Unter Den Augen Tzulans
Durcheinander zu bewahren, wird eure Aufgabe sein.«
Seine Augen wurden eisig. »Und wenn es euch nicht gelingt, kann es sein, dass Ulldrael nicht mit seinen Dienern zufrieden ist und von uns fordert, die im Inneren vielleicht faulen Ähren zu stutzen.« Vorsichtig legte er das Stilett zurück. »Ich denke, du hast mich verstanden Oberer.«
Wenn diese unverblümte Drohung den Mann in der goldenen Robe eingeschüchtert hatte, überspielte er es sehr gut. »Der Gerechte wird keinen Grund haben, mit seinen bescheidenen Dienern unzufrieden zu sein. Die Ähren zu schneiden wird nicht notwendig sein. Sie sind golden und wohl gewachsen, gesund und nach dem Willen Ulldraels.«
Die Tür zur Kammer wurde aufgestoßen und ein niederer Bruder taumelte mit entsetztem Gesicht herein.
Seine linke Augenbraue war aufgeplatzt, das Blut troff auf die braune Robe. Der Geheime Rat sprang auf, Bransko langte unter den Mantel, wo er seine verborgenen Waffen aufbewahrte.
»Es tut mir Leid, Oberer«, keuchte der Mönch und brach zusammen.
Die ersten Gerüsteten mit den Abzeichen des Kabcar stürmten den Raum und wurden sofort von Bransko attackiert.
In beiden Händen wirbelte er Sicheln, die mit tödlicher Präzision nicht geschützte Stellen in den Rüstungen fanden. Als er den vierten Angreifer zu Boden geschickt hatte, wurde er jedoch von den ständig nachkommenden Soldaten überwältigt und gefesselt.
Ihr Anführer eilte hinaus und kehrte wenig später zurück. Mit ihm erschienen zuerst ein freundlich lächelnder Mortva Nesreca und dann ein finster dreinblickender Lodrik.
»Ich muss mich bei Euch für Euer Eingreifen bedanken, hoheitlicher Kabcar«, sagte der Obere und verbeugte sich vor dem jungen Herrscher. »Zwar weiß ich nicht, wie Ihr Kunde davon erhieltet, dass der Geheime Rat Opfer eines Fanatikers der Göttlichen Sichel werden sollte, aber wir stehen tief in Eurer Schuld. Ulldrael der Gerechte wird Euch ein langes Leben schenken.« »Spart Euch die Lügen, Oberer«, sagte Lodrik teilnahmslos. »Weder Ihr noch Ulldrael wünschen mir ein langes Leben.« Er nahm ein Dokument aus dem Aufschlag des rechten Handschuhs und hielt es dem Mann in der goldenen Robe hin. »Erkennt Ihr es wieder? Ihr habt es damals an meinen Vater gesandt. Da er aber zu früh verstarb und offensichtlich niemand darüber in Kenntnis setzen konnte, fand ich es nun.« Er knallte das Papier auf den Tisch, direkt neben das Stilett. »Ihr müsst nichts sagen. Eure Schuld ist dank Eures Siegels und Eurer Unterschrift erwiesen. Das Gesetz gegen Hochverrat macht auch vor dem Orden Ulldraels nicht Halt. Ihr habt Euer eigenes Todesurteil unterzeichnet, Oberer.«
Der Kabcar schaute in die Runde der schweigenden Robenträger. »Es wird mir ein Vergnügen sein herauszufinden, wer von Euch allen noch an dieser Verschwörung beteiligt war. Macht Euren Frieden mit dem so genannten Gerechten.« Er sah hinüber zu dem Gefesselten in der Bauerntracht. »Dein Name?«
»Bransko, du Saat des Bösen«, giftete er Lodrik an. Er tippte die blutigen Sicheln mit der Stiefelspitze an.
»Schon wieder die Göttliche Sichel?« Er sah gespielt vorwurfsvoll zum Oberen. »Nun macht Ihr schon gemeinsame Sache mit Mördern, die sich mit ihren Taten unrechtmäßig auf Ulldrael berufen. Wie tief seid Ihr gesunken?« Der Herrscher wandte sich wieder dem Gefesselten zu. »Es ist gleich, was du hier unten suchtest.
Du wirst des Mordes an vier meiner Wachen angeklagt und bist schuldig. Dazu brauchen wir kein Gericht. Das Urteil wird auf dem Marktplatz vollstreckt.«
Einer der Geheimen Räte hechtete nach vorne und schnappte nach dem Stilett. Ein Zweiter warf sich gegen die Leibwächter, um dem bewaffneten Mitbruder die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Augenblicklich stieß der andere zu und versenkte die Klinge mit einem triumphierenden Schrei im Oberarm des Kabcar, um die Glasspitze mit einer ruckartigen Drehung abzubrechen.
Der zu spät geführte Schwerthieb einer Wache beendete sein Leben, auf dem Tisch ausgestreckt starb er. Nun erwachte auch Bransko aus seiner Starre, überwältigte seine abgelenkten Aufpasser mit wuchtigen Faustschlägen, griff sich eine Sichel und machte einen Schritt auf Lodrik zu.
Der junge Mann zog ruhig eine der Pistolen aus dem Gürtel und schoss dem Heranstürmenden mitten ins Gesicht. Mit dem unappetitlichen, verheerenden Schaden, den die Kugel bei dem Schädel des Getroffenen anrichtete, war er sichtlich zufrieden.
Die Wand hinter Bransko färbte
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