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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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...«
    »Ich beschuldige niemanden, Sir«, sagte Hayden ruhig, »sondern nenne die Fakten. Das Boot kam nicht wie vereinbart. Ich weiß auch nicht, warum.«
    »Das Boot wartete am südlichen Ende des Küstenstreifens unterhalb von Crozon. So war es vereinbart!«, donnerte Hart. »Und das wird niemand bestreiten. Childers kann Ihnen das bestätigen.«
    »Das Boot sollte uns vom nördlichen Zipfel des Strands abholen, Sir. So lautete unsere Vereinbarung.«
    »Sie irren sich!«, rief Hart. »Sehr sogar. Stimmt das nicht, Landry? Haben Sie nicht auch gehört, dass ich Mr Hayden sagte, das Boot warte an der südlichsten Spitze des Strands?«
    »Das ist wahr, Sir«, bestätigte Landry, schaute jedoch niemandem in die Augen. »Ich habe es genau gehört, Sir.«
    »Sie waren nicht mal zugegen«, sagte Hayden voller Verachtung.
    »Nein, Sir, aber ich kam zufällig an der Tür der Kajüte vorbei, als der Kommandant seine Befehle gab. Als ich merkte, dass Sie bei ihm waren, zog ich mich zurück, da ich später noch mit Kapitän Hart sprechen wollte.«
    Hawthorne gab ein Schnauben von sich und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Haben Sie etwas zu sagen, Mr Hawthorne?«, forschte Hart nach.
    »Ja, Sir. Mr Landry war an Deck und kümmerte sich um einen kleinen Schaden an einem der Beiboote, die die Prise aufgebracht hatten. Er verließ das Deck erst, nachdem Mr Hayden mit Ihnen gesprochen hatte. Das habe ich selbst gesehen. Einige andere können das auch bezeugen.«
    Harts Gesicht war rot angelaufen. Hayden befürchtete schon, der Kommandant würde den Leutnant der Seesoldaten mit der bloßen Faust schlagen. »Wollen Sie Mr Landry einen Lügner schimpfen, Sir? Bestimmt irren Sie sich.«
    »Nein, ich irre mich nicht, Sir. Mr Franks und sein Maat waren zu jener Zeit bei Mr Landry. Sie können die beiden fragen.«
    »Ich habe es nicht nötig, sie zu befragen«, grollte Hart. »Ich weiß, was ich gesagt habe, Sir! Mr Hayden hat mich falsch verstanden und hat infolgedessen das Leben seiner Schiffsgenossen aufs Spiel gesetzt. Und jetzt machen Sie sich alle an die Arbeit. Ich lasse mir Ihre Fragen nicht länger gefallen!« Hart machte auf dem Absatz kehrt und ging unter Deck. Hayden hörte, wie er mit sich selbst sprach.
    Landry versuchte, sich möglichst unauffällig zu entfernen.
    »Wollen Sie sich davonmachen, Landry?«, fragte Hawthorne kaum hörbar für die anderen. »Immer wenn ich denke, dass Sie nicht mehr tiefer sinken können, verblüffen Sie mich mit Ihrer Feigheit aufs Neue.«
    Da der Zweite Leutnant nicht recht wusste, wie er sich aus der Affäre ziehen sollte, und obendrein zu feige war, es mit Hawthorne aufzunehmen, stahl er sich davon. Hayden, Wickham und der Leutnant der Seesoldaten begaben sich daraufhin unter Deck, um sich zu waschen und die Uniformen anzuziehen.
    Kurz darauf kam Barthe herein, schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander. »Das ist eine Frechheit«, zischte er, »wie der Mann Sie behandelt, Sir. Erst setzt er Sie am Strand aus, und als Sie es dann wagen, nicht in die Hände des Feindes zu fallen und als Spione hingerichtet zu werden, greift er Sie in Ihrer Würde an und bezichtigt Sie beinahe der Aufsässigkeit.« Barthe sank auf einen Stuhl und hob hilflos die Hände.
    »Mr Barthe«, wandte Hayden sich an den Master, »ich möchte Sie daran erinnern, etwas vorsichtiger zu sein.«
    »Ein guter Rat, ich weiß«, erwiderte der Master, »und ich sollte mich daran halten, wenn ich nicht so außer mir ...«
    In diesem Moment platzte Wickham herein, ohne anzuklopfen. Er war blass, und obwohl er den Mund öffnete, um zu sprechen, bekam er kein Wort heraus.
    »Lord Arthur«, sagte Hayden besorgt. »Was ist geschehen?«
    Wickham rang um Selbstbeherrschung und brachte schließlich hervor: »Er hat Aldrich auspeitschen lassen, während wir an Land waren, Sir.«
    »Aldrich? Weswegen?«
    »Weil er Mr Paines Pamphlet hatte«, warf Barthe ein, »und weil er innerhalb der Mannschaft für Unruhe sorgte.«
    Hayden ließ sich schwer auf den Stuhl fallen. »Aber was für Beweise hatte er? Die Pamphlete habe ich in meiner Truhe.«
    »Hart hatte überhaupt keinen Beweis«, sagte Barthe, »aber er befragte Aldrich. Und der gab zu, die Pamphlete besessen zu haben.«
    Hayden schüttelte verständnislos den Kopf. »Hat Aldrich denn keinen Verstand?«
    »Er ist ein ehrlicher Mann, der arme Narr. Zwei Dutzend Hiebe hat er dafür einstecken müssen. Der beste Vollmatrose an Bord. Der Doktor hat sich seiner angenommen,

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