Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
gesagt habe.“
Natürlich unternahm er nichts. Er war eher schüchtern und schaffte es selten, einfach jemand ansprechen, den er anziehend fand, was d ie Kontaktaufnahme natürlich erschwerte. Trotzdem konnte er es nicht lassen, immer wieder hinüberzuschauen. Irgendwann verschwand Barth, um die Toilette aufzusuchen. Susanne beobachtete, wie der Bärtige die gleiche Richtung einschlug. Fünf Minuten später stand ihr Freund aufgeregt, aber strahlend neben ihr.
„Was ist los?“
„Er hat mir einen Bierdeckel gegeben.“
„Heißt das, du sollst seine Rechnung bezahlen?“
„Red doch keinen Quatsch. Hier.“ Er zog den Bierdeckel aus seiner Jackentasche.
Susanne nahm ihn und las.
Ruf mich an, wenn du magst.
Tel. 7389215
Guido
„Weißt du, was ich verrückt finde?“ sagte Barth. Immer, wenn ich mal in die einschlägigen Lokale gegangen bin, habe ich kaum jemanden kennen gelernt, und hier passiert mir dann so was. Welch schöner Abschluss für meinen Geburtstag.“
14
Windkerks Pudel hatte Durchfall. Eine braune Spur zog sich von der Küche durch die Diele bis hinein ins Wohnzimmer, wo das Tier offensichtlich ver sucht hatte, sich auf dem cremefarbenen Berberteppich die Rosette zu reinigen. Jetzt lag Rosa von Welmstetten hechelnd auf dem ledernen Dreisitzer, der dank seiner braunen Farbe die übel riechenden Ausscheidungen weniger kontrastreich ins Blickfeld rückte.
„Scheiße!“ Der Ausruf galt nur scheinbar dem corpus delicti. Vielmehr dachte Windkerk daran, dass die Putzfrau immer montags kam. Und Montag war gestern. Er könnte versuchen, sie zu erreichen, wenn er nur ihre Nummer hätte. Seine Frau hielt sich für einige Tage auf einer Schönheitsfarm in Ruhpolding auf, aber die wollte er auf keinen Fall anrufen. Sie würde ihn mit Vorwürfen überhäufen und behaupten, er habe dem armen Tier wieder etwas von seinem Fruchtjoghurt abgegeben. Was auch stimmte, und er auf keinen Fall hätte tun sollen, weil er ja sehr wohl um die Laktoseunverträglichkeit des Vierbeiners wusste. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern, was zur Konsequenz hatte, dass er der Besprechung am Mittag fernbleiben musste, was allerdings außer ihm selbst niemand bedauerte.
Prado, der ausnahmsweise vor Leng seinen Dienst antrat, war der erste, den Maria mit der frohen Botschaft beglückte. Dem Hauptkommissar, der eine Viertelstunde später eintraf, entlockte sie mit derselben Nachricht nur ein hämisches Grinsen, welches sie aber nicht weiter wunderte. Sie kannte wirklich niemanden, der jemals eine positive Äußerung über den Dezernatsleiter gemacht hatte.
„Wisst ihr, was ich heute Morgen erfahren habe?“ Prado rieb sich vor Vergnügen die Hände.
Maria und Leng schauten ihn in Erwartung sensationeller Enthüllungen hoffnungsvoll an.
„Da hat sich doch am Sonntagnachmittag so ein Schmierfink vor meiner Tochter entblößt. Vor ihr und ihrer Freundin.“
„Und was ist daran so lustig?“ fragte Maria unwirsch.
„Daran bestimmt nichts, aber du lässt mich ja nicht zu Ende erzählen.“
„Wo ist es denn passiert?“ wollte Leng wissen.
„Im Nippeser Tälchen.“
„Jetzt erzähl schon.“ Maria trat vor Ungeduld von einem Bein aufs andere. „Was war dann?“
„Nichts.“
„Wie meinst du das?“
„Meine Tochter hat eine Bemerkung gemacht.“
„Was denn für eine Bemerkung?“
Prados Grinsen wirkte irritierend. „Wenn ich euch das erzähle, lasst ihr mich sofort verhaften.“
„Jetzt spann uns nicht so auf die Folter“, drängte Leng.
„Sie hat zu dem Kerl gesagt, dass der Dödel ihres Vaters aber besser aussähe.“
„Das hat sie nicht wirklich gesagt?“ Maria glaubte zuerst, wieder einmal einem von Prados Witzen aufgesessen zu sein, aber er meinte es ernst.
„Und wie hat der Typ reagiert?“
„Er hat seine Ostersachen wieder eingepackt, seine Jacke ganz schnell geschlossen und sich aus dem Staub gemacht.“
„Da bin ich aber froh“, sagte Maria erleichtert. Meistens sind Exhibitionisten ja nicht aggressiv, aber man kann nie wissen. In jedem Fall ist es eine Sauerei, sich vor Kindern öffentlich zu entblößen.“
„Habt ihr mit Lena ein Training absolviert, falls sie auf so einen treffen sollte?“ Lengs Frage kam nicht von ungefähr. Normalerweise reagierten Kinder bestürzt auf eine solche Begegnung, bestenfalls mit einem unsicheren Kichern, aber niemals so gelassen und konfrontativ.
„Haben wir“, antwortete Prado. “Susanne
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