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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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fanden sich noch zwei Pistolen, und ein bewaffneter Seesoldat stieß noch zu uns. Kurz darauf wurden wir von den Meuterern angegriffen, die mit Musketen auf uns feuerten. Wir stapelten die Möbelstücke und andere Gegenstände vor der Tür zur Messe und vor dem Schott auf, das nur aus einer dünnen Holzwand bestand. Schnell schlugen wir Löcher in die Wand und erwiderten das Feuer so lange, wie unser Pulver reichte. Schließlich gelang es aber den Meuterern, die uns zahlenmäßig überlegen waren, in die Offiziersmesse vorzudringen. Wir setzten uns mit Entermessern und abgebrochenen Stuhlbeinen zur Wehr, wurden aber bald überwältigt. Viele von uns wurden verwundet, zwei starben, darunter Midshipman Albert Williams und Davidson, der Korporal der Seesoldaten. Daraufhin wurden wir mit Schlägen und Tritten malträtiert, ehe man uns an Deck schaffte. Viele Besatzungsmitglieder hatten sich auf die Gangways legen müssen und litten ebenfalls unter den Misshandlungen der Meuterer, die noch ganz im Rausch des Überfalls waren. Nun rächten sich die Meuterer an uns, da wir uns ihnen widersetzt und einige ihrer Kameraden getötet hatten. Schließlich waren sich die Aufständischen nicht einig, was sie nach der Übernahme des Schiffes mit uns machen sollten. Während die Männer untereinander stritten, schleiften Bill Stuckey und einige andere den Kapitän an Deck, banden ihn an eine Gräting und peitschten ihn erbarmungslos aus. Auch mich packten sie dann und wollten mich misshandeln, als der Vollmatrose Peter Aldrich an Deck kam und die Meuterer aufforderte, mit den Auspeitschungen aufzuhören. Später wurden wir in die Boote gesetzt und unserem Schicksal überlassen.«
    Landry schaute von dem Bericht auf und starrte die Kapitäne mit einem Blick an, der an einen geprügelten Hund erinnerte.
    »Mr Landry«, begann Bainsbridge, »waren Sie mit dem Einsatz aller Männer in der Offiziersmesse zufrieden? Keiner wich vor den Meuterern zurück?«
    »Im Gegenteil, Sir. Alle kämpften sehr mutig und ausdauernd. Wir töteten etliche der Meuterer und hätten, denke ich, auch die Offiziersmesse gehalten, wenn uns nicht das Pulver ausgegangen wäre. Williams und Hobson erwiesen sich als besonders tapfer, wie auch Korporal Davidson.«
    »Können Sie uns genau sagen, wer alles mit Ihnen in der Messe kämpfte?«
    »Mr Barthe, der Master, Davidson, Doktor Griffiths und die Midshipmen Hobson, Madison und Albert Williams, der sein Leben ließ. Oh, und Mr Muhlhauser, unser Gast vom Waffenamt.«
    »Also waren Sie insgesamt zu acht?«
    »Ja, Sir.«
    Gardner schien an solchen Details nicht interessiert zu sein und fragte stattdessen: »Sie haben ausgesagt, der Vollmatrose Aldrich sei an Deck gekommen und habe den anderen befohlen, mit den Auspeitschungen aufzuhören. Können Sie sich noch erinnern, was er genau gesagt hat?«
    »Nicht genau, Sir. Ich glaube, er sagte, es dürfe keiner mehr an Bord ausgepeitscht werden, schon gar nicht um seinetwillen.«
    »Aber hat er den anderen befohlen, damit aufzuhören, oder war es nur sein Wunsch?«, hakte Gardner nach.
    Landry war unbehaglich zumute und warf einen Blick auf Sir Hubert, der mit versteinerter Miene lauschte. »Ich denke, es war halb Befehl und halb Wunsch, Sir.«
    »Könnte man sagen, dass er die anderen beschwor, damit aufzuhören?«
    »Ja, Sir, ich würde sagen, ›beschwören‹ trifft es sehr gut.«
    »Und dann brach er zusammen. Ist das korrekt?«
    »Ja, Sir.«
    »Waren Sie der Ansicht, Aldrich sei einer der Rädelsführer der Meuterei oder überhaupt an der Meuterei beteiligt? Und wenn ja, wie kamen Sie zu dieser Ansicht?«
    »Ich denke, ich war der Ansicht, weil Bill Stuckey nicht zuließ, dass Aldrich mit ins Boot ging. Als die Midshipmen ihn nämlich baten, er möge auch Aldrich zu uns lassen, erwiderte Stuckey, Aldrich sei einer von ihnen.«
    »Aber Aldrich wurde selbst nie gefragt, ob er mit in die Boote wolle?«
    »Meines Wissens nicht, Sir.«
    »Dann lässt sich also unmöglich feststellen, wie er geantwortet hätte, nicht wahr?«
    »Das stimmt, Sir.«
    Admiral Duncan, der bis dahin geschwiegen hatte, schaute nun von seinen Händen auf. »Sagen Sie uns doch bitte, Mr Landry, welchen Part Sie bei der Verteidigung der Messe spielten.«
    Landry verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. »Da wir nicht genügend Schusswaffen für alle hatten, lud ich die Waffen für die anderen nach.«
    »Sehr löblich. Wer gab die Schüsse ab?«
    »Davidson, Williams und Hobson, dann auch

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