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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Audienzsaal und ließ seinen Konsultanten allein zurück, der noch immer die aufwändigen Stucke betrachtete.
    Warum legten die Menschen so viel Wert auf Schmuck an Stellen, bei denen man in eine Starre verfiel, wenn man sie länger betrachtete? Er massierte sich das Genick.
    »Paktaï?« Er sprach den Namen seiner Helferin zum hundersten Mal, ohne dass sie erschien. Was konnte bloß geschehen sein? Seit einem Vierteljahr blieb die Zweite Göttin verschwunden, und der Konsultant hatte nicht die leiseste Vorstellung, wo sie abgeblieben war. Damit war einer seiner größten Vorteile dahin, denn nur mit ihr war es ihm möglich, schnelle Verbindung zur Verbotenen Stadt oder anderen abgelegenen Ort aufzunehmen. So musste er sich auf Brieftauben verlassen.
    Wenn wenigstens Hemeròc zurückkehren würde, wäre ihm viel geholfen. Es war nicht eben leicht, Vorbereitungen zu treffen, wenn das Werkzeug fehlte. Dennoch, es lief dank Varèsz vergleichsweise gut. Auch Freiwillige aus der Bevölkerung Tarpols wurden nun in die Armeen integriert, sodass die Haufen immer weiter anwuchsen.
    Er notierte beiläufig die Angriffsbefehle für die kombinierten tzulandrischen und tarpolischen Einheiten. Dass diese Zusammenstellung einen Bruch des Tausendjährigen Friedensvertrags darstellte, störte ihn nicht weiter.
    Die Tür hinter ihm wurde geöffnet, die Flammen der Kerzen flackerten durch den plötzlichen Zug. Mortva hörte das Rascheln von weiten Kleidern, das sich ihm näherte, und er nahm den Geruch von nur allzu bekanntem Parfüm wahr.
    Lächelnd wandte er sich der Kabcara zu, die durch den Seiteneingang in das Audienzzimmer gelangt war.
    Doch das hübsche Gesicht der attraktiven Rothaarigen sagte ihm, dass die Herrscherin von Tarpol keine gute Laune hatte. Wütend knallte sie ein Pergament mit erbrochenem Siegel auf den Tisch.
    »Das, Vetter, ist die Bestätigung der Oberen der Ulldraelorden, dass mein Gatte seine Rolle als Führer der tarpolischen Gläubigen vorerst beibehalten darf, bis sich die Sache mit dem Geheimen Rat aufgeklärt hat. Und sie wollen ein Konzil abhalten.« Ihre hellgrünen Augen blitzten vor Wut. »Mein Gemahl wird mächtiger und mächtiger, während ich Kinder des Schwachkopfs auf die Welt bringen muss. Was ist aus Euren Zusagen geworden, mich auf den Thron zu setzen? Ich bin es leid, länger zu warten. Mutter sein ist mir zuwider. Ich ertrage den Anblick dieses hässlichen Stücks Fleisch nicht länger. Am liebsten würde ich Krutor im nächsten Zuber ersäufen.« Ganz dicht kam sie an den Konsultanten heran. »Und Euch gleich mit. Wegen der falschen Versprechungen, die Ihr mir gemacht habt. Wie konnte ich nur so blind sein?«
    Mortva musterte sie von seinem Platz aus. Ihre Figur wirkte in dem engen, schulterfreien Kleid aus weißem, mit Goldfäden besetztem Samt so tadellos wie eh und je, ihre Schwangerschaft schien sich nicht auf ihren verführerischen Körper ausgewirkt zu haben. Die roten Locken umrahmten das Antlitz und hoben die Schönheit der Frau zusätzlich hervor. »Beruhigt Euch, hoheitliche Kabcara. Ich weiß, was ich Euch versprochen habe.«
    »Dann«, zischte sie giftig, »haltet es gefälligst ein, oder ich schwöre Euch, meinetwegen auch ein weiteres Mal bei Tzulan, dass Ihr auf rätselhafte Weise zu Tode kommen werdet.« Drohend stemmte sie die Hände in die schmale Taille. »Glaubt nicht, dass Ihr der Einzige am Hof seid, der das Intrigenspiel versteht, Vetter. Ich kenne viele Leute, die einiges zu tun bereit wären.«
    »Das ist der Unterschied zwischen uns beiden. Ich brauche nicht viele Leute, um an meine Ziele zu kommen. Und meine Leute sind nicht zu einigem, sondern zu allem bereit.« Der Konsultant erhob sich souverän von seinem Stuhl und kam auf Aljascha zu, das Lächeln wich nicht von seinen Lippen.
    Die Frau harte das Gefühl, dass seine Silhouette mit jedem Schritt breiter und größer wurde.
    »Ihr wollt mich durch Euer Auftreten einschüchtern? Wie nett.« Eine Armeslänge vor der Herrscherin blieb er stehen, die Augen glitten prüfend an ihrer Figur entlang. »Zweifellos, Ihr bestecht Euer Gefolge mit Eurer Schönheit. Manche dagegen sagen, es käme auf die inneren Werte an.« Sein Oberkörper beugte sich etwas nach vorne. »Wollt Ihr meine inneren Werte sehen?« Er nickte in Richtung der Marmorwand, an der sich sein Schatten durch die Kerzen abbildete.
    Die Kabcara konnte nicht anders als der Aufforderung nachkommen.
    In einer Mischung aus Neugier und Schrecken starrte sie

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