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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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auf die schwarzen Umrisse. Sie wuchsen, dehnten, streckten sich. Der Kopf des Schattens wurde breiter, drei mächtige Hörner zeigten sich. Die dunklen Konturen waren um etliches massiger als die des Konsultanten, Dornen und Spitzen ragten aus der Nacken- und Schulterpartie, die Extremitäten schwollen Angst einflößend unter enormen Muskelpakten an. Die Umrisse eines Paars mächtiger, sich entfaltender Schwingen entstanden. Das genaue Schattenbild machte selbst die feinen Adern in den Flügeln sichtbar.
    Aljaschas Kopf ruckte zu dem Mann mit dem Silberhaar, der harmlos neben ihr stand und so gar nichts gemeinsam hatte mit dem, was sie auf dem weißen Marmor sah.
    Keuchend wich sie vor ihm zurück, ihre aufgerissenen Augen wanderten zwischen Mortva und dem Schatten an der Wand hin und her, fast leichenblass wirkte ihr Gesicht zwischen den roten Haaren. Das Entsetzen machte sie sprachlos, beschleunigte ihre Atmung auf eine unnatürliche Geschwindigkeit.
    »Was sagt Ihr zu meinen inneren Werten, hoheitliche Kabcara?«, erkundigte sich der Konsultant und warf ebenfalls einen vergnügten Blick auf seinen Schatten. »Ich finde, ich habe einiges zu bieten, nicht wahr?« Dann schlenderte er der verängstigten Frau hinterher.
    Aljascha fingerte nach dem Dolch, den sie unter ihrem Rock stets bei sich trug, zog blank und reckte die geschliffene Spitze dem Ratgeber ihres Mannes entgegen. »Zurück«, hauchte sie.
    »Aber nein, ganz im Gegenteil, Kabcara.« Mortva setzte ihr weiterhin nach, bis sie gegen den Tisch stieß. »Ich wollte Euch näher kommen. So nahe, wie Ihr es immer schon von mir verlangt habt. Wie Ihr es Euch erträumt habt.«
    Die Rothaarige tastete sich am Holz entlang, ohne den Konsultanten aus den Augen zu lassen.
    Mortva schloss so nahe zu ihr auf, dass sich die Klinge gegen seine Uniformjacke drückte. Seine schlanken Hände umfassten den Griff. »Ich bitte dich, Aljascha. Sei geduldig. Vertraue mir.« Seine Lippen näherten sich den ihren, die silbernen Haare rutschten nach vorne, streiften über ihr Dekollete. Sanft entwand er ihr die Waffe. »Ich mache dich zur Kabcara, wenn du mir Zeit gibst, um alles zu arrangieren.« Er legte eine Hand an ihre Hüfte und zog sie an sich heran. »Lass Ulldart zuerst erobert sein.«
    Ihre Körper berührten sich, und Aljascha spürte die Wärme, die von dem Konsultanten ausging. Ihre Angst wich einem anderen Gefühl: Sie fühlte sich von dem bedrohlichen Wesen, das unter Morrvas Haut schlummerte, zusätzlich angezogen. Ohne genau zu wissen, was sie tat, umschlang sie ihn vorsichtig und drückte sich an den Berater. »Wer bist du?«, raunte sie.
    Er erwiderte ihre Zärtlichkeit, hob ihr Kinn ein wenig an und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. »Die Erfüllung deiner Fantasien, Aljascha.«
    Ein Schauer der Wonne jagte durch ihren Körper, wie sie es noch bei keinem anderen Mann erlebt hatte. Ihre Münder trafen sich ein zweites Mal, nun leidenschaftlicher, stürmischer, und die Empfindungen steigerten sich bei der Frau und lähmten gleichzeitig das ansonsten so vernünftige Denken.
    Als die Hände des Konsultanten an ihrem Korsett aufwärts wanderten und nach den Verschlüssen langten, glühte sie vor Begierde. Es war ihr gleich, wo sie waren, von ihr aus könnte der ganze Hofstaat zusehen, wenn sie sich dem Konsultanten hingab. So lange hatte sie darauf gewartet, sich ihn vorgestellt, wenn sie ihrem Gemahl Freuden bereitete. Nun sollte sie endlich entschädigt werden.
    Mortva schälte sie sanft, aber zügig aus den vielen Schichten ihres Kleides, bis sie nackt vor ihm stand.
    Dann legte auch er seine Uniform ab, sein bleicher, sehniger Leib wirkte schmal, beinahe zerbrechlich im Vergleich zu dem dämonischen, erschreckenden Schattenkörper an der Wand. Doch die unerklärliche Anziehungskraft, die von ihm ausging, siegte, sie konnte ihr Verlangen nicht länger beherrschen. Mit einem Stöhnen griff sie nach dem Mann und zog ihn zu sich, um ihn zu spüren.
    Immer wieder während des aufregenden Liebesakts, den sie auf dem Tisch vollzogen, huschte ein verstohlener Blick der Kabcara zu der Mauer, die die Wahrheit über den Ratgeber verkündete.
    Irgendwann wurden die Gefühle, die Mortva bei ihr durch seine Liebkosungen und Berührungen am ganzen Körper auslöste, so intensiv, dass sie in einen ekstatischen Rausch geriet, in dem die Welt um sie herum versank.
    Ulldarl, Königreich Borasgotan, Belagerungsring vor Checskotan, Frühsommer 444 n.S.
    Die mächtige

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