Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
da. Zumindest öffnete Stefanie Burghausen nicht.“
„Sie könnte aber dennoch da gewesen sein“, sagte Leng.
„Wohl eher nicht. Die Wohnungen sind mit Parkettböden ausgelegt, die zwar alle eine Trittschalldämmung haben, aber das Holz leitet trotzdem Geräusche weiter.“
„Und sie hat aus der Wohnung über ihr keine Geräusche mehr gehört?“
Marion Walz nickte. „Das ist richtig.“
„Sie könnte doch früh zu Bett gegangen sein?“
„Das tat sie laut Aussage der Nachbarin aber nie. Die war dann sogar ein wenig beunruhigt, weil Stefanie Burghausen ihr erzählt hatte, sie werde sich etwas kochen und danach einen gemütlichen Abend machen. Die Überlegung, ihr könnte etwas zugestoßen sein, schien deshalb so abwegig nicht. Deshalb schaute die Nachbarin schließlich aus dem Fenster und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass das Auto der Burghausen nicht auf dem Stellplatz stand. Als der Bekannte dann gegen Mitternacht ging, war der Stellplatz immer noch leer.“
„Also hat sie uns angelogen“, entfuhr es Prado.
„Daraus sollten wir aber keine voreiligen Schlüsse ziehen“, riet Leng, „die haben sich auch bei ihrer Mutter als haltlos erwiesen. War sie denn am Sonntagabend in ihrer Wohnung?“
„Die Nachbarin ist erst um kurz vor 23.00 Uhr nach Hause gekommen. Da war Stefanie Burghausen da.“
Zu guter Letzt ergriff Kommissar Joachim Breidenbach das Wort. Er hatte verschiedene Nachbarn der Burghausens befragt. Zwei davon schlugen ihm die Tür direkt vor der Nase zu und gaben ihm zu verstehen, niemanden zu unterstützen, der im Dreck wühle, nur um den dann über unbescholtene Bürger auszuschütten. Ein paar waren aber bereit auszusagen, mit dem Ergebnis einer genauen Übereinstimmung in einigen Punkten. „Nach allem, was ich zu hören bekam, hat es mich doch einigermaßen überrascht, dass Vater und Tochter noch unter einem Dach wohnten. Streit gab es häufiger in den letzten zehn Jahren: zwischen dem Ermordeten und seiner Frau, zwischen ihm und seiner Tochter, auch zwischen Mutter und Tochter. In den vergangenen Monaten hatte er allerdings an Heftigkeit zugenommen und beschränkte sich ausschließlich auf Vater und Tochter. Die Nachbarn konnten mir nicht sagen, worum es bei den Auseinandersetzungen ging, denn jedes Mal, bevor sie richtig eskalierten, verschwanden die Kontrahenten im Haus, wenn sie zuvor im Garten gewesen waren oder schlossen die Fenster, wenn der Streit irgendwo in der Villa begonnen hatte.“
„Und die Nachbarn haben nie irgendetwas aufgeschnappt?“ fragte Leng erstaunt. „Das ist im Laufe von Jahren kaum zu glauben.“
„Eine Nachbarin meinte sich zu erinnern, dass es um Ver-nachlässigung ging. Stefanie Burghausen hatte sich wiederholt bei ihrem Vater darüber beschwert, dass er sich um sie als Kind nicht genug gekümmert hätte.
Ich habe anschließend Klara Burghausen aufgesucht, die am Nachmittag drei ihrer Freundinnen zum Kaffee eingeladen hatte und anschließend bis ungefähr um 21.00 Uhr Bridge spielte.“
„Sie hat Bridge gespielt, obwohl ihr Mann noch nicht einmal unter der Erde ist?“ ereiferte sich Prado.
Leng konnte die Aufregung nicht verstehen. Sollte die arme Frau sich lieber in ihren Schmerz vergraben oder Kummer vortäuschen, den sie vielleicht gar nicht empfand?
Auch Breidenbach war über den Ausbruch des Kommissars verwundert. „Sie sei äußerst nervös und mit der Situation völlig überfordert, erklärte sie mir, weshalb sie ihre Freundinnen als Stütze brauche und ein wenig Entspannung im Spiel suche.“
„Also gut.“ Leng stellte sich an das Flipchart und fertigte ein neues Schaubild an.
Mord Burghausen
Mord Seamus
Fr. 1.00 – 2.00 Uhr
So. 18.00– 20.00 Uhr
Stef. Burghausen
noch zu überprüfen
noch zu überprüfen
Klara Burghausen
Alibi
Alibi
Dr. Irene Eitel
Alibi
noch zu überprüfen
Dr. Bernd Riegert
Alibi
noch zu überprüfen
Sylvie Bertold
Alibi
Alibi
„Wenden wir uns den fünf Personen zu, die hier in der Tabelle stehen. Zwei haben für beide Tatzeiten ein Alibi, Sylvie Bertold und Klara Burghausen. Wir können sie zunächst einmal vernachlässigen. Zwei weitere haben für den ersten Mord ein Alibi, für den zweiten gilt das noch zu überprüfen. Stefanie Burghausen ist die einzige, die uns für beide Tat-zeiten einen Abwesenheitsnachweis zu erbringen hat. Solange das nicht geschehen ist, fallen auf sie die stärksten Verdachtsmomente. Wir dürfen aber auch nicht die Möglichkeit von zwei Tätern ausschließen;
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