Unter Den Augen Tzulans
einen Trichter. »Männer! Kommt mal her! Die Tarpoler besaufen sich auf Befehl ihres Kabcar!« Noch mehr Wachen liefen neugierig herbei und drängten sich auf dem Wehrgang zusammen.
Doch die Aktivitäten der Tzulandrier waren nicht beendet. Stück für Stück wurde die Leinwand des Zeltes von hinten nach vorne umgeklappt, bis der Blick nicht länger auf das verwehrt war, was man im Laufe der Nacht zusammengebaut hatte.
Vrobloc schätzte das seltsame Rohr, das auf einer Lafette ruhte, auf eine Länge von vier Meter, die fassgroße Öffnung zeigte in seine Richtung. Die zahlreichen kleinen Räder, die man unter dem eisenbeschlagenen Holz angebracht hatte, drückten sich durch das Gewicht der metallenen Röhre beinahe vollständig ins Erdreich, Pflöcke verankerten das Untergestell im Boden. Was immer das auch war, das sich anscheinend auf Checskotan richtete, es gefiel dem Oberst überhaupt nicht. Die erstaunten Rufe seiner Männer ignorierte er.
Zehn der Belagerer schleppten auf einer Bahre eine mit Eisenbändern umspannte Steinkugel heran, stemmten die Trage mit hochroten Köpfen vor der Röhre in die Höhe und kippten das ballähnliche Gebilde in die Öffnung. Haargenau schloss es die Ränder ab und rutschte hinunter in das Rohr.
»Soll das vielleicht ein neues Katapult sein?«, höhnte eine Wache unter dem Gelächter der Kameraden hinüber. »Das ist doch viel zu schwer! Soll es von selbst fliegen, oder werdet ihr es herübertragen, ihr Fürze?« Der Mann sprang rückwärts auf die Zinnen, bückte sich und riss die Beinkleider herunter. »Da habt ihr ein Ziel!«
Grölend taten es ihm die anderen Soldaten nach und wackelten mit den entblößten Hinterteilen im Wind. Vrobloc lachte zwar herzlich mit, ließ die Belagerer aber keine Sekunde aus den Augen.
Einer der Tzulandrier spähte prüfend über den oberen Rand der Röhre, trat an die Lafette und kurbelte an zwei Handrädern. Zahnräder drehten sich, die Öffnung senkte sich kaum merklich ab. Daraufhin winkte er einen Fackelträger heran.
Der Oberst hatte noch immer nicht verstanden, wie diese Kugel, die er auf tausend Pfund schätzte, die Entfernung von fast einem Warst überbrücken sollte.
Der Tzulandrier stellte sich erneut hinter das Rohr, dann nickte er, hob die geballte Faust und stieß sie nach kurzem Zögern herab. Der Fackelträger presste die Flamme kurz gegen die Rückwand der Röhre und drehte sich schnell um.
Aus der Mündung quoll augenblicklich eine immense Rauchwolke, danach folgte ein unbeschreiblicher Knall, der rumpelnd wie ein Donnerschlag nachhallte. Die Pferde der Belagerer scheuten erschrocken, einige gingen durch.
Ein Borasgotaner der »Afterballen-Parade« verlor überrascht das Gleichgewicht und schaffte es in letzter Sekunde, nach vorne von der Mauerspitze zu fallen, wo er unsanft auf dem Wehrgang landete.
Fast gleichzeitig pfiff etwas mit einer enormer Geschwindigkeit über die Hinterteile der schreckensbleichen Wachsoldaten und schlug krachend in die Steine des zweiten Mauerrings.
Nicht nur, dass sich dort nun ein Loch auftat, sondern zu allem Überfluss stürzten rechts und links der getroffenen Stelle weitere Stücke des Walls in sich zusammen. Die staubwolkenverhangene Bresche, die damit entstanden war, reichte aus, um drei Mann nebeneinander passieren zu lassen.
Fassungslos glotzten die Wachen auf die entstandene Lücke, irgendeinem entfuhr ungewollt eine saftige Blähung.
»Beinahe hätte ich euch mit meiner Bombarde die Löcher gestopft, was?«, schrie der Tarpoler, der die Handräder bedient hatte, gut gelaunt. »Den nächsten Stein schicke ich euch passend bis in den Darm, wenn ihr bleibt wo ihr seid, ihr Feiglinge!« Das Jubeln und Grölen stammte dieses Mal von den Belagerern, die umgehend damit begannen, die Vorbereitungen für den nächsten Schuss zu treffen.
»Los, sofort weg von hier!«, befahl der Oberst und eilte bereits in Richtung der Leiter, die auf den Boden führte. Seine Untergebenen rafften die Hosen hoch, stolperten und stürzten hinterher. »Setz Kabcar Arrulskhân von der neuen Situation in Kenntnis«, befahl er einem Melder, »dass der Feind über eine verfluchte Waffe verfügt, der wir nichts entgegenzusetzen haben. Sie macht taub, speit Rauch und Feuer und lässt Wände einbrechen. Das ist Tzulans Werk!« Der Mann rannte los. »Sag ihm, sie hieße ›Bombarde‹!«
Vrobloc sammelte seine Leute. Es blieb nur die Wahl, diese Waffe unschädlich zu machen, wenn man verhindern wollte, dass
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