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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich einen Keks in den Mund, häufte mehrere Löffel Zucker in den Kakao und leckte genießerisch den Löffel ab. »Ulldrael scheint sich mit ihm verbündet zu haben.«
    Fiorell saß auf dem Bücherregal, hielt seine Narrenkappe in der Hand und betrachtete sie gedankenverloren. Er wischte über das Brett und blies eine dicke Staubwolke von seinen Fingern. »Die Diener in diesem Lustschlösschen sind schlampig. Nur weil Ihr nur alle paar Wochen vorbeischaut, ist das kein Grund, nicht sauber zu machen.«
    »Hör auf abzulenken und lass dir gefälligst etwas einfallen, was wir gegen den Kabcar unternehmen können«, wies ihn der Herrscher von Ilfaris zurück und verscheuchte die grauen Flocken, die wie schwerelos durch den Raum schwebten und ihm vor der Nase tanzten. »Dieses Ereignis bei Telmaran war ein einziges Desaster. Nun sind dem Jungen Tür und Tor geöffnet.«
    »So dämlich ist er nicht«, bemerkte der Hofnarr und ließ die Schellen an seiner Kopfbedeckung klingeln. »Er wird sich etwas ausdenken, um uns auf verschlagene Art und Weise in einen Sack zu bekommen. Dass er gegen unser Geeintes Heer gewann, tja, darüber macht sich nun der einfache Mann so seine Gedanken.« Fiorell rutschte die Leiter herab und kam zu seinem Herrn. »Wenn ich ehrlich bin, mache ich mir darüber auch meine Gedanken. Wenn Ulldrael der Gerechte eine Gefahr in ihm gesehen hätte, müsste er uns nicht beigestanden haben? Wie damals, als Sinured geschlagen wurde?«
    »Vielleicht war es zu früh?«, murmelte Perdór in seinen Lockenbart. »Vielleicht ist er noch nicht die Gefahr, die ein Eingreifen des Gerechten unbedingt erforderlich macht. Oder es war der falsche Ort? Wir hätten uns auf dem Blutfeld mit ihm schlagen sollen.«
    »Und deshalb lässt der Gerechte mal eben mehr als fünfzigtausend Männer umkommen?«, fragte der Spaßmacher ungläubig. »Wenn das sein Wille war, käme er Tzulan schon gefährlich nahe.«
    »Ich habe allmählich das Gefühl, dass jeder auf diesem Kontinent besser unterrichtet ist als ich«, sagte Perdór wehleidig. »Der Kabcar stiehlt den Grünhaaren ihre Pläne für Bomben, die Palestaner ziehen ihre Truppen zurück, bevor es zum verheerenden Ausgang der Schlacht kommt, und diese Sache mit dem Oberen des Ulldraelordens in Tarpol ist die Höhe. Der Kabcar ist ein gutes Stück unvorhersehbar, und das bereitet mir Sorgen.«
    Er beobachtete seinen Hofnarren, der aus zwei Keksen und einem Löffel eine Wippe baute, in die Vertiefung des Besteckteils eine Praline legte und dann mit der Faust auf den Griff schlug. Fast bis zur Decke flog das Konfekt und kehrte ungefähr zu seinem Ausgangspunkt zurück. Fiorell fing die Süßigkeit mit dem Mund auf und machte eine Verbeugung.
    »Ja, das ist der Weg, wie man Probleme löst«, sagte der König sarkastisch und zog das Tablett mit den Pralinen näher zu sich, um den Mann in dem Rautenkostüm daran zu hindern, weitere Experimente zu wagen. »Warum sind wir eigentlich in diese schäbige Hütte umgezogen und nicht in Turandei geblieben? Hier fehlt es ja fast an allem. Zugeben, Ihr müsst Euch nun mehr bewegen, weil die Diener nicht gleich zur Stelle sind, wenn man nach ihnen läutet.« Der Hofnarr ließ den Kopf auf den Tisch fallen, dass es rumpelte und die Konfektstücke hüpften. »Mir wollen die Scherze nicht mehr recht gelingen«, rief er in gespielter Verzweiflung.
    »Dieser Kabcar raubt mir sogar meine angeborene Heiterkeit. Ein Pralinchen würde mich aufmuntern.« Seine Hand kroch zu der Platte mit den Süßigkeiten, aber der König nahm sie grummelnd auf seinen Schoß. »Erst wirst du etwas Vernünftiges leisten, bevor ich auch nur eine meiner Kostbarkeiten deinem gierigen, respektlosen Schlund opfere, du Fass ohne Boden.« »Wer im Dampfbad sitzt, sollte keine Schokolade mitnehmen«, gab Fiorell zurück und grinste seinen Herrn an. »Der einzige in diesem Raum, dessen Figur ungefähr einem Fass gleicht, bin nicht ich.«
    »Wir sind nach Sèràly gegangen, weil die kensustrianische Grenze nur wenige Meilen von hier entfernt liegt«, erklärte Perdór unwirsch, ohne auf die Sticheleien seines Spaßmachers einzugehen. »Ich fühle mich in der Nähe der Grünhaare irgendwie sicherer. Sind unsere Spione, die sie freilassen wollten, bereits eingetroffen?« »Zum Teil«, sagte Fiorell, faltete die Beine unter dem Körper zusammen und hockte nun im Schneidersitz auf dem Stuhl. »Ihre Aussagen zu dem, was sie alles über unsere Nachbarn erfuhren, werden gerade notiert.

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