Unter Den Augen Tzulans
Sprösslinge der Reihe nach.
Die beiden ersten Kinder wirkten auf ihn klein, aber nicht anders gestaltet. Vor dem dritten Bündel, das seine Cousine in den Armen hielt, graute es den Herrscher. Er wagte es zunächst nicht, das Tuch zurückzuschlagen, um sich den kleinen Körper zu betrachten.
Endlich fand er den Mut und erschrak. Als habe ein wahnsinniger Bildhauer das Zerrbild eines Neugeborenen entworfen, lag sein jüngster Sohn vor ihm. Er war größer als seine Geschwister, wirkte kräftiger, aber die Armen und Beine waren krumm und schief, der Kopf unproportioniert und deformiert.
Dies war die Rache Ulldraels dafür, dass er seinen Oberen getötet hatte. Aber er würde seine Genugtuung nicht erhalten, dieser vermaledeite Gott.
Ohne darüber nachzudenken, riss Lodrik das Henkerschwert aus der Scheide und holte zum Schlag gegen sein eigen Fleisch und Blut aus.
Mit einem entsetzten Aufschrei fiel ihm Aljascha in den Arm und hinderte ihn am Hieb.
Plötzlich war auch der Konsultant im Zimmer und redete beschwichtigend auf den völlig verwirrten Kabcar ein, der nur auf den Krüppel starrte. Er hörte seinem Mentor nicht wirklich zu, warf sich in den Sessel neben dem Bett, das Schwert polterte zu Boden, und vergrub das Gesicht schluchzend in seinen Händen.
Aljascha presste die Kinder an sich und blickte bittend zu dem Mann mit den silbernen Haaren. Er machte eine beschwichtigende Geste und nickte ihr aufmunternd zu.
Jetzt ein Wort an seinen Schützling zu richten, wäre Verschwendung, wie er erkannte.
»Du kannst nichts dafür, Aljascha«, sagte Lodrik dumpf zwischen den Händen hervor. »Es war Ulldrael, der uns das angetan hat. Er ließ seine Wut an einem hilflosen Wesen aus, weil er mir nichts anhaben kann.«
Er ließ die Finger sinken, Tränen rannen ihm die Wangen herab und tropften auf das Hemd. »Aber ich werde das Kind ebenso lieben wie seine Geschwister. Ulldrael soll nicht die Befriedigung erhalten, dass ich meinen Nachkommen deshalb weniger achte.«
Langsam erhob er sich und nahm das verkrüppelte Kind in den Arm, nachdem Aljascha es ihm nach einigem Zögern gereicht hatte. »Was hätte ich beinahe nur in einem ersten Wahn getan? Ich schwöre, dich niemals gering zu schätzen. Wir beide zeigen Ulldrael, dass man sich mit uns nicht anlegen darf.« Behutsam wiegte er seinen Jüngsten hin und her. »Niemand darf sich mit uns anlegen. Auch kein Gott.«
»Es wird ein guter Kämpfer werden«, meinte Mortva leise. »Seht doch, wenn das keine starken Knochen sind, Hoher Herr?«
»Ja, das sind die Knochen eines Kriegers. Nichts wird seinem Schwert standhalten, nicht wahr?« Lodrik fuhr dem Kind über den Kopf und konnte dennoch nicht verhindern, dass ihm ein Schaudern über den Rücken lief.
Er reichte den Neugeborenen an seine Gemahlin zurück und schloss sie in seine Arme. »Es ist gut, Aljascha. Wir können beide nichts dafür.«
Wieder küsste er sie und ging langsam in Richtung Ausgang. Im Türrahmen wandte er sich um. »Ich werde die Geburt unserer Kinder morgen verkünden lassen.
Ulsar und Tarpol sollen feiern.«
Aljascha nickte. »Sie werden sich freuen. Hattest du Erfolg mit dem Schlag gegen den Oberen?«
Der Herrscher stieß laut die Luft aus und nickte in Richtung des Krüppels. »Das sieht man doch. Das ist der Dank dafür, dass ich einen hinterhältigen Glaubensmann seiner gerechten Strafe zuführte.« Er lächelte traurig. »Also gräme dich nicht weiter.«
Er ging, begleitet von Mortva, in Richtung des Teezimmers, wo er sehnsüchtig hoffte, eine gefüllte Flasche Kartoffelschnaps zu finden. Nun hatte er dem Schutzgott des Kontinents endgültig abgeschworen. Das war ein Wunder zu viel.
Dem Konsultanten, der Mitleid und Anteilnahme perfekt vortäuschte, war es recht, dass sein Schützling die Schuld auf den Gerechten schob. Er würde niemals zugeben, dass er mit der Beeinflussung des Verhütungstrankes der Kabcara vor vielen Monaten die Verantwortung für den Krüppel trug. Seine Magie hatte wohl ihre Spuren an dem Elixier des Cerêlers hinterlassen. So war es zwar nicht vorgesehen, aber Drillinge sind Drillinge, nur darauf kam es an.
Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Sèràly, Winter 444 n.S.
Wann zeigt er dem Volk sein wahres Gesicht?« Perdór massierte sich mit einer Hand die Stirn und machte ein unglückliches Gesicht. »Wir haben nichts, was wir den einfachen Menschen präsentieren können, das wiederum ihn und seinen Berater als Monstrum offenbart.« Traurig schob er
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