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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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hinauswollte.
    »Es war nie wirklich einfach mit ihm, oder?« Er lächelte gönnerhaft. »Ich meine menschlich betrachtet, nicht beruflich. In der Arbeit gab es nie Probleme, er ist einer meiner besten Mitarbeiter. Erst letzten Samstag, als wir das neue SAP-Release ...«
    »Was genau wollen Sie?« Ich legte mein Besteck nieder und blickte auf die Wanduhr über dem Kantineneingang.
    Schockke atmete geräuschvoll ein. »Konrad hat sich seit Weihnachten ein wenig verändert.«
    Ein wenig verändert! Dem großen EDV-Chef war Konrads Hundertachtzig-Grad-Wendung also auch aufgefallen. »Sein Büro ist aufgeräumt«, kommentierte ich. »Das ist doch schön.«
    Schockke schmunzelte bitter. »Nicht nur das, er hat sich zu einem peniblen Fanatiker entwickelt. Den ganzen Tag sortiert er sein Büromaterial von einer Ecke des Schreibtisches zur anderen, während die Arbeit liegen bleibt.«
    Tun das nicht alle in der EDV? , dachte ich.
    »Wenn sich das nicht bald ändert, muss ich etwas unternehmen …« Er ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.
    Konrad, das hast du fein hingebogen! Ich wischte mir den Mund mit der Serviette ab. »Sie wollen, dass ich mit ihm rede?«
    »Danke, das wäre zumindest ein Anfang, und …«
    »Gut«, unterbrach ich ihn. Damit war das Gespräch für mich beendet. Ich sah auf die Uhr. »Sie entschuldigen mich bitte.« Ich stand auf und trug das Tablett zum Geschirrwagen. Hörte es denn nie auf? Wie lange sollte ich noch Konrads Amme spielen, die sich um jeden Mist kümmerte, den der Knabe ausfraß? Ich fühlte mich in meine Schulzeit zurückversetzt, in der mich der Klassenvorstand bat, ein Auge auf Konrad zu werfen. Wurde der Kerl denn nie erwachsen? Ich rammte das Tablett in den Geschirrwagen, atmete tief durch und ging in mein Büro. Den gesamten Nachmittag dachte ich an Konrad und seine verfluchten Büroklammern.
    * * *
    Am Samstagnachmittag stand ich in der Hauseinfahrt eines Altbaus in der Pensongasse und schirmte mit dem Arm den Wind ab, der mir wie Eispickel ins Gesicht schnitt. Mit der Schulter schob ich die schwere Eingangstür auf. Der Hof war mit alten Drahteseln und zerlegten Kinderwägen vollgestellt. Einzelne Räder kullerten herum. Wie Konrad gesagt hatte, gab es im Treppenhaus keinen Lift. An den Briefkästen erkannte ich, dass er im fünften Stock wohnte. Trotz der Kälte waren die Fenster gekippt. Beim Stiegensteigen über die schmale Wendeltreppe zum Dachgeschoss wurde mein Atem sichtbar. Im Gang roch es nach Kalk. Regenwasser löste den Verputz von den Wänden, sodass an manchen Stellen faustgroße Stellen aus der Wand gebrochen waren, in denen die elektrischen Kabel frei lagen. Kein Wunder, dass in dem Haus ständig der Strom ausfiel. Vor Konrads Wohnungstür machte ich Halt, schob mit den Schuhen die Postwurfsendungen beiseite und trat auf dem Fußabstreifer unruhig von einem Bein aufs andere. Dutzende Werbung, nein danke!- Aufkleber hafteten auf dem Türstock, der Eingangstür und dem Mauerverputz. Unentschlossen ließ ich den Blick umherirren, wobei ich das handgeschriebene Schild bemerkte, welches mit Klebeband unter der Türglocke befestigt war: Konrad B . Der Rest des Nachnamens war zur Unleserlichkeit verblasst. Vielleicht hatte er auch nie dort gestanden; verdrängt, als Folge jahrelanger Verspottung.
    Ich drückte den Knopf der Glocke, hörte jedoch nichts. Offensichtlich war sie kaputt, wie so manch anderes in diesem Wohnhaus. Ich klopfte an die Tür, drückte die Klinke nieder, nur um mich zu vergewissern, dass er nicht zu Hause war, damit ich ruhigen Gewissens heimfahren konnte. Doch die Tür schwang nach innen auf. Wie festgefroren stand ich da, hielt den Atem an und glotzte durch den Türspalt. Zögernd trat ich ein. Zuerst fiel mir die muffige Luft auf, als betrete man ein Schlafzimmer, in dem seit Tagen kein Fenster geöffnet worden war. Der Vorraum lag im Dunkeln, die Tür zur Küche stand offen. Bis auf eine mit Besteck und Tellern angefüllte Spüle und aufgerissenen Packungen, die wahllos herumlagen, war sie leer, genauso wie die Badenische dahinter. Der Raum gehörte dringend gelüftet. Zu meiner Linken sah ich durch einen Rundbogen in das kombinierte Wohn- und Schlafzimmer. Mir stockte der Atem. Über einen Tisch vornüber gebeugt saß Konrad. Nervös fingerte er vor seiner Nase herum, ohne mich zu bemerken. Als ich näher trat, erkannte ich, dass über dem Tisch eine gewaltige Spanholzplatte lag, mit einem Ausmaß von eineinhalb mal zwei Metern. Vorsichtig

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