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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sickerte aus ihrem Mund.
    »Hol sie da weg!«, rief Stápa Blafjoll zu. »Da stimmt etwas nicht.«
    Mit Schwung warf sich der kräftige Kalisstrone gegen die Bürgermeistergattin und riss sie um. Erst dann löste sich die Hand von Lorin, das Blau erlosch augenblicklich.
    Die Cerêlerin lag zuckend auf den Dielen der Kate, die Augen abwesend an die Decke gerichtet, alle Gliedmaßen waren starr wie Holz.
    Behutsam trug Blafjoll die kleinwüchsige Frau in Matucs Schlafkoje. »Ich hole den Bürgermeister. Passt auf sie auf«, befahl er und rannte hinaus.
    Fatja stand Kopf schüttelnd vor dem Lager des Kindes. »Kleiner Bruder! Was hast du gemacht, mh?« Sie legt ein Ohr an die Brust des Knaben, dann deckte sie ihn wieder zu. »Er pfeift nicht mehr wie ein Wasserkessel«, wunderte sie sich. »Die Magie der Heilerin hat gewirkt, was immer sonst noch geschehen ist.«
    Der Geistliche hüpfte zur Bürgermeistergattin und saß reichlich ratlos daneben. »Das scheint eine Art Fallsucht zu sein«, schätzte er, obwohl er innerlich etwas ganz anderes dachte. »Sie haben sich bestimmst überangestrengt«, meinte er auf Kalisstronisch.
    »So, so. Überanstrengt«, sagte die Stadtälteste. »Ich habe schon vieles gesehen, aber dass sich ein Cerêler bei der Heilung eines einzigen Kindes so verausgabt, das gab es in Bardhasdronda noch nie. Es macht ihnen normalerweise nichts aus, mehr als ein Dutzend Bittsteller von Krankheiten zu befreien, und da sollte eine simple Lungenentzündung einen solchen Effekt bewirken?« Sie schlurfte vorsichtig an die Wiege und äugte hinein. »Ich bin vielleicht alt, aber nicht töricht. Nein, nein, kleiner Lorin. Mit dir stimmt was nicht.«
    Schweigend warteten sie auf die Rückkehr des Walfängers, der wenige Lidschläge darauf mit Kalfaffel erschien. Ohne ein Wort eilte er an das Bett seiner Gattin, legte ihr die Hände auf die Stirn und ließ seiner wohl tuenden Magie freien Lauf.
    »Ich habe ihm unterwegs erklärt, was geschah«, meinte Blafjoll, warf einen Blick nach draußen und zog die einfachen Vorhänge vor die Fenster. »Es stehen einige Neugierige draußen, die uns gesehen haben, wie wir hierher rannten. Sie müssen nicht unbedingt erfahren, was sich abspielt.«
    Fatja half ihm, danach trat der Walfänger vor die Tür und versuchte, die Schaulustigen mit ein paar harten, aber nicht lauten Worten zu verscheuchen, was aber nicht zu gelingen schien.
    Nach einiger Zeit entspannte sich der Körper der Cerêlerin. Etwas benommen spuckte sie die Stücke von Zähnen aus, die unter dem Druck, den ihre Kiefer erzeugten hatten, gesplittert waren. Leise unterhielt sich das Ehepaar.
    Kalfaffel stand auf. »Ich weiß nicht genau, was vorgegangen ist. Dieses Kind scheint etwas in sich zu tragen, das Kalisstras Gabe gleicht, nur anders wirkt.«
    Matuc seufzte. »Wir sind Euch dankbar, dass Ihr Lorin trotz allem geheilt habt.«
    Der Cerêler wackelte mit dem Kopf. »Meine Frau hat nichts dergleichen getan. Sie kam nicht dazu. Als sie den Knaben berührte und ihre Fertigkeit aktivierte, nahm etwas Verbindung zu ihrem Innersten auf, das wohl von Lorin ausging.«
    »Ich verstehe nicht«, meinte der Geistliche verblüfft. »Es geht ihm doch besser.«
    Kalfaffel trat neben die Wiege und betrachtete den lachenden Jungen nachdenklich. »Er nahm sich, was er brauchte, um sich anscheinend selbst zu heilen. Er hat die magische Gabe Kalisstras angezapft und sich bedient. Offenbar kontrolliert er diese Fertigkeit noch nicht besonders gut.« Mit ernstem Gesicht drehte er sich zu Fatja und Matuc. »Wenn er länger mit ihr verbunden gewesen wäre, hätte ich sie verloren. Er hätte ihr alles geraubt, was sie an Magie in sich trägt, ohne es böse zu meinen. Es wird eine Art kindlicher Reflex gewesen sein, ähnlich wie das Milchsaugen. Hat es genug, hört es auf, nicht eher.«
    »Aber warum geschah das nicht schon mal beim ersten Mal?«, wunderte sich der Mönch. »Versteht mich nicht falsch, ich wünsche Eurer Gattin nichts Böses. Aber es hätte uns vor den schweren Folgen, die sie zu spüren bekam, gewarnt.«
    »Der Kleine wird zu diesem Zeitpunkt nicht krank gewesen sein?«, meinte Kalfaffel.
    »Und was passiert, wenn ein Cerêler seine … göttliche Gabe verliert?«, wollte die Borasgotanerin wissen.
    Der Bürgermeister zuckte mit den Schultern. »Das geschah noch nie. Wie auch? Aber nach alldem, was sich ereignet hat, und wenn ich mir den Zustand meiner Gemahlin betrachte, würde ich sagen, man stirbt.«
    Betroffen

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