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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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Alexander Seamus einige Tische von mir entfernt. Ich glaube nicht, dass er mich gesehen hat, sonst hätte er bestimmt gegrüßt. Außerdem unterhielt er sich sehr intensiv.“
    „Was meinst du mit intensiv?“ wollte Prado wissen.
    „Na ja, er gestikulierte die ganze Zeit herum. Wenn er an meinem Tisch gewesen wäre, hätte mich das ganz schön nervös gemacht.“
    „Also saß er dort nicht allein?“ Lengs Frage klang eher wie eine Feststellung.
    „Natürlich nicht. Ich kann dir aber nicht sagen, wer die andere Person war. In jedem Fall aber eine Frau.“
    „Wieso bist du da so sicher?“
    „Die Kleidung, die Bewegungen. Einmal konnte ich über all die Tische hinweg sogar ihre Stimme hören, und die klang äußerst gereizt.“
    „Meinst du, sie haben sich gestritten?“
    „Genau so wirkte es auf mich.“
    „Woher kennst du Seamus überhaupt?“ Leng konnte sich zwar denken, woher er ihn kannte, aber er wollte Barth Gelegenheit geben, etwas von sich zu erzählen.
    Der zögerte zunächst. „Ich…ich habe ihn vor vier Jahren in einer Bar in der Altstadt kennen gelernt. Danach waren wir zwei Monate zusammen. Von mir aus hätte sich daraus eine stabile Beziehung entwickeln können, denn ich habe ihn wirklich gemocht. Selten trifft man jemanden, der warmherzig, klug und an seiner Umwelt interessiert ist. Ich schätze Menschen nicht, bei denen sich alles nur um sie selber dreht, die nichts außerhalb ihres kleinen Mikrokosmos wahrnehmen.“
    „Und was ist schief gelaufen?“
    „Wenn ich das nur wüsste. Anfangs glaubte ich tatsächlich, es hätte mit dem Altersunterschied zu tun“, sagte Barth lächelnd, aber Alexander orientierte sich nie an irgendwelchen äußeren Formen. Ihn interessierte es nicht, was andere über seine Art zu leben dachten, wenn es ihn nur glücklich machte. Ich begriff sehr spät, dass ich nie eine Chance gehabt hatte, dass nie jemand eine Chance bei ihm haben würde.“
    „Wegen Sven?“ fragte Leng.
    „Du kennst die Geschichte?“ Barth wirkte erstaunt.
    „Wir versuchen, zwei Mordfälle aufzuklären. Da erfahren wir so manches.“
    „Er hat uns von seinem Freund erzählt, als wir ihn verhört haben“, erklärte ihm Prado.
    „Wieso verhört? Gab es denn Verdachtsmomente gegen ihn?“
    Ohne auf die Frage einzugehen, sagte Leng: „Also streng genommen war es eher eine Befragung. Das ist das übliche Vorgehen, in das alle mit einbezogen werden, die einen Toten zuletzt gesehen haben oder von denen wir uns Hinweise erhoffen.“
    „Verstehe. Aber um an deine Frage anzuknüpfen: Es war tatsächlich wegen dieses Jugendfreundes, den er geradezu zu vergöttern schien. Er folgte uns wie ein Schatten überall hin. Keiner hätte gegen ihn bestehen können. Alexander gelang es einfach nicht, die Vergangenheit abzuschütteln, vielleicht weil er sich schuldig fühlte an seinem Tod.“
    „Was ist gestern Mittag weiter passiert?“ Leng hoffte, doch noch etwas über Seamus Begleitung in Erfahrung zu bringen.
    „Irgendwann sind die beiden gegangen.“
    „Gemeinsam?“
    Barth bestätigte dies mit einem Kopfnicken. „Möglicherweise haben sie sich vor dem Lokal sofort getrennt, aber verlassen haben sie es gemeinsam. Fragt doch einfach die Bedienung. Sie heißt Samira. Sie wird sich an die Frau erinnern und sie genau beschreiben können. Vielleicht kennt sie sie sogar.“
    „Was meinst du?“ fragte Prado den Hauptkommissar, als sie wieder alleine waren.
    „Ich habe da so eine Ahnung“, antwortete er kryptisch.
    „Siehst du den Typ am Ende der Theke?
    Susanne war in den letzten fünf Minuten aufgefallen, wie nervös Barth sich auf einmal verh ielt. Jetzt hatte er ihr ganz offensichtlich die Erklärung dafür geliefert.
    „Welchen meinst du denn?“
    „Den mit dem dunklen Haar und der Halbglatze. Äußerst anziehend.“
    „Wer? Die Halbglatze?“
    „Der Typ natürlich.“
    „Vergiss es“, riet sie ihm. „Der ist meines Wissens verheiratet und hat eine fünfjährige Tochter. Verrenn e dich nicht in irgendetwas.“
    „Aber warum schaut er dann die ganze Zeit herüber?“
    „Tut er das?“ Wenn die Frage spöttisch klang, so nicht etwa, weil Susanne ihrem besten Freund etwas missgönnte; sie wollte ihn nur vor einem Abenteuer warnen, das außer emotionalen Blessuren keine erinnerungswürdigen Eindrücke hinterließ.
    „Ich bild mir das doch nicht ein“, protestierte Barth.
    Susanne hob die Schultern hoch und verzog die Mundwinkel. „Mach, was du willst, aber denke an das, was ich

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