Unter Den Augen Tzulans
sowieso.«
»Die Einzigen, die ihn seine Nähe kommen, sind sein Konsultant, seine Leibwächter und sein Stratege«, zählte der Höchste des Ulldraelordens auf. »Und die kennt er alle von Angesicht zu Angesicht. Natürlich auch die Diener des Palastes.«
»Sieht mir einer von ihnen ähnlich?«, überlegte Bransko. »Oder besucht er regelmäßig Orte wie die Kirche? Ein Ratsgebäude?« Der Obere schüttelte den Kopf. »Dann bleibt uns nur der Austausch eines Bediensteten, der mir ungefähr gleicht. Ich muss diese Saat des Bösen dort überraschen, wo er mit keinem Angriff rechnet.«
»Ich habe gehört, er nimmt gerne Dampfbäder«, fiel es dem Mann in der goldenen Robe ein. »Zwischen all den heißen Nebelschwaden müsste es vielleicht möglich sein, dass du dich zu ihm begibst. Wir werden das überprüfen lassen. Natürlich mit aller Vorsicht. Wenn auch nur der Hauch eines Verdachts entsteht, wird unser Plan misslingen.«
»Gut«, meinte der Mann zuversichtlich. »Ulldrael der Gerechte wird mich schützen und mein Vorhaben gelingen lassen. Aber was geschieht, wenn wir den Herrscher getötet haben? Die dreißigtausend Fremden, die im Land stehen, bereiten mir Sorgen. Und auch Sinured ist nicht besiegt.«
»Wenn wir den Fokus, durch den der Gebrannte Gott seine Schlechtigkeit bündelt, zerstören, wird Sinured ohne Beistand auskommen müssen. Die entscheidenden Taten, die ohne Rückkehr geradewegs in die Dunkle Zeit führen, müssen unserer Ansicht nach von dem Jungen ausgeführt werden.« Der Obere legte seine Hände auf die Tischplatte. »Wir sind nicht unvorbereitet. Mehr musst du nicht wissen. Es könnte aber sein, dass ein göttliches Wunder bevorsteht und sich verborgene Kämpfer erheben, wenn das Herzstück des Schlechten fällt. Kämpfer, die uns Ulldrael der Gerechte sandte.«
»Verborgene Kämpfer?« Bransko schien nicht recht von den rätselhaften Andeutungen seines Gegenübers überzeugt.
Der Mann in der goldenen Robe schwieg zunächst.
Dann schien er sich entschlossen zu haben, sein Vorhaben zu erläutern. »Was glaubst du, warum die tzulandrischen Truppen des Kabcar so schnell mit den Borasgotanern fertig geworden sind?« Die Stimme klang belustigt »Nun, bevor du etwas Falsches rätst, sage ich es dir, Bruder Bransko. Unsere Brüder gewährten den Soldaten Arrulskhâns Unterschlupf und Tarnung in den Ordensniederlassungen. Und die wurden, Ulldrael der Gerechte sei bedankt dafür, nicht von den Tzulandriern durchsucht. Niemand hat sich über die enorm gestiegene Zahl von Mönchen gewundert. Und nun stehen sie bereit, um sich auf einen Schlag zu sammeln und sich überraschend auf das Tier zu stürzen. Auch an den Grenzen zu Rundopâl hat sich einiges getan. Während der Kabcar nach Süden vorstieß, vernachlässigte er den Norden sträflich. Arrulskhân als besiegt zu betrachten, das wird er feststellen, war ein großer Fehler.«
»Ihr vertraut dem Wort des Wahnsinnigen?« Bransko spielte mit dem Stilett und betrachtete es erneut, während er seine Gedanken schweifen ließ.
»Wenn wir das Böse in Gestalt Sinureds und dieses Konsultanten vom Kontinent geworfen haben, bleibt genügend Zeit, sich um die weiteren Angelegenheiten zu kümmern. Vielleicht lassen wir Arrulskhân als Lohn die Hälfte Tarpols. Diese Sache jedoch hat Vorrang.« »Der Ulldraelorden würde so oder so als Sieger hervorgehen«, fasste der Gast seine Überlegungen zusammen. »Er wird nichts mit dem Attentat zu tun haben, er wird sich als Held präsentieren können, wenn das Tier besiegt ist, und die Menschen werden aus Dankbarkeit mehr denn zuvor ihre Abgaben in den Tempel bringen, nicht wahr?« Bransko verstand die Pläne sehr gut. »Und ich vermute, du wirst dafür sorgen, dass diesmal ein unproblematischer Kabcar auf dem Thron sitzt. Ein Kabcar, der dem Orden nur Gutes tun wird. Die Kabcara?« »Nein. Sie ist zu arrogant, zu undevot vor dem Gerechten. Sie wird verschwinden. Wenn der Gerechte es will, wird es geschehen.« Der Obere formte die Hände zur Kugel als Zeichen der allumfassenden Macht Ulldraels. »Und der Geheime Rat ist sich sehr sicher, dass es geschieht. Gerade weil Ulldrael wegen der vielen grausamen Ereignisse auf seinem Kontinent unseren bescheidenen Beistand braucht. Den Beistand aller, die ihn verehren. Auch den der Göttlichen Sichel, Bruder.« »Wir werden unseren Beitrag leisten und den Kabcar töten, damit die Dunkle Zeit durch ihn nicht mehr voranschreiten kann. Das Land danach vor Unruhen und
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