so charmant, wie du gerne sein möchtest, und bring mir noch einen Grog.«
    Gehorsam kam Torben der Aufforderung nach. Sie nickte dankbar, umschloss das Gefäß mit beiden Händen und schlürfte.
    »Sagen wir, die Kalisstri haben in der Vergangenheit viel von den Rogogardern erdulden müssen.« Der Freibeuter fischte ein Stück Gewürz aus seinem Bier und lutschte es aus, bevor er es in weitem Bogen wegspuckte. »Nachdem sie uns vor langen, langen Jahren einige der Inselfestungen zerlegten, was außer ihnen noch niemand geschafft hat, erklärten sie uns für alle Zeiten den Krieg. Sobald sich eine rogogardische Flagge zeigt oder auch nur die Andeutung eines rogogardischen Dialekts zu hören ist, werden die Kalisstri zu unbarmherzigen Gegnern.«
    »Keine leichte Aufgabe«, meinte sie. »Du müsstest dich tarnen.« Sie sah ihn an, als wartete sie auf etwas. Aber der Rogogarder verstand nicht, auf was sie hinaus wollte. Daraufhin zuckte sie mit den Schultern und erhob sich. »Ich werde bei meinen Leuten schlafen. Die Werft ist groß genug.«
    »Geh nur. Ich werde mir eine andere Frau suchen, mit der ich das Lager teilen kann«, meinte er leichthin und setzte zum Trinken an. Die Ulvsgründler in seiner Nähe lachten.
    Die Faust der Tarvinin sah er nur als schnellen Schatten, dann landeten die Knöchel schmerzhaft auf dem rechten Auge. Rückwärts fiel er vom Balken, das heiße Bier ergoss sich in seinen Kragen, und die getroffene Stelle tränte sofort.
    Torben stützte sich überrumpelt auf die Ellbogen und schaute Varla hinterher, die sich unter dem Beifall ihrer Leute ein Lager im hinteren Teil der Halle suchte.
    Die Rogogarder bewarfen den Freibeuter mit Essensresten und Schnee, der aus dem Bottich für das Teewasser stammte, und lachten sich schief über die Memme, die sich von einer Frau besiegen ließ.
    »Das habe ich vorhin mit feuriger Leidenschaft gemeint«, sagte er zu seinen Landsleuten und rappelte sich auf. Er schickte ein Lächeln in ihre Richtung, doch sie strafte ihn mit Missachtung. Betont legte sie eine Decke über sich und wandte sich ab.
    »Seht ihr, sie ist mir verfallen«, sprach der Freibeuter mit ausgebreiteten Armen in die Runde. »Sie möchte es nur nicht zugeben.«
    Diesmal hagelte es rogogardische und tarvinische Schneebälle, bis Torben lachend die Flucht ergriff. Unter freiem Himmel schüttelte er sich das Weiß aus dem Kragen und aus den Haaren, selbst in den Ohren schmolzen die Kristalle.
    Sternenklar zeigte sich der Himmel über Ulvland. Es war so kalt, dass er das Gefühl hatte, die Nase würde ihm beim Einatmen gefrieren. Er formte ein wenig Schnee in der Hand und presste ihn auf das glühende Auge. Varla hatte gut getroffen.
    Was war wohl in der gestrigen Nacht passiert? Vermutlich hatte er sie in den Schlaf geschnarcht. Dabei wären wir das vollkommene Paar. Die Schrecken der Meere, die gefürchtetsten Plünderer, die Geißel aller Palestaner. Der Einfall gefiel ihm. Er würde ihr bei Gelegenheit ein Geschäft vorschlagen. Vielleicht tat sie sich mit ihm zusammen. Tarvin und Rogogard, das klang viel versprechend.
    Zufrieden machte er sich auf den Weg in das Gasthaus, wo er sich im Zimmer rasch unter die Decken verzog, um nicht zu lange im kalten Raum stehen zu müssen.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit dachte er fast nicht mehr an Norina, als er den Kopf aufs Kissen legte. Seine letzten Gedanken beschäftigten sich, natürlich rein geschäftlich, mit

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