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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Checskotan zu einem Haufen Steine zerschossen wurde. Und er hoffte, dass sein Herr ihm nicht den Befehl erteilen würde. Der Gegner stand ihnen mehr als vier zu eins gegenüber, galt im Feldkampf als hart, erfahren, diszipliniert. Was man von seinen Leuten nicht unbedingt behaupten konnte.
    Er zog alle Bewaffneten in die innere Festung zurück und machte sich nach einer Stunde auf den Weg in die Gemächer des Kabcar, zu Arrulskhân, um ihm die Lage zu schildern. Vielleicht konnte er ihn zum Aufgeben überreden. Dann blieben wenigstens noch ein paar mehr als nur er am Leben.
    Während er durch die Arkaden des Haupttraktes schritt, wartete er schon beinahe auf das Unheil verkündende Rumpeln der Bombarde. Doch noch blieb alles still.
    Vor dem Zimmer des Kabcar von Borasgotan angekommen, hielt er inne und fragte sich, wie der Herrscher die Nachricht des Melders aufgenommen hatte. Wenn er einen seiner legendären geistigen Ausfälle erlitt, war alles möglich.
    Vrobloc klopfte an und trat nach der von innen geschrienen Aufforderung zum Hereinkommen in den Raum.
    Arrulskhân IV. saß, in beiden Händen Säbel haltend, auf seinem Thron, eine goldene Langhaarperücke zierte seinen Schädel. Der nicht eben schmächtige Körper steckte in einem schwarzen Seidenmantel, besetzt mit zahlreichen Edelsteinen, darüber trug er einen Brustharnisch. In seinem Schnauzbart glitzerten Diamanten, die er sich von seinen Lakaien einflechten ließ, um seine gelegentlich auftretende Göttlichkeit zu unterstreichen.
    Einen Fuß hatte er in Siegermanier auf den toten Melder gestellt, die stecknadelgroßen Pupillen huschten suchend im Zimmer umher. Ein wahnsinniges Lachen erscholl, als er Vrobloc bemerkte.
    »Mein Oberst! Mein lieber Oberst!« Er warf die Säbel achtlos zur Seite und kam mit ausgestreckten Armen auf den Soldaten zu. »Stell dir vor. Dieser Mensch wagte es, mir Unsinn zu erzählen, faselte von Bombarden und Schurkereien, pah, wie töricht.« Seine Hände zuckten unentwegt hin und her.
    »Hoheitlicher …«, setzte der Soldat an, doch sofort schoss der Zeigefinger Arrulskhâns in die Höhe. »Göttlicher Kabcar«, seufzte Vrobloc, der seinen Fehler in der Anrede sogleich verstanden hatte, »der Melder hatte leider Recht. Der Feind kann unsere Mauern aus großer Entfernung einreißen.«
    »Ach? Ach was?« Arrulskhân legte den Finger ans Kinn. Dann schaute er zu dem Toten. »Das ist mir nun etwas peinlich, lieber Oberst. Der arme Kerl. Seht, mitten ins Herz habe ich ihn getroffen. Schade, schade.« Er klatschte in die Hände. »Ich hab’s! Wir schieben ihm einen Stock in den Hintern, damit er gerade steht, und lehnen ihn irgendwo an die Wand. Es wird nicht auffallen, oder?«
    Der Kabcar wanderte, unverständliches Zeug brabbelnd, ihm Kreis, und Vrobloc hoffte inständig, dass der Anfall von Wahn bald vorüber sein würde.
    »Lieber Oberst, lasst anspannen. Wir reiten aus!« Arrulskhân nahm ihn bei den Händen und hüpfte im Kreis. »Tralalala und hoppsassa!« Abrupt blieb er stehen. »Nein, wir reiten nicht aus. Wir reiten sie nieder. Die werden mir meine schöne Festung nicht kaputt machen.« Er hob die Säbel auf und lief mit militärischem Paradeschritt zum Ausgang. »Linkszwodreivier, mir nach, Vrobloc! Arrulskhân der Göttliche wird euch alle zum Sieg führen! Sturrrrrrmangrrrrrriffffff!«
    Seufzend folgte der Offizier dem Wahnsinnigen, der einen Marsch sang und geradewegs mit seinen Filzpantoffeln an den Füßen in die Stallungen eilte.
    Vrobloc ließ die im Hof versammelten zweihundert Männer schweren Herzens aufsitzen. Ihre Gesichter sagten deutlich genug, was sie von dem befohlenen Ausfall hielten.
    Arrulskhân hüpfte im Sattel immer auf und nieder, schwang hohl lachend die beiden Waffen und verfehlte dabei nur knapp die Ohren seines Pferdes. »Attackeeeeee, ihr Heinzelmänner! Tor auf!«, brüllte der Kabcar von Borasgotan. »Alles auf! Wir kommen! Der Göttliche führt euch zum Siiiiiiiiiiiiiiieg!«
    Die Wachen betätigten die Winden, langsam und knarrend schwangen die Tore auf, die Zugbrücke senkte sich über den Wassergraben. Im gestreckten Galopp preschte Arrulskhân wild schreiend den Weg entlang, sodass die Schöße seines schwarzen Seidenmantels herumflogen und die falschen goldenen Haare im Wind wehten.
    Vrobloc sah der albernen Gestalt hinterher, die gerade das letzte Tor passierte und in die Ebene stürmte, dann schaute er in die Runde seiner Soldaten und lehnte sich nach vorne.
    »Zum Westtor«, befahl

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