Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Fahrzeug entgegen, sodass dem Mann nichts anderes übrig blieb, als anzuhalten und mit ihr zu reden.
»Hallo. Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie, als die Limousine zum Stehen kam und das Fenster heruntergelassen wurde.
»Danke, nein. Ich hatte nur kurz etwas mit Brian zu besprechen und muss gleich wieder weiter. Die Einfahrt ist zu eng, darum bin ich auf den Hof gefahren, um zu wenden«, antwortete er mit einem Lächeln und streckte die Hand aus dem Fenster. »Ich bin Malcolm Mackay, Finanzmanager bei der Western Bank.«
»Amanda Greenfield«, sagte Amanda und gab ihm die Hand.
»Ach, dann sind Sie Brians Tochter? Ich kann nicht glauben, dass wir uns nie zuvor begegnet sind, obwohl ich Ihre Eltern schon so lange kenne. Allerdings waren Sie eine Zeit lang fort. Ich muss sagen, ich habe viele Lobeshymnen von Ihrem Vater über Sie gehört.«
»Ach ja?«
»O ja, er ist sehr stolz auf Sie. Vor allem weil Sie sich als Jahrgangsbeste nicht zu schade waren, nach Hause zu kommen, als er Sie am dringendsten brauchte. Der Tod Ihrer Mutter hat ihn schwer getroffen. Kommen Sie denn einigermaßen damit zurecht?«
»Ach, wissen Sie, wir haben alle unsere schwachen Momente. Kann ich Ihnen sonst irgendwie helfen?«, fragte sie, erfreut darüber, dass ihr Vater sie vor anderen so hochgelobt hatte.
»Nein, nein. Ich habe Brian noch in der Toreinfahrt erwischt, und er hat alle Papiere unterschrieben. Jetzt kann ich einen Gutachter beauftragen, um die Farm schätzen zu lassen. Danach können wir überlegen, ob wir die Anzeigen schalten. Wie ich Ihrem Vater bereits gesagt habe, dürfte Kyleena einen guten Preis erzielen aufgrund seiner Größe und der unmittelbaren Nähe zur Stadt. Gut, ich muss jetzt los, ich habe noch einen Termin. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Amanda. Tschüss.«
Amanda starrte ihn perplex an. »Warten Sie …«, begann sie, aber Malcolm hatte das Fenster bereits wieder geschlossen und fuhr langsam an. Amanda lief neben dem Wagen her und klopfte an die Scheibe. »Was meinen Sie damit? Kyleena ist nicht zu verkaufen!«, rief sie.
Malcolm ließ die Scheibe wieder herunter. »Wie bitte?«
»Wovon reden Sie? Soll Kyleena etwa verkauft werden? « Sie konnte selbst die Panik in ihrer Stimme hören.
Malcolm schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Amanda, das haben Sie falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass die Farm verkauft wird. Ich sehe, ich habe Ihnen einen Schreck eingejagt. Das tut mir leid. Brian meinte, er würde Sie informieren, aber wahrscheinlich hat er es vergessen. Wir möchten die Farm schätzen lassen, damit Brian und Sie Ihre Möglichkeiten abwägen können. Ihre Eltern hatten schon seit einigen Jahren mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Verkaufen wäre nur eine Lösung. Wir werden das gründlich besprechen, sobald das Gutachten vorliegt.«
»Das ist mir alles völlig neu! Was meinen Sie mit Schwierigkeiten?«
»Finanzieller Art. Unter uns gesagt, ich befürchte, dass Brian kein Interesse mehr an der Farm hat, seit Ihre Mutter gestorben ist.«
»Was?«, stieß Amanda hervor. Das war sicher nicht sein Ernst – ihr Vater liebte dieses Land. Sie liebte dieses Land.
»Vielleicht sollten Sie das mit Ihrem Vater besprechen. Ich werde mich bald wieder melden«, verabschiedete sich Malcolm mit mitfühlendem Blick.
Völlig schockiert stapfte Amanda zurück zum Gehege und ließ sich dagegensinken. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass die Farm hoch verschuldet war. Wie konnte das geschehen? Ihre Mutter hatte nie ein Wort darüber verloren. Und ihr Vater, nun, es war schon eine Weile her, dass Amanda ein richtiges Gespräch mit ihm geführt hatte.
Plötzlich ergab alles einen Sinn. Der schlechte Zustand der Zäune, das Unkraut, das die Feldwege überwucherte, und die Maschinen, die provisorisch instand gehalten wurden, statt sie zu reparieren. Was Amanda auf Kyleena beobachtete, war nicht über Nacht geschehen. Der Verfall war nicht in den sieben Monaten eingetreten, seit ihre Mutter tot war, sondern er hatte schon Jahre zuvor begonnen.
Amanda verbrachte den restlichen Tag mit den Vorbereitungen für die Schur. Sie hatte die Schafe auf das Gehege verteilt und markierte die Lämmer, die nicht gekennzeichnet waren. Das Blöken der Jungtiere, die zu ihren Müttern wollten, erfüllte die Luft. Normalerweise machte Amanda der Krach nichts aus, aber heute, da ihr der Kopf schwirrte, nervte es sie. Sie hatte große Angst davor, dass man ihr Kyleena wegnehmen könnte.
Während sie ihre Arbeiten
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