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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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genoss die Spannung. »Ein Warst.« »Ihr macht Scherze, oder? Ihr veralbert einen Herrscher, Mortva. Das wird sich nicht gut auf Eure Karriere am Hof auswirken«, rügte ihn Lodrik, nicht ganz ernst gemeint. »Und welches Kaliber benutzt diese Waffe?« Er nahm eine der Bleikugeln hervor, etwa doppelt so dick wie eine Erbse. »Dreifach so groß?«
    Doch sein Berater erweckte nicht den Anschein, als würde er sich einen Spaß erlauben. »Nein, Hoher Herr.
    Die Reichweite beträgt einen Warst. Und dort, wo die zwölfhundert Pfund schwere Steinkugel einschlägt, wächst kein Gras mehr.« Mortva schaute an die Decke.
    »Es wächst eigentlich gar nichts mehr, wenn ich es recht bedenke.«
    Der Kabcar blinzelte. »Zwölfhundert Pfund? Eine Steinkugel?«
    »Um genau zu sein, muss man sie mit Eisenbändern umspannen, damit sie von der Explosionswucht des Pulvers nicht in tausend Stücke zerrissen wird. Einen Hagelsturm gegen eine Mauer zu schicken, macht wenig Sinn. Ein Geschoss von zwölfhundert Pfund schon.« Seine Fingerspitzen legten sich zusammen. »Ich habe Euch versprochen, dass Ihr mit diesen Waffen unschlagbar sein werdet. Nun, ich kenne nichts, was sich dieser Kraft in den Weg stellen könnte. Oder zumindest mehr als einmal.«
    »Brauchen wir denn diese Kraft?«, wollte Lodrik wissen und fächelte sich Luft zu.
    Mortva wiegte den Kopf nachdenklich hin und her.
    »Es ist besser, wenn wir diese Waffe in der Hinterhand haben. In Borasgotan und in den anderen Reichen stehen noch die Relikte aus der Zeit, in der viel und hart auf Ulldart gekämpft wurde. Mächtige Festungen, ähnlich wie die Sinureds in Tûris, erheben sich hier und da.
    Nach dem Ausgang in Telmaran wird sich der ein oder andere König gerne dorthin zurückziehen. Arrulskhân dürfte eine schöne Auswahl an Bollwerken in seinem Land stehen haben. Und wir besitzen glücklicherweise den Schlüssel dazu, auch wenn er sehr laut ist, wenn man ihn ins Schloss steckt.«
    »Ihr denkt sehr weit voraus«, meinte Lodrik. Die Kutsche verlangsamte ihre Fahrt und kam zum Stehen. Als sei es ein Kompliment und keine Feststellung gewesen, nickte der Konsultant. »Danke, Hoher Herr. Ich erfülle nur meine Aufgabe.«
    Der Verschlag wurde aufgerissen, und ein aufgeregter Diener streckte den Kopf ins Innere. »Hoheitlicher Kabcar, schnell! Kommt!«
    »Würde es dir etwas ausmachen, uns deine ungestüme Art zu erklären?« Lodrik sprang ins Freie, drückte ihm Mantel und Uniformrock in die Hand. »Welchen Grund gibt es, schnell zu sein?«
    Der Livrierte lief vorweg und warf dabei immer wieder einen Blick über die Schulter, ob seine Herrschaften ihm auch folgten. »Die Kabcara, hoheitlicher Kabcar! Sie ist gerade dabei, dem Land einen Thronfolger zu schenken«, stammelte er.
    Mortva und Lodrik sahen sich in einer Mischung aus Schreck und Freude an.
    »Das ist doch viel zu früh, verdammt!«, entfuhr es dem Kabcar. »Wo ist sie? Ist ein Cerêler bei ihr?« Der Diener nickte eifrig und lotste den Herrscher und seinen Konsultanten zu den Gemächern seiner Cousine und Gemahlin. Als Lodrik zögernd eine Hand auf die Klinke legte, ertönte von drinnen der schmerzerfüllte Schrei einer Frau. Erschrocken nahm er die Finger zurück und schaute seinen Ratgeber an.
    »Ich glaube, ich warte besser hier draußen«, sagte er.
    »Mir ist ganz unbehaglich. Und ich denke nicht, dass sie mich im Moment sehen möchte.«
    »Sie ist gewiss beschäftigt«, urteilte Mortva. »Man hört es deutlich.«
    Der junge Herrscher packte den Diener am Arm. »Geh rein und frage den Heiler, wie lange es dauert.« Augenblicklich verschwand der Mann. »Und was es ist, will ich wissen«, brüllte Lodrik durch die verschlossene Tür.
    »Ein Junge oder ein Mädchen?«
    Der Eingang öffnete sich, und eine Magd brachte eine Schüssel mit einer roten Flüssigkeit heraus. Vor dem Kabcar vollführte sie einen schnellen Knicks und lief weiter.
    »War das eben Blut?« Lodrik sah der Bediensteten fassungslos hinterher. »Etwa das Blut meiner Gemahlin? Was macht der Pfuscher da drin mit ihr?«
    »Vielleicht ist es das Blut des Cerêlers, nachdem die Kabcara ihm die Augen ausgekratzt hat«, scherzte der Konsultant. »Oder sie hat ihn gebissen.«
    »Ich bin nicht zu Spaßen aufgelegt«, knurrte Lodrik unwirsch. »Meine Gemahlin scheint da drinnen zu verbluten, und ich kann nichts tun.«
    »Na, na, Hoher Herr«, beruhigte ihn sein Vetter. »Ihr wisst nichts über das Wunder der menschlichen Geburt, nicht wahr? Dass die Frau

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