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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Seitengasse kniete und mit beinahe erfrorenen, tauben Fingern nach den Schmuckstücken forschte. Lorin blieb so lange in der Obhut des Walfängers und Stápas.
    Bis auf eine Kette und ein Kristall fand sich alles wieder. Matuc ließ es von Fatja ins Heiligtum Kalisstras bringen.
    Ungewiss blieb, was aus den drei Verschollenen aus Ulldart geworden war. So sehr sich der Walfänger, Arnarvaten und Stápa umhörten, niemand in Bardhasdronda, weder die Jäger noch die wenigen wagemutigen Fischer noch Besucher aus anderen Städten, konnten Aufschluss über das Schicksal der von Matuc und Fatja so schmerzlich vermissten Personen geben.
    Es fanden sich keinerlei Hinweise auf den Verbleib von Waljakov, Norina und Torben, dennoch wollten sie die Hoffnung nicht aufgeben. Nächtelang betete der Geistliche zu Ulldrael, er möge sie gerettet haben.
    Die Borasgotanerin wandte sich dagegen in aller Öffentlichkeit immer mehr Kalisstra zu, brachte ihr kleine Opfer dar, um die Kalte Göttin ebenfalls milde zu stimmen. Und natürlich die Einwohner von Bardhasdronda, die ihr Verhalten sehr wohl bemerkten und mit einem erfreuten Lächeln zur Kenntnis nahmen.
    Gegen Frühjahr erkrankte der kleine Lorin plötzlich an einer Lungenentzündung, und ein aufgelöster Matuc bat Tjalpali, dem Knaben mit ihrer Magie ein wenig zu helfen. Alle Tinkturen und Mittel, die man zunächst angewandt hatte, fruchteten nicht. Da auch Stápa auf Beistand drängte, gab die Cerêlerin schließlich nach. Zu gut war ihr noch das Ereignis gleich nach der Ankunft der Fremdländler in Erinnerung.
    Die Gattin des Bürgermeisters erschien eines Abends und machte sich bereit, dem kleinen Jungen magische Pflege angedeihen zu lassen. Lorin, dick eingepackt, machte in seiner Wiege ein erbärmliches Gesicht, jammerte und weinte unentwegt. Das Fieber und der Husten quälten das Kind sehr.
    Tjalpali öffnete die Kleidung des Kranken und legte zuerst nur die Fingerspitzen der rechten Hand auf den zierlichen Brustkorb des Knaben, als wollte sie prüfen, ob sich das Schauspiel von damals wiederholen würde. Aufmerksam standen die Stadtälteste, Blafjoll, Matuc und Fatja dabei und sahen gespannt zu.
    Die Cerêlerin wirkte beruhigt. Sie legte nun sanft ihre Handfläche auf, schloss die Augen und sammelte ihre Kräfte.
    Als würde Lorin die sich vorbereitende Magie spüren, verstummte er. Sein Kopf drehte sich zu der kleinwüchsigen Frau, die blauen Augen schienen zu staunen. Das bekannte grüne Leuchten entstand und drang durch die Poren der Haut ins Innere, um dort seine Wirkung zu tun.
    »Und?«, drängelte die Borasgotanerin. »Funktioniert es diesmal?«
    »Warum sollte es nicht wirken?«, murmelte Stápa. Der Walfänger warf Fatja einen Blick zu, der sie an weiteren Äußerungen hindern sollte.
    Der Geistliche betete in Gedanken, um keinen der Kalisstri herauszufordern.
    Das Grün wurde intensiver, und Tjalpali riss die Augen auf. Lorin lag ruhig in seinem Bettchen, und er lachte plötzlich freudig. Dann setzte der Vorgang ein, der fast allen in der Hütte bekannt war.
    Das Leuchten wandelte sich, färbte sich um zu Blau. Wie angeklebt lag die Rechte der Bürgermeistergattin am Körper des Kindes und bewegte sich nicht fort, als das blaue Schimmern an ihrer Hand hinauf kroch.
    »Ist das so gewollt?«, erkundigte sich Stápa interessiert. »Das ist das erste Mal, dass ich einen blauen Cerêler sehe.«
    Matuc, Blafjoll und Fatja sahen sich an. Keiner wusste, was zu tun war.
    Tjalpalis Mund wurde zu einem Strich, ein leises Stöhnen entwich ihr, ihre Atmung beschleunigte sich. Der kleine Fremdländler blühte dagegen förmlich auf, jauchzte und wedelte mit den Armen, als würde ihm etwas sehr gefallen. Noch immer hielten die Kleinwüchsige und das Kind Kontakt miteinander. Die Cerêlerin wirkte noch blasser als gewöhnlich. Ihre Knie zitterten, während das Blau an ihrer Schulter angelangt war.
    »Sollten wir etwas tun?«, fragte Matuc, fasziniert von dem Anblick. »Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist, was da gerade geschieht.«
    »Ich bin dafür, dass wir die beiden trennen«, meinte der Walfänger und packte die Bürgermeistergattin am Arm. Mit einem überraschten Laut zog er die Hand zurück. »Irgendetwas hat mich eben gebissen. Oder so etwas.«
    Das Blau hatte sich mittlerweile über den ganzen Oberkörper der Heilerin ausgebreitet. Tjalpali nahm eine verkrampfte Haltung ein, ihre Zähne schlugen aufeinander, und etwas knirschte plötzlich. Ein dünner Blutfaden

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