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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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angebrochene Puzzlereihe. »Nichts ist unmöglich. Stimmt’s meine Kleine?«
    »Was hast du eben gesagt?« Mir stockte der Atem.
    Tack, tack.
    »Keine Angst, ich werde dich schon wieder zusammenb-b-bauen.«
    Tack, tack.
    »Wir beide sind ein Paar.«
    Tack, tack.
    »Ich lasse dich n-n-nicht im Stich.«
    Tack, tack.
    »Vertrau mir, meine Kleine.«
    Tack, tack.
    Während er vor sich hinmurmelte, arbeitete er mit einer monotonen Gleichmäßigkeit. Ich ließ ihn zurück, stolperte rücklings durch den Korridor, rannte aus der Wohnung und hetzte das Treppenhaus hinunter. Auf der Straße stützte ich mich keuchend auf die Knie. Mich würgte, aber ich schluckte den ekelhaften Geschmack hinunter. Mit zitternden Beinen stieg ich in den Wagen und fuhr davon, kreuz und quer durch die Stadt, machte zuerst in einem Kaffeehaus Halt und später in einem Bierlokal. Falls Konrad etwas zustoßen sollte, könnte ich mir das nie verzeihen. Möglicherweise verlor er soeben den Verstand. Sollte ich die Polizei zu Hilfe holen? Einen Arzt oder Psychiater? Oder etwa Kathi, seine Exfrau aus dem Burgenland? Sie würde mir nicht glauben. Niemand würde mir helfen können, doch Konrad brauchte Hilfe. Ich telefonierte mit Clara, doch sie wollte keine neuen Geschichten über Konrad hören. In ihren Augen war er ein Verrückter, und wieder einmal redete sie auf mich ein, mich nicht länger mit ihm zu treffen.
    Zu Hause lag ich die halbe Nacht wach. Ich hatte höllische Kopfschmerzen, die sich durch meine linke Schädelhälfte fraßen. Um vier Uhr morgens kroch ich schließlich aus dem Bett, taumelte zum Telefon und wählte Konrads Nummer. Kein Anschluss unter dieser Nummer. Natürlich! Der Mistkerl hatte das Telefonkabel noch immer nicht eingesteckt. Ich knallte den Hörer auf, schlüpfte in Hemd, Hose und Pullover und warf mir eine Winterjacke über. Mir war eine Idee gekommen. Noch in dieser Nacht würde ich das Drama beenden.
    Mit dem Auto raste ich zu seiner Wohnung. Um diese Zeit war ich noch nie durch Wien gefahren. Die matt schimmernde Straßenbeleuchtung wurde vom Schnee reflektiert, der sich an den Randsteinen angehäuft hatte. Erst in einigen Stunden würde der Horizont silbern zu leuchten beginnen und den Himmel in ein merkwürdiges Blau tauchen. Im Moment lag eine befremdende Stille über der Stadt. Nur wenige Sattelschlepper holperten in den Seitenstraßen über das Kopfsteinpflaster, sonst waren die Gassen leer.
    Ich parkte den Wagen unmittelbar vor der Hauseinfahrt und betrat den Altbau. Die Beleuchtung des Treppenhauses war defekt. Im Dunkel tastete ich mich die Stufen hinauf. Konrads Tür stand noch genauso weit geöffnet, wie ich sie bei meiner Flucht zurückgelassen hatte. In der Wohnung war es stockdunkel. Ich hielt den Atem an und lauschte. Nichts! Konrad schien zu schlafen. Ich trat ein, tastete mit den Fingern an der Wand entlang und schlich in der Finsternis zum Wohnzimmer. Da stieß ich mit dem Fuß die beiden Papiertüten um, die ich in den Gang gestellt hatte. Scheiße! Dieser Idiot hatte sie nicht einmal weggeräumt! Eine Dose fiel aus der Tüte und kullerte über den Boden, bis sie an die Wand stieß. Der Lärm ließ mich in der Bewegung erstarren. Ich hielt den Atem an. Hoffentlich wachte er nicht auf. Ich wartete. Es blieb still. Langsam atmete ich aus. Danach stieg ich über die Tüten, tapste auf Zehenspitzen in das Wohnzimmer. Im Mondschein, der durch die Jalousie fiel, schimmerten achtzehntausend Puzzlesteine fein säuberlich zerteilt auf der Spanholzplatte. Ich tastete auf der Couch nach dem Karton, bekam ihn zu fassen, führte ihn an den Rand des Tisches und ließ die Steine in die Schachtel purzeln. Klappernd fielen sie in den Karton. Ich machte eine Pause, um zu lauschen. Vorsichtig schob ich die nächsten Teile hinein. Ich hätte ihm das verdammte Puzzle nie schenken dürfen. Aber in wenigen Augenblicken würde der Wahnsinn ein Ende gefunden haben, wenn alle Steine im Ofen meines Wohnzimmers verbrannten. Dann wäre Konrad erlöst. Vielleicht käme er wieder in die Firma, um die Daten der AS400 zu sichern und die Zugriffsberechtigung in den Stammdaten zu erfassen.
    Als ich mit der Handfläche ein letztes Mal über die Holzplatte wischte, hatte ich sämtliche Teile im Karton gesammelt. Die Schachtel wog schwer. Ich legte den Deckel darauf und schlich aus dem Wohnzimmer. Nur noch den Korridor entlang bis zur Tür, aus der Wohnung hinaus und durch das Treppenhaus, dann würde Konrad von seinem Wahnsinn befreit

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