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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schauten alle auf den Knaben, der nun friedlich schlummernd zwischen den Decken lag.
    »Es ist sehr unhöflich, sich in einer Sprache zu unterhalten, die nicht alle in diesem Raum besonders gut verstehen«, beschwerte sich Stápa. »Meine letzte Unterredung mit einem Palestaner liegt fünfzig Jahre zurück. Ich habe so gut wie nichts verstanden.«
    »Das ist auch gut so«, murmelte Kalfaffel und fuhr weiterhin auf Ulldart fort. »Ich weiß, dass das Kind nichts dafür kann, was sich eben in der Hütte ereignet hat. Aber die Städter werden das anders sehen. Tjalpali und ich werden darüber Stillschweigen bewahren, um kein böses Blut zu schaffen. Die zerrissenen Ketten der Hohepriesterin reichen, um Euch nicht unbedingt besonders beliebt zu machen.«
    »Ich danke Euch, Bürgermeister«, sagte Matuc und verneigte sich. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich das jemals wieder gut machen kann.«
    »Freut Euch nicht zu früh«, warnte der Cerêler. »Es hat genügend Neugierige gegeben, die vor der Tür standen, auch der ein oder andere Blick wird durch das Fenster geworfen worden sein. Dass ihr alle ein weiteres Mal ins Gerede kommt, wird sich nicht verhindern lassen. Aber die Wahrheit über den Knaben, dessen Fertigkeiten mir Rätsel aufgeben, sollten wir keinem sagen.«
    »Würdet Ihr das bitte auch Stápa erklären?«, bat der Geistliche. »Ich fürchte, mein Kalisstronisch reicht nicht aus, um die Tragweite zu verdeutlichen.«
    »Sicherlich.« Kalfaffel räusperte sich. Anscheinend lag ihm noch etwas am Herzen. »Aber mein Interesse an dem Jungen ist geweckt. Gibt es auf Ulldart denn Magie?«, fragte er zögerlich.
    »Nein«, antwortete der Ulldraelgläubige beinahe ehrlich, um nicht auf die Abstammung des Kindes eingehen zu müssen. »Wir sind ebenso erschrocken und bestürzt wie Ihr.«
    »Wir werden die Sache näher untersuchen, wenn er wächst. Ich möchte, dass Ihr alle seltsamen Erscheinung, die von dem Knaben ausgehen, notiert. Vielleicht erhalten wir damit einen Aufschluss, was er in sich trägt.« Er watschelte zu der Koje, aus der sich seine Gattin etwas unsicher erhob. »Ach, ja. Ausgiebige Spenden zu Ehren Kalisstras dürften mehr als angebracht sein.«
    Bevor Matuc etwas Dummes einfallen konnte, sprang Fatja in die Bresche und nickte artig. »Ich werde die Kalte Göttin gebührend ehren, Bürgermeister, darauf könnt Ihr Euch verlassen.« Dabei rempelte sie ihrem Landsmann den Ellbogen in den Bauch.
    Kalfaffel unterhielt sich ausgiebig mit Stápa, die dabei viel nickte, irgendwann große Augen machte, eine geheimnisvolle Verschwörermiene aufsetzte und den beiden Gestrandeten dann wissend zunickte.
    »Von mir wird keiner was erfahren«, versicherte sie. »Das Geheimnis ist bei mir in guten Händen. Und ich bin so alt, mir würde ohnehin niemand mehr etwas glauben. Wenn ich Pech habe, vergesse ich es gleich wieder.« Sie griente zahnlos. Fatja musste unwillkürlich an den rogogardischen Freibeuter denken.
    Blafjoll kam herein und schüttelte sich den Schnee aus den langen schwarzen Haaren, seine grünen Augen funkelten böse, dann wechselte er ein paar schnelle Worte mit dem Bürgermeister. Der Heiler nickte und verließ zusammen mit der immer noch entkräfteten Tjalpali die Unterkunft. Sofort hörten sie aufgeregte Stimmen von draußen. Anscheinend hatte sich halb Bardhasdronda vor der Tür der Fremdländler versammelt.
    Seufzend ließ sich der Geistliche in die Schlafkoje fallen. Die kleine Borasgotanerin machte sich an die Fütterung von Lorin, tatkräftig unterstützt von der Stadtältesten.
    Der Walfänger lehnte an der Tür und versuchte, durch das Holz die Unterredung zu verstehen. »Sie wollen wissen, was geschehen ist«, gab er seine Erkenntnisse weiter. »Sie wollen wissen, ob ihr die Schuld daran tragt, dass es Tjalpali so schlecht geht.« Er schwieg kurz. »Und sie wollen wissen, ob sie euch aus der Stadt jagen sollen.« Matuc und Fatja sahen sich entsetzt an. »Aber er bringt sie gerade von ihrem Vorhaben ab und schickt sie nach Hause.« Vorsichtig spähte er durch einen Riss im Vorhang. »Sie gehen tatsächlich«, meldete er erleichtert. »Ich hätte ihnen beigebracht, was es heißt, Gastfreundschaft mit Füßen zu treten.« Die kräftigen Fäuste schlossen sich.
    Fatja lief zu dem Walfänger und umarmte ihn. »Danke, danke, lieber Blafjoll, dass du zu uns hältst. Ohne dich wären wir doch alle verloren.«
    Stápa stampfte mit dem Stock auf. »Ich sagte schon einmal, dass es sehr

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