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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dabei leidlich von ihrem Lebenssaft lässt, ist völlig normal. Sozusagen als Opfer für Ulldrael, gewissermaßen den Gott der Fruchtbarkeit, dem man das neue Leben zu verdanken hat.«
    »Hinfort mit dem Gott der Fruchtbarkeit«, fluchte der junge Mann aufgebracht, legte die Arme auf den Rücken und fing an, vor der Tür auf und ab zu gehen. »Es ist viel zu früh. Kann ein Kind so etwas überleben? Wenn der Heiler auch nur einen Fehler macht, lasse ich nachsehen, ob seine Magie ihn selbst heilen kann.« Weiterhin finstere Drohungen ausstoßend, hörte der Kabcar nicht auf, im Gang seine Bahnen zu ziehen. Stunde um Stunde bewegte er sich hin und her, die Euphorie war schon lange verflogen. Zu seinem eigenen Erstaunen machte er sich mehr Sorgen um seine Gattin, als er jemals angenommen hatte. Die Bindung, die Liebe zu ihr schien in den letzten Wochen intensiver geworden zu sein.
    Sein Konsultant ließ sich einen Stuhl bringen und machte es sich gemütlich.
    Endlich, für Lodrik schien es eine Unendlichkeit gewesen zu sein, öffnete sich die Tür erneut, und die Gestalt des Hof-Cerêlers Chos Jamosar schob sich aus dem Raum. Die Erschöpfung des kleinwüchsigen Heilers war offensichtlich, seine Kleider hingen schweißnass an ihm herab, die Hände schienen zu zittern. Als ihm der Konsultant seinen Stuhl anbot, kletterte Jamosar dankbar auf das Möbel.
    »Hoheitlicher Kabcar«, sagte er mit geschlossenen Augen, »lasst mich Euch zu einem prächtigen Jungen gratulieren.«
    »Ja!«, schrie Lodrik seine Freude heraus. Er hätte die Anspannung keinen Moment länger ausgehalten. Der Cerêler hob die Hand. »Er kam wenige Lidschläge vor seiner Schwester zur Welt. Beide sind gesund, nur sehr schwach und sehr klein. Es kostete mich etliche Mühe, sie zu stärken.« Jamosar nahm einen tiefen Atemzug. Dass er dabei das Gefühl gehabt hatte, sie hätten eher gegen die grüne Magie gekämpft als sie angenommen, verschwieg er lieber.
    »Zwillinge«, rief der Kabcar und konnte sein Glück noch nicht fassen. »Wie geht es meiner Gemahlin? Ist die Kabcara so wohlauf wie mein Nachwuchs? Wie konnte es nur passieren, dass die Geburt so früh einsetzte?« »Ich wurde vor wenigen Stunden gerufen. Ihr werdet gerade beim Ulldrael-Tempel gewesen sein, wie mir die Dienerschaft sagte«, erklärte der kleinwüchsige Mann.
    »Man sagte mir, die Kabcara habe plötzlich starke Krämpfe erlitten. Ich habe mich, um ehrlich zu sein, mehr mit der Geburt als mit den Ursachen beschäftigt.
    Ich musste retten, was zu retten war.«
    Diese Formulierung gefiel Lodrik überhaupt nicht.
    »Was verheimlichst du mir? Rede!«
    Jamosar sah dem jungen Mann in die Augen. Bedauern wurde in denen des Heilers sichtbar, gemischt mit Angst. »Es sind Drillinge, hoheitlicher Kabcar. Zuletzt kam noch ein Junge. Aber«, er stockte und redete weiter, als ihn der Herrscher schüttelte, »aber es gab Schwierigkeiten. Das Kind hatte sich im Inneren der Mutter verfangen. Auch meine Fertigkeiten, die mir Kalisstra gab, konnten wenig ausrichten. Was ich nicht verstehe.« Die Aufrichtigkeit im Gesicht des Heilers war ehrlich. »Was bedeutet das?«, wollte der Kabcar wissen, seine Stimme klang dunkel und drohend. »Heißt das, er ist gestorben?«
    Der Cerêler seufzte. »Nein, hoheitlicher Kabcar, aber es wäre vermutlich besser gewesen. Sein Gesicht war blau angelaufen, er hat lange Zeit keine Luft bekommen.
    Und auch seine Glieder wirken, nun ja, grotesk. Sie sind kräftig, kräftiger als bei seinen Geschwistern, aber missraten.«
    »Ein Krüppel?«, stieß Lodrik erschrocken aus und taumelte einige Schritte rückwärts. »Mein jüngster Sohn ist ein Krüppel? Und du konntest nichts dagegen tun? Weshalb nennt man Euresgleichen dann Heiler, wenn ihr Kinder wie Spottfiguren zur Welt kommen lasst?« Er sah zur Tür. »Das schaue ich mir an. Und Gnade dir, wenn ich zurückkomme und du immer noch hier bist, Cerêler.«
    Ohne ein weiteres Wort stürmte der aufgewühlte junge Vater in den Vorraum, in dem sich blutrote Laken und Lappen, Eimer voller frischem und gebrauchtem Wasser befanden, durchquerte ihn und stand bei seiner Gemahlin.
    Aljascha lag im Bett, ihr Gesicht schien zwischen den Laken und mit den roten Locken noch blasser als sonst.
    Schwach versuchte sie zu lächeln, aber es misslang ihr.
    Stattdessen weinte sie.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte sie unter Tränen und streckte die Hand nach ihm aus.
    Lodrik drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und betrachtete seine

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