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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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und doch war er es, der zuerst von Tom Paines Pamphlet erfuhr. Ich würde gerne hören, wie er davon hörte und warum er diesen Vorfall nicht dem Kommandanten meldete.«
    »Aldrich gab doch selbst zu, das Pamphlet besessen und der Mannschaft vorgelesen zu haben. Der Erste Leutnant braucht nicht zu bestätigen, was ohnehin schon zugegeben wurde.«
    »Vielleicht nicht, aber ich würde gern wissen, wie der Erste Leutnant über den Zustand des Schiffes dachte. Hatte er einen Verdacht, dass die Matrosen meuterische Absichten hegten? Immerhin war er bis kurz vor Ausbruch der Meuterei an Bord.«
    »Ist der Erste Leutnant denn überhaupt anwesend?«, erkundigte sich der Admiral nun.
    »Ja, ich bin hier, Sir«, antwortete Hayden und spürte, dass sich sein Herzschlag beschleunigte.
    »Sie sind hier zu nichts verpflichtet, Leutnant ...«, Duncan schaute auf ein Blatt Papier, »... Hayden. Gegen Sie liegt keine Anklage vor. Wenn Sie es vorziehen, keine Aussage zu machen, dann werde ich Sie nicht drängen - es sei denn, Sie werden von einem der Beschuldigten in den Zeugenstand gerufen.«
    »Ich werde bereitwillig alle Fragen beantworten, Admiral Duncan«, sagte Hayden. Er war nicht gewillt, einfach nur dazusitzen und sich von Hart beschuldigen zu lassen.
    Man machte Hayden Platz, als er Augenblicke später durch die Abtrennung aus herabhängenden Tauen in die Große Kabine trat. Dann blieb er an der Stelle stehen, wo sich Hart zuvor hatte setzen dürfen. Hayden vermutete, dass Kapitän Gardner ein Verbündeter von Philip Stephens war und daher gewiss auch Haydens geheimen Bericht über die Fahrt gelesen hatte. Denn sonst hätte sich Hayden Gardners kluge und gezielte Fragen nicht erklären können. Hayden rief sich jedoch auch in Erinnerung, dass Stephens betont hatte, er habe leider nicht allzu viel Einfluss auf die Besetzung des Gremiums nehmen können.
    »Leutnant Hayden, würden Sie uns sagen, wie lange Sie an Bord der Themis waren?«, begann Duncan.
    »Ich ging am 23. Juli an Bord, Sir.«
    »Ich weiß, dass Sie jetzt kaum Zeit hatten, sich auf die Fragen vorzubereiten oder einen Blick in Ihre Aufzeichnungen zu werfen, aber ohne auf genaue Daten zu achten: Können Sie uns sagen, auf welche Weise Sie erfuhren, dass Aldrich anderen Schiffskameraden Pamphlete vorgelesen hatte?«
    »Mir war nicht bewusst, dass er daraus vorgelesen hatte, Sir, aber ich kann Ihnen erläutern, wie ich darauf aufmerksam wurde, dass er die Schriften selbst gelesen hatte.«
    »Fahren Sie fort, Mr Hayden.«
    »Einer der Midshipmen, Lord Arthur Wickham, kam eines Abends in meine Kabine in der Offiziersmesse. Er hatte mehrere Bücher bei sich, die Aldrich ihm kurz zuvor zurückgegeben hatte. Unter den Büchern entdeckte er zwei Pamphlete, beide aus der Feder von Thomas Paine.«
    »Können Sie sich noch an die Titel erinnern?«
    »Ja, Common Sense und The Rights of Man.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Mr Wickham war sich nicht sicher, ob allein der Besitz dieser Pamphlete gegen irgendwelche Vorschriften verstieß, und fragte mich daher nach meiner Meinung. Ich nahm die besagten Pamphlete an mich und versprach Mr Wickham, mit Aldrich zu sprechen. Doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, warum sich diese Pamphlete unter den Büchern befanden. Ich möchte das Gericht darauf aufmerksam machen, dass alle Midshipmen die Pamphlete gelesen hatten. Auch einige andere Offiziere hatten, wie ich übrigens auch, sowohl Common Sense als auch The Rights of Man gelesen, wenn auch nicht speziell diese Ausgaben. Ich erwähne das nur deshalb, um zu verdeutlichen, dass man diese Schriften aus allgemeinem Interesse lesen kann, ohne gleich meuterische Absichten zu verfolgen.«
    Nach einer kurzen, gewichtigen Pause fuhr er fort: »Ich bestellte dann Aldrich zu mir, zeigte ihm die Pamphlete und sagte ihm, sie seien unter den Büchern gewesen, die er Mr Wickham zurückgegeben habe. Ich glaube, an jenem Tag wollte ich gar nicht wissen, wie die Bücher zu den anderen gekommen waren oder ob sie überhaupt Aldrich gehörten, sondern fragte Aldrich, ob er meuterische Absichten verfolgte. Er versicherte mir ausdrücklich, dies sei nicht seine Absicht. Aldrich war der wohl beste Matrose an Bord, geachtet sowohl von den Offizieren wie auch der Mannschaft, und ich hielt ihn für einen ehrlichen Menschen. Dieser Eindruck bestätigte sich, da er auf Kapitän Harts Nachfrage hin unumwunden gestand, die Pamphlete gelesen zu haben. Daher meldete ich diesen Vorfall nicht. Noch heute bin ich davon

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