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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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und die Seesoldaten, dafür zu sorgen, dass die Geschützmannschaften auf ihren Positionen blieben. Später sagte mir der Leutnant der Seesoldaten, Mr Hawthorne, es habe sich vielleicht doch nur um eine Geschützmannschaft gehandelt, die untereinander zerstritten war. Es kam zu Rangeleien und gegenseitigen Beschimpfungen.«
    »Und was wurde daraus? Was unternahm Kapitän Hart? Wurden diese Unruhestifter bestraft?«
    »Männer wurden ausgepeitscht, Sir, aber ich war zu diesem Zeitpunkt nicht an Bord, da ich die Prise befehligte.«
    »Sie haben Erfolge vorzuweisen, wenn Sie nicht an Bord waren, Mr Hayden«, stellte Bainsbridge fest. »Aber als sich die Vorfälle ereigneten, die Sie uns eben beschrieben haben, stand die Themis unter Ihrem Kommando.«
    »Nein, Sir. Das Kommando hatte Kapitän Hart. Ich tat lediglich meine Pflicht als Erster Leutnant.«
    »Sie machen hier, glaube ich, einen feinen Unterschied. Kapitän Hart war krank, und Sie hatten das Kommando über das Schiff, wenn auch nicht dem Titel nach.« Bainsbridge wandte sich an Duncan. »Ich hätte im Augenblick dann keine weiteren Fragen an diesen Mann.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. »Wenn es dann keine Fragen mehr gibt«, sagte schließlich Admiral Duncan, »dann kann Mr Hayden den Zeugenstand verlassen.«
    Niemand erhob Einspruch.
    »Danke, Mr Hayden. Sie dürfen dann wieder Platz nehmen.«
    Der Rechtsoffizier schaute von seinen Unterlagen auf. »Soll ich Mr Haydens Namen in die Liste der Offiziere aufnehmen, gegen die aufgrund des Verlusts der HMS Themis verhandelt wird?«
    Den Admiral traf diese Frage unvorbereitet. Für einen Moment wirkte er verdutzt.
    »Natürlich gehört er zu den Männern, gegen die hier verhandelt wird«, sagte Bainsbridge mit Überzeugung. »Der Mann hatte für fast drei Monate das Kommando inne, bevor die Meuterei ausbrach, und war nur zufällig nicht an Bord, als sich die Mannschaft gegen ihre Offiziere erhob. Die Gerechtigkeit verlangt, dass er für diese Ereignisse seinen Teil der Verantwortung übernimmt.«
    »Es ist, denke ich, noch nicht vorgekommen, dass gegen einen Mann verhandelt wird, der zum Zeitpunkt einer Meuterei nicht an Bord war«, betonte Gardner und wandte sich gegen Bainsbridge. »Wir würden hier zweifelsohne einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Soll jetzt fortan die Verantwortung für Vorfälle auf Leute abgewälzt werden, die selbst nicht unmittelbar beteiligt waren? Aus Leutnant Haydens Bericht geht deutlich hervor, dass es Unzufriedenheit an Bord der Themis gab, ehe er seinen Posten antrat. Ein Toter und ein halb zu Tode geprügelter Mann sprechen wahrlich nicht für Harmonie an Bord, wie jeder zugeben wird.«
    Das löste eine hitzige Debatte aus, aber schließlich erhob Admiral Duncan die Stimme und sorgte wieder für Ordnung in der Kabine. »Ich empfehle Folgendes: Wir nehmen Leutnant Hayden in die Liste der Männer auf, gegen die verhandelt wird. Aber unter Berücksichtigung, dass eine solche Entscheidung nicht leichtfertig getroffen werden darf, wie Kapitän Gardner richtig anmerkte. Sollte sich im weiteren Verlauf der Verhandlung herausstellen, dass auch Leutnant Hayden verantwortlich war für die Unzufriedenheit innerhalb der Mannschaft der Themis, sehe ich mich gezwungen, Mr Hayden zu bitten, bei den Offizieren auf der Anklagebank Platz zu nehmen.« Duncan nickte in Richtung des Rechtsoffiziers. »Fahren wir fort, Mr Sheridan.«
    Hayden durfte sich vorerst wieder zwischen Wickham und Muhlhauser setzen. Es kam zu einer kleinen Pause in der Verhandlung. Mr Muhlhauser beugte sich vor und flüsterte: »Gut gesprochen, Mr Hayden.«
    Dann wurde Landry aufgerufen. Der kleine Leutnant trat vor und hielt seinen Bericht der Meuterei mit zittriger Hand.
    »Herr Vorsitzender, werte Herren«, begann er, wobei seine Stimme so zittrig war wie seine Hand. »Am Abend des 6. Oktobers schlief ich in meiner Kabine, als Midshipman Hobson in die Offiziersmesse rannte und rief, die Mannschaft befinde sich in einem Zustand der Meuterei. Ich sprang aus meiner Koje und stolperte aus der Kabine, um Hobson zu befragen, als ich den Schuss aus einer Muskete hörte, gefolgt von einem zweiten. Mr Hawthorne, der Leutnant der Seesoldaten, wachte etwa zur selben Zeit auf und eilte mit einer Pistole und einem Entermesser in die Offiziersmesse. Dann kamen die Midshipmen in die Messe, worauf ich allen auftrug, die Kabinen sämtlicher Offiziere nach weiteren Waffen zu durchsuchen. In der Kabine des Dritten Leutnants Archer

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